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#1

Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 00:23
von Momo • 1.308 Beiträge


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#2

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 11:17
von Gelöschtes Mitglied
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Ein weiterer Tag ohne Erinnerungen. Wahrscheinlich hätte ich früher, als ich noch in der perfekten Welt war und all die Erinnerungen hatte, niemals denken können, wie es sein muss, keine Erinnerungen zu haben. Jetzt weiß ich es. Scheiße ist das. Verdammt nochmal scheiße. Man fühlt sich, als wäre man eine fremde Person. Als wäre man selbst sich fremd, als stecke man in einem anderen Körper, den man nicht kannte, oder als würde man neu geboren werden. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Da füllen die Erinnerungen des zuvor gelebten Tages einem das Leben. Da war dann wenigstens etwas, an das man sich erinnern konnte. Und mit jedem Tag wurde es immer normaler. Da wollte man nicht mehr so dringend alles wissen, wie zu Anfang. Man fühlt sich nicht mehr so verloren. Der Moment, als ich wach wurde, in Mitten des Waldes, war der Horror. Ich lag da, öffnete die Augen und starrte eine Umgebung an, die ich nicht kannte, die ich noch nie gesehen hatte. Mit der Zeit war mir aber klar, dass dies die Wildnis sein muss. Das versicherten mir dann auch zwei Typen, nachdem ich stundenlang durch den Wald geirrt und letzendlich denen in die Arme gelaufen war. Gott war ich froh, sie gefunden zu haben, beziehungsweise, dass sie mich gefunden haben. Sie führten mich zu einer Art Lichtung mit vielen kleinen Holzhütten. Diese Lichtung kam mir wie ein kleines Dorf vor. Da Häuser, da Felder, und überall arbeitete irgenwer an irgendeiner Sache. Man baute wie im Mittelalter sein Essen an, holte sich an einem Fluss oder Brunnen Wasser. Diese Lichtung war mit der Zeit wie mein Zuhause geworden. Sie ist eine Art offene Fläche, die vom Wald, der ewig zu sein scheint, umgeben ist. Es gibt einfach keinen Ausweg. So oft war ich herumgelaufen, immer tiefer in den Wald hinein, in verschiedene Richtungen. Stun-den-lang. Und was hab ich gefunden? Nichts. Ab und zu Holzhütten zwischen den dichten Bäumen, aber sonst nicht. Da waren dann noch die Jäger. Als ich ihnen das erste Mal begegnet war, dachte ich, ich stehe irgendwelchen Urzeitmenschen gegenüber. Oberkörperfrei, Kriegsbemahlung aus Ruß, schmutzig wie richtige Kerle. Ganz anders als wir Friedlichen. Und wie ich später auch erfuhr, lebten diese ganz anders. Sie waren einfach nur.. unmenschlich. Ja, wirklich. Einfach nur widerlich und unmenschlich. Manchmal fragte ich mich, wie Menschen so werden konnten. Dann kam ich zu dem Entschluss, dass es einfach dieses Machtgefühl sein musste. Das gute Gefühl, dass sich in ihnen ausbreitete, wenn sie jagen gingen, sich fühlten wie die Stärksten. Manche gingen aber auch zu den Kannibalen, weil sie sich einfach davor fürchteten, selbst irgendwann auf dem Silbertablett zu landen. Naja. Ich jedenfalls entschied mich nie dazu, zu ihnen zu gehen. Die zwei Jahre, die ich nun hier war, hatte ich nie an der Gruppe gezweifelt, in der ich war. Die, die mich aufgenommen hatten.. Sie waren jetzt meine Familie. Gan eindeutig. Und zwei ganze Jahre habe ich jetzt mit ihnen gegen die Jäger angekämpft. Einer der zwei, die mich damals gefunden hatten, fiel ihnen zum Opfer. Diese Bastarde.. Der andere, Rick, war mein bester Kumpel. Nun sind wie beide die, die schon am längsten hier sind. Die anderen, die vor uns hier waren, sind nun nicht mehr da. Tja, aber was soll man machen. Wir versuchen alle auf den richtigen Weg zu führen, haben Regeln aufgestellt. Und um ehrlich zu sein, klappt das bis jetzt ganz gut. Wir können zwar nichts dagegen tun, dass die Kannibalen uns manchmal überfallen, uns etwas klauen.. aber wehren dürfen wir uns. Aber wirklich nur dann. Leise schlich ich durch den Wald, um Wild, das hier möglicherweise in der Gegend war, nicht zu verscheuchen. Meinen Pfeil und mein Bogen hielt ich schonmal bereit in der Hand. Wir friedlichen gingen auch Jagen, klar, aber das nur, wenn es dringend war. Wir schlachteten nicht fünf Tiere auf einmal, obwohl wir nur eins brauchen. Und schon gar nicht vergreifen wir uns an Menschen. Da wäre ich lieber Vegetarier für den Rest meines Lebens. Und letztendlich wären die Kannibalen die jenigen, die ein Problem hätten, wenn es kein Wild mehr in der Wildnis gäbe. Nun gut, aber das ist sowieso unvorstellbar. Die Wildnis war so groß, dass es einfach nie an Essen knapp werden würde. Langsam lief ich ein kleine Vertiefung herunter. Und da sah ich schon in der Ferne etwas am Boden. Reflexartig spannte ich meinen Bogen, zielte auf das.. Nein Moment. Verwirrt ließ ich meinen Bogen sinken, schaute stirnrunzelnd in die Ferne. Es bewegte sich nicht und sah beim genaueren Hinschauen auch nicht wie ein Tier aus. Ich ging darauf zu und.. blieb direkt davor stehen. Es war ein Mädchen. Sie schien bewusstlos zu sein. Bogen und Pfeil steckte ich erstmal weg, dann kniete ich mich neben die zierliche Gestalt, strich ihr das blonde, lange Haar aus dem Gesicht. Seelenruhig lag sie da. Wie lange wohl schon? Als ich meine Finger an ihren Hald legte, um den Puls zu prüfen, spürte ich wie kalt sie war. Noch jemand aus der perfekten Welt.., dachte ich seufzend. In dieser Woche war sie bereits die dritte Person. Und nur selten waren es Frauen, die hierher geschickt wurden. Für einen kurzen Moment überlegte ich, sie liegen zu lassen. Sie musste ihren Weg schon selbst finden. Sei doch nicht so ein Arsch. , sprach deine eine Stimme zu mir und ich raffte mich auf, mich ihr zu verpflichten - für's Erste, damit sie nicht erfror. Das mit der Jagd muss ich wohl verschieben. Ich legte meine Arme um das zierliche Mädchen und hob sie kurz darauf hoch. Sie war nicht sonderlich schwer, wie mir auffiel. Und klein war sie auch.
''Wer ist das?'' ''Keine Ahnung. Hab sie gerade in der Nähe des Baches gefunden. Scheint dort etwas länger zu liegen.'' Rick warf einen prüfenden Blick auf das Mädchen und nickte dann nach einigen Sekunden. ''Ja, mach nur.'', waren seine Worte. Also lief ich Richtung Holzhütte. Rick und ich teilten uns eine. Manche waren auch etwas größer und teilten sich zu dritt ein Häuschen. Ich trat die Tür mit dem fuß vorsichtig auf, ging seitwärts hindurch, um die nicht gegen den Türrahmen zu hauen, und ging hindurch zu einem Bett auf der linken Seite. Ich hatte eigentlich kein Problem damit, sie in meinem Bett schlafen zu lassen, also legte ich sie dort nieder, zog ihr die Schuhe von den Füßen und legte die warme Decke über ihren Körper, damit sie sich ein wenig aufwärmte. Mein Blick war einige Sekunden auf sie gerichtet, ehe ich beschloss, wieder hinauszugehen und sie hier schlafen zu lassen, bis sie denn wieder zu Bewusstsein kam. Leise schloss ich die Holztür und ließ somit Dunkelheit in die Hütte ziehen. Nur durch das eine Fenster kam Licht hindurch.

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#3

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 15:20
von Momo • 1.308 Beiträge

„Lasst mich los!“ – „Nein, neeein.. ich hab nichts getan. Lasst mich los!“, vergebens versuchte ich mich gegen die sechs Hände zu wehren, die mich auf den Stuhl drückten. Eine Frau zu meiner linken, die meinen linken Arm hielt, ihn auf die Stuhllehne drückte, eine zu meiner rechten, das selbe mit meinem rechten Arm und dann war da noch der Kerl vor mich, der in einer Hand eine Spritze hielt, mich mit der zweiten Hand gerade daran hinderte ihn zu treten, weil ich so verzweifelt versuchte mich zu wehren. „Haltet sie richtig fest, ich brauche eine Vene und die erwische ich nicht, wenn sie weiter so zappelt.“, forderte er die zwei Frauen auf, woraufhin die eine ihre zweite Hand noch auf meine Schulter legte, mich gegen die Lehne des Stuhls drückte und die zweite meinen Arm mit aller Kraft ausstreckte und so ruhig hielt wie es ihr in dem Moment möglich war. Keine Frage, ich versuchte mehr als mich zu wehren, aber gegen drei kam ich nicht an. Ich war deutlich in der Unterzahl und damit ziemlich unterlegen. Aufgeben war in diesem Moment dennoch keine Option. Letzten Endes schaffte er es aber dennoch mit die Nadel der Spritze in dem Arm zu rammen und mir das darin enthaltene Mittel in den Körper zu spritzen. Noch einmal versuchte ich mich dagegen aufzulehnen, aber es war zu spät. So schnell wie mein Körper an Kraft verlor brauchte es sicherlich keine fünf Minuten, bis ich meine Augen nicht mehr aufhalten konnte, so sehr ich es auch wollte. Irgendwann sackte mein Kopf hinunter, meine Glieder wurden schwer und ich unterließ es vollkommen mich gegen eine der drei Personen – oder gleich alle – aufzulehnen. Was weiter geschah bekam ich natürlich nicht mit, aber ich wusste es. Noch wusste ich es, was nun mit mir geschehen würde. Sie würden mich aussetzen, vor die Tür schmeißen, mir selbst überlassen und mich sterben lassen. In letzter Zeit lehnten sich immer mehr und mehr Menschen gegen den selbst ernannten Rat auf. Die, die die Regeln aufstellten und über Recht und Unrecht entschieden. Die Herrscher unserer perfekten, kleinen Welt. Ich zählte zu den Rebellierenden und war... erwischt worden, zu gefährlich geworden. Wie auch immer.. Ich wusste genau wohin ich nun kam und hatte wahnsinnige Angst davor. Noch wusste ich es. So sollte es allerdings nicht mehr bleiben. Ich bekam weder mit, wie sie mich vor den Toren der Stadt und mitten im Wald, mitten in der Wildnis ablegten, noch bekam ich mit wie ich nach einiger Zeit von einem jungen Mann gefunden wurde, der so freundlich war sich mir anzunehmen und mich zumindest einmal nicht hier unter den Bäumen, auf dem kalten Waldboden wach werden zu lassen. Als ich langsam wieder zu Bewusstsein kam, spürte ich eine weichen, warmen Untergrund, eine Decke mit der ich zugedeckt war... alles schön und gut, ich war tiefenentspannt... bis in mir die Frage aufkam wo ich war, was los war, sogar wer ich war. Mit einem Schlag riss ich die Augen auf, starrte an die relativ niedrige Decke in einer kleinen Hütte aus Holz, in der dämmriges Licht herrschte. Mit einem erschrockenen Keuchen richtete ich mich auf, sank sogleich aber wieder zurück, weil sich auf Grund der schnellen Bewegung schwarze Punkte vor meinen Augen abbildeten, die ich erst einmal los zu werden versuchte, indem ich mich so ruhig wie möglich benahm. Ruhig war allerdings relativ. Ich war absolut angespannt, meine Finger krallten sich an der Decke fest, ich hatte die Augen fest zusammen gekniffen und versuchte mir ins Gedächtnis zu rufen was geschehen war. Aber in meinem Kopf herrschte eine klaffende Leere. Es war, als wäre dies mein erster Tag auf Erden. Als wäre ich noch nie zuvor hier gewesen. Als ich mir sicher war, dass mein Kreislauf halbwegs mitspielte, richtete ich mich langsam nochmal auf, bevor ich die Beine aus dem Bett schob und die Füße auf dem Boden abstellte. Neben dem Bett standen ein paar Schuhe, schienen eine passende Größe zu sein. Aber waren es Meine? Sonst stünden sie wohl nicht an meinem Bett, oder? Unsicher strich ich mir durch die.. ungewohnt langen, blonden Haare, die mir zerzaust über die Schultern fielen und in denen teilweise noch ein kleines Blatt oder ein dünnes, kleines Ästchen hing, was darauf schließen ließ, dass ich nicht hier eingeschlafen war, denn das Bett war sauber. Das stellte ich zumindest fest als ich meinen verwirrten, aufmerksamen Blick kurz darauf senkte. Mein Herz raste, mein Atem ging schneller und Panik kam in mir auf. In meinem Kopf herrschte immer noch eine klaffende Leere, die mich zu verschlucken drohte und mir Angst einjagte. Meine Hände lagen an der Bettkannte, um mich einerseits ein wenig zu stützten und andererseits einfach auch etwas in der Hand zu haben, zu wissen wohin mit den Händen. „Hallo?“, fragte ich leise.. wobei meine Stimme ohnehin nicht sonderlich stark und selbstsicher klang in diesem Moment. Es war mehr ein Flüstern und ich erwartete kaum, dass es jemand hören würde. Alleine hier in dieser Hütte war ja niemand außer mir selbst. Dennoch wartete ich darauf dass etwas geschah, das mir einfiel was zu tun war, was ich tun sollte oder tun musste, wo ich hier war. Einfach, dass irgendetwas geschah. Egal was, in dem Moment. Mein Blick glitt zu dem kleinen Fenster, woraufhin ich mich erhob und vorsichtig einen Fuß vor den Anderen setzte, um meine Hände schließlich auf den Fensterrahmen – ebenfalls aus Holz – zu legen und vorsichtig hinaus zu sehen. Aber auch was ich dann sah brachte mir rein gar nichts an Erinnerungen zurück. Alles, ausnahmslos alles, war fremd. Ich fühlte mich deplatziert, vollkommen fehl am Platz.


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#4

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 15:48
von Gelöschtes Mitglied
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Mit den Gedanken bei dem Mädchen, welches ich heute im Wald gefunden hatte, half ich Thomas, ja er ist einer der besten Handwerker hier, die Tür einer alten Hütte wieder in Ordnung zu bringen. Die Kannibalen hatten uns letzte Nacht versucht zu überfallen und dabei die Holztür eingetreten. Wir konnten echt von Glück reden, dass sie nur herausgesprungen und nicht durchgeborchen war. ''He, Thomas. Wart mal hier, bin gleich wieder da.'', teilte ich dem hochgewachsenen Schwarzhäutigen mit. Dieser nickte nur, woraufhin ich den kleinen Hammer bei Seite legte und mich seufzend auf den Weg zu unserer Hütte machte. Dabei lief mir Rick über den Weg. ''Wir gehen in den Wald. Jagen. Sind vor Sonnenuntergang zurück.'' Ja, wir brauchten dringend noch etwas Wild. Auch, wenn es nur einige Karnickel waren. Mindestens einmal in der Woche werden zwei bis fünf Leute losgeschickt. Es dürfen nicht zu viele sein, da wir sonst nur die Aufmerksamkeit der Kannibalen auf uns ziehen würden. Und dann gäbe es sicherlich schon in den nächsten Stunden einen riesen Aufstand und Streit. Fresst euer Gemüse, ihr Karnickel, wenn ihr Fleisch wollt, müsst ihr zum richtigen Jäger werden-wie wir!, warf uns Jack, der Anführer der Truppe, einmal vor den Kopf. Tja und seitdem passten wir eben auf, gingen aber trotzdem los. Ist ja nicht so, dass es genug Getier in der Wildnis gibt, nein.. Mein Blick war noch kurz der kleinen Truppe gewidmet, die allmählich im Geäst zwischen den hohen Bäumen verschwand. Ich hatte vor, mal nach der Blondine zu sehen. Vielleicht war sie mittlerweile schon zu sich gekommen und wusste nicht, was sie als nächstes tun sollte. Jap, so hatte ich mich auch gefühlt, als ich hinter einem Gebüsch mitten in der Wildnis aufgewacht war. Nun gut, mein Bett war schon ein besserer Ort. Das hätte ich mir auch sehr gewünscht, als ich wach geworden bin. Wieder einmal fragte ich mich, was der Grund ihrer Verbannung sein könnte. Aber dies würde bestimmt niemand hier erfahren. Selbst Rick nach seinen drei Jahren hier hatte immer noch keine Erinnerungen an die Zeit in der perfekten Welt. Deswegen ging ich auch davon aus, dass auch ich niemals erfahren würde, warum ich hier gelandet war. Habe ich rebelliert? Wenn ja, wie? Oder wurde ich verbannt, weil ich für das Gerechte kämpfte, dass vom Rat jedoch als schlimmes Vergehen angesehen wurde? Ich wusste es einfach nicht. Und so sehr ich mich auch manchmal anstrengte, mich zu erinnern. Es war nicht möglich. Mittlerweile war ich auch schon erschöpft davon, diese ständigen Gedanken an die frühere Zeit mit mir rumzuschleppen. Als ich an der Holzhütte angekommen war, öffnete ich die Tür. Nicht leise, nicht laut. Eben so, wie ich normal eintreten würde. Und da fiel mir sofort auf, dass das Bett leer war. Die Decke war unordentlich zur Seite geschwungen und die Schuhe standen immer noch vor dem Bett. Automatisch wich mein Blick nach rechts zum Fenster, wo sie dann auch tatsächlich stand. Total verwirrt, unwissend wo sie ist und was so tun soll, stand sie da. ''Willkommen.'', waren meine Worte, ehe ich in das Häuschen trat und mich auf die kleine Küchentheke zubewegte. Auf dieser standen natürlich nicht die üblichen Dinge wie Wasserkocher oder so, sondern nur ein paar Holzbecher und halt so ein übliches Zeug, das man in der Wildnis herstellen konnte. Mein Blick ruhte noch auf dem Mädchen, als ich mir einen Becher schnappte und diesen locker in der Hand hielt. ''Hast du Durst?'' Ich war echt schlecht im Bekanntschaftenmachen. Und die Worte Willkommen und Hast du Durst waren eben die einzigen, die mir in der Situation einfielen. Wie sonst sollte ich eine fremde Person, die sich an nichts erinnern kann, begrüßen? Ich musterte das Mädchen, dessen Namen ich noch nicht kannte. Sie war tatsächlich etwas kleiner, ziemlich schlank. Und ihr Haar schien jetzt noch länger. Durchaus hübsch. Musste echt aufpassen, dass die Kerle der Kannibalen sie nicht erblickten. Die würden sich bestimmt nur so um sie streiten, sie am liebsten gleich mitnehmen und sonst was mit ihr anstellen. Hier gab es eben nicht so viele weibliche Personen und bei den Kannibalen schon gar nicht. Bei Jack konnte ich es mir außerdem gut vorstellen, dass er gleich ein Auge auf sie warf.


zuletzt bearbeitet 03.02.2015 15:56 | nach oben springen

#5

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 16:09
von Momo • 1.308 Beiträge

Ich konnte beobachten, wie eine kleine Gruppe an dem Fenster vorbei lief – natürlich in einigem Abstand. Ob ich sie kannte? Vermutlich nicht, ich konnte mich nämlich nicht an sie erinnern. Ob sie mich kannten? Seufzend strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor ich hinter mir ein Geräusch vernahm, das mich letztlich auch dazu veranlasste etwas überstürzt herumzuwirbeln und in das Gesicht eines, mir fremden, jungen Mannes zu bleiben. Wobei er keine abweisende oder gar bedrohliche Haltung aufzuweisen hatte, weswegen ich zumindest den Fluchtinstinkt in mir in dem Moment ganz gut unterdrücken und in Schach halten konnte. Willkommen? Willkommen wo? Ich folgte ihm langsam mit meinem Blick zu der Theke, beobachtete ihn dabei wie er den Becher in die Hand nahm. Falls das tatsächlich ein Becher war, er sah so aus, aber keiner wie ich... ihn mir vorstellte. Da war etwas, ich wusste wie er aussehen sollte, aber ich wusste nicht woher ich das wusste. Es war verwirrend. Wahnsinnig verwirrend. Er fragte mich ob ich Durst hatte, erst in diesem Moment wurde mir bewusst wie trocken mein Mund und meine Kehle war. Deswegen nickte ich langsam, weil ich mir gerade auch gar nicht wirklich sicher war, ob meine Stimme nicht gänzlich versagen würde. Ich blieb auch noch am Fenster stehen, machte in dem Moment keine Anstalten mich in seine Richtung zu bewegen und ihm ein klein wenig entgegen zu kommen. Dazu war mir die gesamte Situation wohl doch einfach noch viel zu suspekt. Erst als er Wasser in den Becher füllte neigte ich den Kopf ein klein wenig zur Seite, trat einen kleinen Schritt nach vorne und nahm ihm vorsichtig den Becher mit dem Wasser aus der Hand um kurz darauf einen Schluck zu nehmen. Es würde ja wohl kaum vergiftet sein, oder? Davon wollte ich in dem Moment nun einfach mal nicht ausgehen. „Wo bin ich?“, na da funktionierte die Stimme doch gleich wieder viel besser, ohne dieses unangenehme Kratzen im Hals und mit frisch befeuchteten Lippen, irgendetwas – wenn auch nur Wasser – im Magen. „Und wer bist du?“, eigentlich hatte ich fragen wollen wer ich war.. aber letzten Endes war ich doch noch um geschweift. Ich wollte erst wissen wer er war, vielleicht würde er mir auch gleich sagen wer ich war. Meinen Blick senkte ich kurz auf den Becher in meiner Hand, woraufhin mir ein schmales, kleines Kettchen an meinem Handgelenk auffiel, darauf fixiert hätte ich fast vergessen nicht Alleine in dieser Hütte zu sein, während ich die zweite Hand vorsichtig anhob um über den schmalen Anhänger zu streichen auf dem auch etwas eingraviert zu sein schien. Bei dem Licht gerade allerdings war es kaum zu entziffern und dann lenkte der junge Mann auch wieder meine Aufmerksamkeit auf sich, ich hob den Blick also wieder an um ihn anzusehen. Ich klang zwar sicherlich noch immer sehr.. leise und zart, aber ich war mir sicher, dass er meine Worte verstanden hatte. Ganz offensichtlich sprach er ja meine Sprache, sonst hätte ich ihn wohl nicht verstanden. Meine Sprache, wie es klang, wo ich nicht einmal wusste wer ich selbst war. Ich seufzte leise, trank noch einen Schluck von dem kühlen Wasser, das mir ein angenehmes Gefühl im Hals verschaffte, während ich spüren konnte wie es meine Speiseröhre hinunter rann. Ich war versucht einen Moment die Augen zu schließen, ermahnte mich aber dazu aufmerksam zu bleiben. Zumindest ein kleines bisschen. Immerhin war ich hier nicht alleine und er war mir fremd. Fremd wie alles andere hier.


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#6

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 16:37
von Gelöschtes Mitglied
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Schweigend füllte ich den Becher voll und gab ihr diesen dann. Ich beobachtete sie still, machte keine Anstalten weg zu gehen oder sonst etwas anderes zu tun, sondern wartete, bis sie etwas sagte. Die meisten Neulinge waren zu Anfang nicht sehr gesprächig, also war ich das gewohnt. Und dann kam tatsächlich eine leise Frage über ihre Lippen. Wo bin ich? ''In der Wildnis.'' Das musste sich bestimmt komisch anhören. Vielleicht wusste sie ja gar nicht, was die Wildnis war, weil sie diese noch nicht gesehen hatte. Manche Personen hatten eben weniger Erinnerung als andere, kannten einige Begriffe nicht mehr. Ein Junge, der vor kurzem zu uns kam, hatte sogar Schwierigkeiten damit, seine Sprache wiederzufinden. Er sprach Deutsch mit einer anderen Sprache gemischt, was wohl darauf hin wies, dass er zweisprachig aufwuchs. Und warum er die Sprachen durcheinander warf? Wahrscheinlich hatten ihm die Menschen da draußen mehr Mittel gespritzt, als anderen. Mittlerweile kann er wieder vernünftig sprechen, aber man weiß nie, wie hart es einen getroffen hat. Als sie mich fragte, wer ich bin, dachte ich mir leise Wüsste ich auch gern. Meinen Namen kannte ich aber. Und mit der Zeit kannte ich mich vermutlich besser als sie sich selbst gerade. ''Ich bin Aiden. Kannst du dich an deinen Namen erinnern?'', wollte ich dann wissen. Es gab durchaus Leute, die sich sofort daran erinnerten. Doch einige brauchen Tage, bis sie diesen wieder wissen. Ich brauchte ungefähr.. zwei Tage, bis ich mich wieder an meinen Vornamen erinnern konnte. Die Erinnerung kam zurück, als wir von Kannibalen angegriffen wurden. Komischer Zeitpunkt, nicht? Meinen Nachnamen kannte ich jedoch erst nach einer Woche, der ist aber auch nicht so wichtig. ich wandte meinen Blick nicht von dem blonden Mädchen ab, wartete geduldig und lehnte mich gelassen an die Theke. Die Hände vergrub ich in meinen Hosentaschen. Was die anderen wohl sagen würden, wenn sie sie sehen? Der Großteil war unterwegs, arbeitete, oder war einfach nur beschäftigt. Deswegen war die Nachricht der Neuen bestimmt noch nicht verbreitet worden. Rick jedenfalls konnte schweigen wie ein Stein. Und das hatte er bestimmt auch getan. Aber wenn mich jemand gesehen hatte, wie ich sie in die Hütte trug, wussten es wahrscheinlich schon alle. Naja was solls. Sie würden es sowieso bald erfahren. Nur stand noch die Frage offen, ob sie überhaupt bleiben würde. Eigentlich muss sie ihren eigenen Weg finden. Ich kann sie zu nichts zwingen. Ob sie hier bleibt oder nicht, bleibt ihr überlassen. Und es müsste noch darüber abgestimmt werden. So taten wir das immer. Wir versammelten uns und stimmten ab, ob eine Person bleiben darf. Ganz demokratisch und gerecht. Wenn sie nicht bleiben würde, müsste sie sich wohl allein durch die Wildnis schlagen - und das war wirklich nicht ungefährlich. Raubtiere, Kannibalen.. Ja das reicht schon an Gefahren. Mehr können wir wirklich nicht gebrauchen. Wobei die Jäger das größere Problem sind. Die zetteln wann immer es geht Streit an, stellen sich an wie die King's des Waldes, denken man kann alles nur mit Gewalt regeln. Letzendlich hängt aber alles von Jack ab. Er bringt die anderen so weit, dass sie sogar über Leichen gehen würden. Da kann man mir nicht sagen, dass das noch normal ist. Sogar jegliche Versuche der Zusammenführung sind fehlgeschlagen. Im Nachhinein frage ich mich auch, ob man diese schon so zu Monster mutierenden Kannibalen noch umstimmen oder retten kann.. Das hat sich doch bei denen schon eingebürgert und ein Teil von ihnen wird immer so grausam und widerlich bleiben. Fairness - dieses Wort gibt's auch nicht in deren mikrigen Hirnern, die sie zu durchaus Nützlicherem verwenden könnten.

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#7

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 16:54
von Momo • 1.308 Beiträge

In der Wildnis. In der Wildnis? Fragend wanderten meine Augenbrauen in die Höhe. Wildnis. Damit konnte ich nichts anfangen, ich hatte keinen Zusammenhang zu diesem Wort, zu dem was es bedeutete und darstellen sollte. Ich befand mich in einer Hütte, wenn auch klein und nicht so wie ich sie mir normalerweise vorstellen würde. Nicht aus Holz, nicht so.. primitiv. Aber sie wies einige Parallelen zu dem auf, zu dem ich einen Bezug, wenn auch keine Erinnerung, hatte. Immerhin hatte ich auch intuitiv gewusst, dass dies hier ein Becher war in meiner Hand, auch wenn ich ihn mir normalerweise anders vorgestellt hätte. Ich erkannte das Bett, die Theke... und doch war alles anders als ich es mir vorstellen würde. Wie gesagt; Erinnerungen waren keine da und ich könnte auch nicht sagen woher ich dieses Gefühl hatte oder es wusste, es war einfach da. Ohne jeglichen Zusammenhang. „Was soll das bedeuten?“, hakte ich also nach. Ich kam mir verloren vor, wie ich hier doch mitten im Raum stand, den Becher in den Hand und sein Blick ruhig, aber doch auch aufmerksam auf mir ruhte. Ich schluckte schwer, bevor er mir auch auf meine zweite Frage eine Antwort lieferte, gleich noch eine hinten an hängte. Aiden. In meinen Gedanken wiederholte ich seinen Namen einige Male um ihn mir einzuprägen und ihn nicht zu vergessen. Ich brachte damit allerdings auch nichts in Zusammenhang. Weder ein Gesicht, noch eine.. Erinnerung. Wie schon die gesamte Zeit war einfach keine Erinnerung da. Klaffende Leere, die sich in meinen Kopf hinein fraß. Immer weiter und weiter. „Meinen Namen..?“ Wiederholte ich fragend, dieses Mal nicht nur in Gedanken sondern laut ausgesprochen, während ich mein Gehirn nach irgendeiner Information durchforstete die ich ihm liefern könnte. Aber da war nichts, das ich greifen konnte. Absolut gar nichts. „Ich...“, begann ich, atmete tief durch, weil die Stimme etwas zittrig geworden war, während ich verzweifelt nach einer Antwort suchte. Eine Antwort die eigentlich ein Jedem total einfach fallen sollte.. mir hingegen fiel es gerade wahnsinnig schwer. Ich wusste es einfach nicht, ich kam nicht drauf. Ich kam nicht auf meinen eigenen Namen. Wieso wusste ich meinen eigenen Namen nicht, wieso konnte ich ihm nicht sagen wer ich war? „Wieso weiß ich ihn nicht? Wieso... kann ich mich nicht erinnern?“ Ein unangenehmer Schauer schüttelte meinen Körper, woraufhin ich den Becher – nachdem ich noch einen Schritt zu ihm und der Theke getreten war – auf der Theke neben ihm abstellte und mir mit den Händen über den jeweils anderen Arm rieb, die Schultern etwas in die Höhe zog. Mir war nicht kalt, ich fröstelte gerade eher aus dem Grund, dass mir das alles hier einfach wahnsinnig unangenehm war. Und wie würde das hier weiter gehen für mich, wenn er mich auch nicht zu kennen schien. Und was tat ich hier überhaupt, wenn er mich nicht einmal kannte. Ganz offensichtlich war das hier ja so etwas wie sein Heim, oder nicht? Aber meines nicht unbedingt. Zumindest schien es in dem Moment einfach nicht so. Sonst würde er mich ja auch kennen, oder? Oder er würde hier nicht einfach ungebeten herein kommen... vielleicht aber doch. Ich wusste es nicht, ich wusste gerade gar nichts und das machte mich wirklich wahnsinnig..


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#8

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 17:16
von Gelöschtes Mitglied
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Verständlich, dass tausende von Fragen in ihr aufkamen. So war es bei mir auch gewesen. Eine Frage, dann die zweite und nach kurzer Zeit wollte ich am liebsten alles wissen, weil ich mich gefangen gefühlt hatte. In dieser Unwissenheit, in dieser Leere. Was soll das bedeuten?, wollte sie wissen. Meinte sie damit die Wildnis. Ich schätze ja. ''Wir sind abgeschottet von der perfekten Welt da draußen. Die mit der Kuppel.'', versuchte ich ihr zu erklären, aber vielleicht warfen sich jetzt dadurch noch mehr fragen in ihr auf. Vermutlich wusste sie nicht, was ich mit der perfekten Welt meinte. Und so perfekt war sie letzendlich gar nicht. Sie wurde nur so genannt, weil sie perfekt zu sein schien. Der Rat perfekt, die Stadt perfekt.. alles musste perfekt sein und wenn sich da etwas in den Weg stellte und die ach so heile Welt störte, wurde dieses einfach so entfernt, ohne mit der Wimper zu zucken. Man sollte sich wirklich fragen, was daran so perfekt sein soll - Menschen zu verbannen.. sind doch selbst so schlimm wie die Kannibalen, wenn sie Menschen quasi vor die Tür setzen und manchmal auch gleich dem Tod überliefern. Oder eben sich selbst. Die Wildnis wäre auch gar nicht so schlecht, wenn da nicht die Kannibalen wären. Aber ausrotten können wir sie nicht, dass widerspricht dem Gesetz unserer Truppe. Die Gesetze sind uns heilig und wer sie nicht befolgt, wird auch Strafen ausgesetzt. Nein, darunter darf man sich nicht Folter, Qualen oder Sonstiges vorstellen. Bei uns sind Strafen mit Schmutzarbeit oder harter Arbeit verbunden. Nichts, das einem wirklich schaden könnte. Denn das würde ja widerrum nicht mit unserem Gesetz übereinstimmen. Schon bei den ersten Worten, die eher wie eine Frage klangen, wusste ich bereits, dass sie sich daran nicht erinnern konnte. Noch nicht. Sie stammelte ein wenig vor sich hin und als ihr bewusst war, dass sie sich an nichts erinnern konnte, sah sie ziemlich geschockt aus. ''Macht nichts. Du erinnerst dich schon noch in den nächsten Tagen.'', dann ging ich gleich auf ihre nächste Frage über. ''Uns allen wurde das Gedächnis genommen. Ich wusste anfangs auch nichts.'' Ich versuchte, sie mit diesen Worten irgendwie zu beruhigen, ihr zu zeigen, dass es kein Grund zur Furcht oder Verzweiflung gibt. Naja kein Grund zur Verzweiflung - das ist leicht gesagt, aber ziemlich schwer durchzusetzen. Man kann niemandem einen Vorwurf machen, wenn man wirklich daran verzweifelt. ''Hab mich anfangs auch ziemlich mies gefühlt.'' ich wandte mich von ihr ab, ging auf die schwere Tür zu, um diese zu öffnen. ''Komm mit.'', meinte ich schließlich, während mein Blick wartend auf ihr ruhte. ''Ach.. und das sind deine Schuhe.'' Vielleicht hätte sie sich das denken können, aber ich wollt sie nur einmal daran erinnern. Außer.. sie wollte ohne Schuhe raus gehen. Mein Blick fiel dann kurz nach draußen. Einige waren mittlerweile zurückgekommen, machten Pause von der Arbeit und so weiter. Irgendwie war ich gespannt auf deren Reaktion, wenn sie die Neue, so nenn ich sie jetzt einfach mal, sehen. Das Wetter war ebenfalls angemessen. Es war recht warm und ein kühler Wind wehte. Man konnte durchaus im T-Shirt raus gehen.

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#9

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 18:28
von Momo • 1.308 Beiträge

Welt. Kuppel. Perfekt. Das waren Worte mit denen ich trotz allem nicht wirklich etwas anfangen konnte. Und das sah man mir auch an. Man sah mir deutlich an wie es in meinem Kopf ratterte, wie ich aber zu keinerlei Erkenntnis oder Ergebnis gelangte. In dem Moment war ich darüber so verzweifelt und deprimiert, dass ich ihm diesbezüglich gar nichts mehr entgegen brachte, außer einen leicht verzweifelten Blick.. Und dann teilte er mir auch noch mit, dass es nichts machte, wenn ich mich nicht erinnerte und dass mir die Erinnerung an meinen Namen in den nächsten Tagen schon noch kommen, zufliegen würde. Würde sie das? Wieso war er sich da so sicher? Ich zog die Augenbrauen ein wenig zusammen, nickte dann aber langsam. Was sollte ich auch anderes tun als ihm zuzustimmen und ihm Glauben zu schenken? Er schien mehr zu wissen wie ich – wobei das in dem Augenblick auch nicht schwer war. Ich wusste nämlich gar nichts, so kam es mir zumindest vor. Wenigstens hatte ich nicht verlernt zu laufen oder zu sprechen – das wäre ja noch schöner gewesen. Ich konnte sehen, hören, fühlen, riechen.. und sicher auch Schmecken, ich hatte fünf Finger an jeder Hand und sicher auch fünf Zehen an jedem Fuß. Ich hatte Haare – obwohl mir auch die fast schon fremd vorkamen – und was auch immer noch. Ich hatte all das, was ein Mensch haben sollte. Nur eben keine Erinnerungen, wie es schien. Aber das fand er scheinbar vollkommen normal, er schien das ganz locker zu sehen.. Und wer war ‚uns allen‘? Er verwirrte mich von Wort zu Wort mehr. Immer mehr Fragen stiegen mir in den Kopf und brachten mich durcheinander, ebenso wie sie mich mehr und mehr verzweifeln ließen. „Welche anderen? Wieso das Gedächtnis genommen?“, eigentlich schien es mir ja schon fast sinnlos ihm diese Fragen zu stellen, da bei jeder Antwort nur noch mehr Fragen aufkamen. Aber sie kamen so.. direkt und hoffnungsvoll über meine Lippen, dass ich sie gar nicht wirklich zurück halten konnte und irgendwie auch wollte. Vielleicht würde ja doch irgendwann Klarheit über mich hineinbrechen. Vielleicht auch nicht, keine Ahnung. Als er sich von der Theke abstieß, auf meine Schuhe wies – wie ich ja vorhin schon vermutet hatte –, schlüpfte ich in diese, um dann seiner Aufforderung mitzukommen zu folgen. Ich wollte einiges, aber nicht alleine hier zurück bleiben und er schien raus gehen zu wollen und wenn er mich schon aufforderte mitzukommen. Meine Beine gewöhnten sich mittlerweile von Schritt zu Schritt mehr an mein Gewicht, sodass ich schon bald wieder sicherer auf ihnen stand und auch laufen konnte. Im Türrahmen angekommen blieb ich allerdings doch nochmal stehen, starrte alles mit großen Augen an, während ich langsam den Blick schweifen ließ. Wildnis. Der Ort war mir Fremd und ich brachte nicht einmal einen richtigen Gedanken mit ihm in Bezug, wie Beispielsweise mit dem Becher oder dem Bett. Er war mir einfach... absolut fremd. Ich schluckte schwer, wobei die Sonne nur wenige Zentimeter vor meinen Füßen auf den Boden schien, die gesamte Lichtung in ein angenehm warmes und einladendes Licht tauchte. Wobei ich mich ab nun doch sehr an Aiden orientierte. Alleine wollte ich hier zwischen all den unbekannten Gesichtern nicht stehen, nicht zwischen den fremden Hütten, den Bäumen, den Menschen. Er war zwar auch ein Fremder, aber ich wusste mehr über ihn als über mich – auch wenn es eigentlich nur der Name war der dies unterschied.


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#10

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 18:55
von Gelöschtes Mitglied
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Wir traten hinaus, wobei uns gleich eine frische Brise entgegen kam. Ich war viel lieber draußen, in der Natur und nicht in der dunklen Hütte. Immerhin kannte ich nichts anderes und am Tag in dunklen vier Wänden zu sitzen war auch nicht gerade super. Wir hatten eine Gruppe, die daran arbeitet, irgendwie Lampen oder Licht herzustellen. Oder wenigstens eine Öllampe. Das sind die Elektriker-Freeks. Bei uns gab es so gut wie jede Kategorie. Jede war für etwas zuständig und hat nur Leute, die auch wirklich gut in ihrem Gebiet sind. Sogar Feldarbeiter gibt es. Sogut wie alles, was man sich nur vorstellen kann. Wer ich war? Tja, ich war mal hier, mal da, aber hauptsächlich bin ich Jäger unter uns Friedlichen. Ich kann am besten mit Pfeil und Bogen umgehen, bin leise und somit perfekt getarnt. Handwerklich war ich auch oft unterwegs, wie vorhin, als ich Thomas geholfen habe. Pfeil und Bogen fertigte ich selbst an. Apropos Thomas.. prüfend sah ich mich um. Dann atmete ich erleichtert aus, als ich sah, dass er sich schon eine andere Hilfe gesucht hatte. Hatte ihn eigentlich nicht hängen lassen wollen, aber jetzt hatte er ja anderweitig Unterstützung. Dann ging ich auf die Fragen der Neuen ein, die einfach so aus ihr heraussprudelten. Ob es ihr was bringen würde, wenn ich diese jetzt beantworte.. denke nicht. Aber später würde sie sich einen Reim draus machen können. ''Die anderen.'', ich wies einmal mit der Hand in die Umgebung. ''Wir sind alle hier gelandet, ohne Gedächtnis. Aber wir sind weitaus mehr, beinahe ein kleiner Trupp. Vielleicht so.. um die 30 Leute.'' Mittlerweile hatte man aufgehört zu zählen, da einfach immer wieder welche gingen und kamen. Man steckte Neulinge in Hütten, wo noch etwas frei war. ''Das Gedächtnis wurde uns genommen, weil wir irgendetwas in der perfekten Welt getan haben, das dem Rat nicht passte. Sie verbannten uns und nahmen uns als Strafe die Erinnerungen an alles aus der Vergangenheit. Nur die Erinnerung an unseren Namen wird uns erlaubt.'', erklärte ich dann so gut es ging. Ich versuchte es, ihr so verständlich wie möglich zu machen, ohne dass sie noch verwirrter wurde. Denn die Verwirrung war ihr sichtlich ins Gesicht geschrieben, kaum zu übersehen. Jetzt hatten einige auch schon bemerkt, dass ich jemand Neues mit mir rum schleppte. Immer mehr verharrten bei ihrer Arbeit, schauten neugierig in unsere Richtung. Wahrscheinlich waren sie erstaunt, eine junge Frau hier zu sehen. In der perfekten Welt gab es bestimmt mehr Männer als Frauen, die etwas anstellten, weswegen hier die Jungs auch deutlich in Überzahl sind und eine Frau beinahe selten ist. Manche schafften es in der ersten Zeit in der Wildnis gar nicht, oder wurden von den Kannibalen aufgefangen. Wer weiß, was diese mit denen gemacht oder angestellt haben. Will ich am liebsten auch gar nicht wissen. Langsam ging ich los, durch die Gegend. Ich ging einfach mal davon aus, dass sie folgte. Die Blicke ignorierte ich vorerst. Rick würde den anderen schon noch erzählen, was passiert war. Und so genau konnten wir ja sowieso noch nicht sagen, wer sie ist. ''Das hier sind all die Hütten, also unsere Häuser.'', wieder wies ich mit der Hand grob durch die Umgebung. Die Häuser waren alle nebeneinander, sozusagen in einem Halbkreis angeordnet, manchmal auch hintereinander. ''Das alles hier ist unsere Lichtung. Hier leben wir. Ist ein sicherer Platz und etwas weiter weg von den Kannibalen.'' - zum Glück. So konnte man einen möglichen Angriff wenigstens schon von weitem sehen und rechzeitig agieren.

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#11

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 19:13
von Momo • 1.308 Beiträge

Nach einem Augenblick wagte ich es auch einen Schritt nach vorne in die Sonne und damit von der Hütte weg zu treten. Ein kühler, dennoch angenehmer, leichter Wind wehte mir die Haare um die Schultern, während ich Aidens Worten aufmerksam lauschte, dabei den Blick weiterhin langsam über die Lichtung schweifen ließ. Sie war überschauber und dennoch nicht so klein, dass man sagen würde hier war alles aufeinander gequetscht. Sie waren also alle hier ohne Erinnerungen gelandet? So wie ich es war.. nur, dass sie schon länger hier waren wie ich. Ich war seit.. wenigen Minuten wach, bei Bewusstsein. Wann hatten sie mich gefunden, wie lange war ich wirklich schon hier? - Schon wieder Fragen die ich mir nicht beantworten konnte, dieses Mal allerdings auch erst einmal noch für mich behielt. "Dreißig?" wiederholte ich erstaunt. So viele waren hier tatsächlich gerade nicht unterwegs, aber Dreißig war doch eine hohe Summe an erinnerungslosen Menschen die sich hier versammelt hatten und keine Ahnung von ihrer Vergangenheit hatten, die sich wohl ebenso leer fühlten - oder gefühlt hatten - wie ich es gerade tat. "Wieso tut jemand so etwas?", meine Stimme klang schon wieder recht leise, aber das lag dieses Mal an meiner Verständnislosigkeit für das Verhalten des sogenannten Rates. Wieso nahmen sie Menschen die Erinnerung, schmissen sie sozusagen raus, setzten sie vor die Türe und überließen sie sich selbst? Was mussten wir - ja, wir alle, ich, Aiden und die anderen hier - getan haben, dass sie sich zu so etwas gezwungen fühlten? Musste ich ein schlechtes Gewissen haben, weil ich etwas so grausamens verbrochen hatte, dass man mich hatte so.. behandeln müssen? Unruhig biss ich mir auf die Unterlippe, bevor ich Aiden langsam über die Lichtung folgte. Die Blicke der Fremden versuchte ich so gut wie möglich zu ignorieren und einfach auszublenden. Hin und wieder lächelte ich den Ein oder Anderen einfach zaghaft an, weil mir nichts besseres einfiel. Ansonsten allerdings schaute ich einfach nur, dass ich Aiden hinterher kam, ihn nicht aus den Augen verlor und gleichzeitig aufpasste was er mir sagte, erklärte und mitteilte. Sie lebten also tatsächlich hier. Sie, ich auch? Oder nicht? Wobei seine letzten Worte mich doch gleich wieder sehr... sehr verunsicherten. Kannibalen? Mit dem Wort konnte ich etwas anfangen. Ich wusste nicht wie sie aussehen sollten, woher sie kamen, woher genau ich das Wort kannte, aber ich wusste, dass es sich dabei um Meschen handelte die Menschen aßen und ich war ein Mensch. Ich, Aiden und all die anderen hier auch. "Kannibalen?" Langsam musste ich ihm wohl wirklich auf die Nerven gehen. Eine Frage nach der anderen kam mir über die Lippen.. ich senkte meinen Blick einen Moment, zupfte schon wieder - eher unbewusst, vielleicht ein Rückbleibsel meines früheren Lebens, meiner Erinnerungn und meines Verhaltens - an dem silbernen Armband herum, bevor mir die Gravur wieder einfiel.. ich drehte das Band ein wenig, war stehen geblieben um nicht zu stolpern. Yamila, las ich in Gedanken, sprach den Namen kurz darauf leise, sehr langsam aus. Er weckte nicht direkt eine Erinnerung, ließ nur ein Fünkchen Vertrautheit in mir aufkommen. "Ich.. ich glaube das ist mein Name.", stellte ich fest, hob den Blick wieder an um Aiden anzusehen. Das war doch mal ein Anfang, oder nicht? Dieser kleine Funken von Vertrautheit, als ich den Namen ausgesprochen hatte.. auch wenn er ungewohnt in meinen Ohren klang, es ungewohnt war ihn auszusprechen..


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#12

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 20:24
von Gelöschtes Mitglied
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''Wieso jemand so etwas tut, weiß ich nicht. Und was wir getan haben mussten.. das würden wir wohl nie erfahren.'', beendete ich den Satz. Ja, die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt. Mittlerweile glaubte niemand mehr, sich an mehr erinnern zu können, denn es gab hier auf der Lichtung keinen einzigen, der sich an mehr als seinen Namen und all die üblichen Wörter oder Dinge erinnern konnte. Also wieso sollten irgendwann doch die Erinnerungen zurückkehren? Mein Blick war kurz meinem Tatoo am Innenarm gewidmet. Es saß genau unter dem Handgelenk und war ein kleiner Schriftzug. Um genau zu sein ein einziges Wort: memories. Noch nie verstand ich, warum es auf meinem Arm stand oder was es für eine Bedeutung haben sollte. Vielleicht hatte ich schon damals gewusst, was passieren würde. Vielleicht wusste ich, dass ich irgendwann hier landen würde? Anders konnte ich mir das Tatoo irgendwie nicht erklären. Ich blickte wieder auf, wandte dem Schriftzug keine Aufmerksamkeit mehr zu, sondern konzentrierte mich auf die Frage, die die Neue gestellt hatte. Naja, es war ein Wort, aber ich konnte mir schon denken, warum sie es fragend wiederholte. ''Jap. Die leben auch hier in der Wildnis, haben einen Anführer, sind grausam und.. essen Artgenossen.'' Zu Anfang war mir jedes Mal schlecht geworden, wenn ich diese Tatsache nur aussprach, oder an sie dachte. Doch heute, nach zwei Jahren, war es für mich normal. Ich hatte schon einmal mit angesehen, wie sie sich über einen hermachten. Echt widerlich ist das. Wirklich. Aber mit der Zeit musste man sich daran gewöhnen. Meine Gedanken waren noch eine ganze Weile bei den Kannibalen. Plötzlich blieb ich stehen. Meine Augen weiteten sich ein wenig, als ich mich gespannt zu ihr umdrehte. ''Du kannst dich an deinen Namen erinnern?'', fragte ich ein wenig verdutzt. Es gab selten Leute, die sich gleich am ersten Tag wieder erinnern konnten. Das war schon.. etwas besonderes. Sie sagte nicht, wie ihr Name ist. Sie sagte nur, dass sie ihn kennt. Also blickte ich sie an und mein Blick fragte nach dem Namen, ohne dass ich etwas sagen musste. Und vielleicht musste ich sie jetzt nicht mehr Blonde oder Neue nennen, sondern konnte ihren richtigen Namen dafür verwenden. Im nächsten Moment fiel mir ein schmales Kettchen am Handgelenk auf, welches sie umfasste. Was war das? Stand da vielleicht irgendetwas? Vielleicht hatte sie ja genauso wie ich einen Hinweis oder ein Bleibsel aus der Vergangenheit, welches sie mit sich trug.. Es war schön, wenigstens etwas zu haben, dass einem vertraut vorkam. Etwas, sodass man wusste, dass man nicht so eben vom Himmel gefallen war sondern zuvor auch gelebt hatte. Aus dem Augenwinkel entdeckte ich die Jäger, die vor Kurzem losgezogen waren. Anscheinend war die Jagd erfolgreich gewesen, weshalb sie auch recht schnell zurückgekehrt waren. Die paar Typen schleppten ein Wildschwein mit sich. Ein richtig fettes. ''Lagefeuer!'', rief einer erfreut auf, wobei die anderen ebenfalls erfreut die Jäger begrüßten. Mittlerweile hatten alle die Arbeit niedergelegt und sich in unsere Richtung begeben. Immer wenn wir etwas Großes gefangen haben, machten wir an dem selben Abend ein Lagerfeuer, machten uns nen schönen Abend, feierten ausgelassen mit dem Bier, den einer unserer Männer nach seinem eigenen Geheimrezept herstellte. Niemand weiß, was da drin ist, es schmeckt auch ziemlich gewöhnungsbedürtig, aber mit der Zeit gibt's nichts besseres als Malvin's Dring. Jaja, er ist sozusagen unsere Kräuterhexe.

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#13

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 20:43
von Momo • 1.308 Beiträge

Vermutlich nicht, er musste es wissen. Er war schon länger hier. Wie lange wohl? Ich traute mich in dem Moment nicht nachzufragen, schon zu viele Fragen hatte ich gestellt, auch wenn mir noch tausende von weiteren Fragen auf der Zunge brannten. Ich zwang mich dazu mich erst einmal zurück zu halten. Nicht alleine aus dem Grund, dass mich das Wort Kannibale einfach wahnsinnig aus dem Konzept gebracht hatte. Mein Magen begann Ärger zu machen, als ich näher darüber nachdachte, nachdem er nochmal zustimmend genickt und ein paar weitere Worte über diese... Menschen - oder Monster - verloren hatte. Das war widerwärtig. Andererseits fragte man sich natürlich was zwischen uns und den Tieren so... anders war. Aber dennoch wurde mir bei dem Gedanken daran einen Hasen zu Essen nicht schlecht, im Gegensatz zu dem Gedanken ein Stück menschliches Fleisch zwischen den Zähnen zu haben. Es war nicht so, dass ich mich jetzt am liebsten auf der Stelle übergeben hätte, das Gefühl in meinem Magen war dennoch nicht sonderlich angenehm und ich war froh, als mein Blick auf mein Armband fiel und ich mich ablenken konnte oder eher ablenken ließ. Mir fielen nämlich die eingravierten Buchstaben wieder an, woraufhin ich auch kurz darauf entzifferte welches Wort - oder eher welcher Name - dort stand. Als Aiden das realisierte, mit bekam, meine Worte vernahm blieb er stehen und sah mich.. erstaunt, neugierig und fragend zugleich an. Nein, nein ich konnte mich nicht wirklich erinnern, ich hatte nur so ein vertrautes Gefühl, nachdem ich diesen Namen ausgesprochen hatte. So als müsse er einfach zu mir gehören, so fremd und falsch er andererseits auch wieder klang, so vertraut und richtig klang er auch gleich wieder. "Nicht erinnern...", ich schüttelte langsam den Kopf und lächelte ihn verhalten an. "..er steht hier drauf und... er wirkt so vertraut. Wieso sollte ich den Namen von jemand anderem auf diesem Armband tragen?", ich hoffte einfach er würde mir zustimmen und mich damit etwas.. sicherer stellen. Unsicher war ich nämlich trotz dieser vertrauten Vertrautheit immer noch. "Yamila.", teilte ich ihm auf seinen Fragenden Ausdruck hin auch noch leise mit, strich mit dem Zeigefinger vorsichtig über das glatte Silber mit den feinen Einkerbungen. Allerdings kamen dann noch mehr, mir fremde Gesichter, die ein großes Wildschwein bei sich trugen, wohl frisch erlegt. Auch nicht sonderlich appetitlich, wenn man den Anblick nicht kannte und gewohnt war, weswegen ich meinen Blick auch sofort wieder abwandte, ein wenig zusammen zuckte, als jemand Lagerfeuer schrie und damit nahezu alle in unsere Richtung pendelten. Unwillkürlich trat ich einen Schritt dichter an Aiden heran. Nicht weil ich zwangsweise Angst hatte, viel eher weil ich unsicher war und nicht wusste was mich erwartete und er hier der Einzige war den ich auch nur ansatzweise kannte. Der bis jetzt mit mir ein paar Worte gewechselt hatte. Es war einfach... ein kleines bisschen Sicherheit dabei, weil er so.. erfahren schien, während ich mir vorkam wie ein Frischgeborenes ohne jegliche Ahnung oder sonst etwas...


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#14

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 21:02
von Gelöschtes Mitglied
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Also stand ein Name auf ihrem Silberkettchen. Stimmt, warum hatte ich nicht gleich daran gedacht. Es konnte gut sein, dass das ihr Name war. Genauso konnte es der Name einer damaligen besten Freundin sein, aber.. wenn sie meint, dass es ihr so vertraut vorkommt, diesen Namen auszusprechen, dann muss ich ihr glauben. Meistens sagte das Gefühl das Richtige. Und wenn es nicht ihr Name war, würde er ihr in den nächsten Tagen einfallen. Trotz dieser gewissen Unwissenheit freundete ich mich schnell mit dem Namen an. Ja, es klang komisch, aber der Name passt zu ihr. Manche fragen sich bestimmt, wie ein Name zu einem passen kann, aber.. der Klang und sie als Person. Kann schon gut sein, dass der Name auf dem Armband ihrer ist. Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Die ganze Zeit über hatte ich keine Regung gezeigt, war eher neutral gewesen. Doch die Tatsache, dass ich jetzt wusste, wie sie heißt.. ich musste einfach schmunzeln. Meine Aufmerksamkeit wurde im nächsten Moment wieder auf den Trubel, der sich langsam näherte, gezogen. Immer mehr schauten neugierig in Richtung des Mädchens, kamen heran, um die Jäger zu begrüßen und das Wild abzunehmen. Es musste ja schließlich noch aufgeschnitten werden und so weiter. Das übernahm ein etwas stämmigerer Namens Mike. Er war unser Metzger, wenn man das so nennen konnte. Hatte kein Problem damit, Blut oder einen abgetrennten Kopf zu sehen, oder Organe herauszunehmen. Ich persöhnlich könnte das nicht wirklich, ist halt nicht so mein Ding. Und Yamila sah sich das bestimmt auch nicht so gern an, weswegen Mike, das Wildschein hinterher ziehend, erstmal außer Sichtweite verschwand. ''Hey.'', ertönte dann Ricks Stimme, als dieser neben uns auftauchte. ''Auch schon wach?'', meinte er leicht grinsend an Yamila gewandt. ''Ich bin Rick. Aiden's Kumpel.'', stellte er sich dann vor und gab den anderen kurz Anweisungen, schonmal das Holz zusammen zu sammeln. ''Die anderen wirst du auch noch kennenlernen. Achja.. und für heute kannst du hier bleiben.'' Ob sie wusste, dass sie vielleicht gehen musste? Schließlich stand da noch die Abstimmung bevor. Diese würde wahrscheinlich morgen stattfinden, wenn sie denn bleiben wollen würde. Obwohl.. es hätte wohl niemand was dagegen, sie aufzunehmen, aber Regeln sind Regeln. Dann verschwand Rick auch schon wieder, begab sich zu den anderen und klärte irgendwas. Mein Blick war wieder auf Yamila, die einen Schritt näher gekommen war, gerichtet. Sie fühlte sich hier noch sichtlich unwohl, was ihr aber nicht zu verübeln war. An einem fremden Ort voller fremder Personen und ohne etwas über sich zu wissen.. außer seinen Namen, den sie ja sozusagen erraten und sich aus der Gravur am Kettchen erschlossen hatte. Ich ging nicht auf Rick's Worte ein, sondern wandte gleich vom Thema ab. ''Komm, wir gehen Holz holen.'', schlug ich dann vor und machte mich gleich auf den Weg. Hinter den Hütten lagen schon zugeschnittene Stämme. Einige hatten sich bereits daran gemacht, diese an die Feuerstelle in der Mitte der Lichtund zu tragen. Also nahm auch ich gleich so viele ich tragen konnte, und machte wieder kehrt. Yamila könnte anpacken, wenn sie wollte. Würde dann wahrscheinlich mehr Eindruck hinterlassen.

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#15

RE: Two Worlds. | Schora. & Mo.

in Save. 03.02.2015 21:23
von Momo • 1.308 Beiträge

Das war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah, als ich ihm meinen Namen nannte. Es faszinierte mich beinahe, obwohl es mir davor gar nicht aufgefallen war, wie... neutral er sich mir gegenüber verhalten hatte. Welchen Grund auch immer das hatte, vielleicht war ich einfach nicht aufmerksam genug gewesen, zu sehr mit mir selbst und mit meinen Fragen an ihn beschäftigt gewesen, als dass ich hätte darauf achten können. Aber das spielte ja im Endeffekt auch keine wichtige Rolle. Noch immer vermied ich es die Anderen, sowie das erlegte Wild anzusehen, bis ein junger Mann zu uns kam, der mich begrüßte. Auch schon wach?, da hatte mich also jemand gesehen, als ich noch bewusstlos gewesen war. Ein schüchternes Lächeln trat auf meine Lippen, bevor ich langsam, zaghaft nickte. Sah wohl so aus, sonst stünde ich hier nicht, aber es war wohl auch eher eine rhetorische Frage gewesen. Zumindest konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, dass er auf diese Frage allen Ernstes eine Antwort erwartete, da er ja sah, dass ich wach war. Naja, wie dem auch sei, irgendwie gaben meine Gedanken gerade nicht wirklich einen großen Sinn. Vermutlich versuchte mein Gehirn sich einfach nur zu beschäftigen ohne ständig über die ganzen Fragen nachdenken zu müssen und sich unnötigerweise den Kopf zu zerbrachen, da Aiden mir doch schon recht gut klar gemacht hatte, dass hier niemand Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen kannte und wer wusste schon wie lange er oder die Anderen schon hier waren... ich wollte es gar nicht wissen, denn das würde wohl auch mir blühen. Dessen war ich mir mittlerweile bewusst, wie sollte es auch anders sein? Natürlich würde es mir nicht anders ergehen.. daran ging ich zumindest in diesem Augenblick noch aus, denn Rick - wie er sich mir gerade vorstellte - versetzte diesem Gedanken im nächsten Moment auch schon wieder einen gehörigen Dämpfer. Für heute konnte ich erst einmal hier bleiben? Ich war über diese Worte in diesem Augenblick so wahnsinnig erschrocken, dass ich weder etwas darauf erwiderte, noch irgendeine andere Reaktion darauf zeigte, ihn einfach nur anblickte, ihm hinterher blickte als er verschwand. Erst einmal? Das bedeutete, dass ich hier wohl weg musste.. aber wohin? Da draußen waren ja ganz offensichtlich Kannibalen. Wohin sollte ich also? Mich ihnen zum Fraß vorwerfen? Ich kannte mich hier doch gar nicht aus, ich kannte gar nichts, nada. Null. Aiden allerdings schien meine.. Perplexität bezüglich dieser Worte bemerkt zu haben und schien zu beschließen das Thema direkt unter den Teppich zu kehren. "O-Okay...", reagierte ich auf sein Komm wir gehen Holz holen und folgte ihm eilig, während mir die Worte von Rick noch immer im Kopf wieder hallten. Wie ein Echo. Unerbittlich und nicht abzustellen. "Ich muss.. hier wieder weg? Wohin?", fragte ich leise, während Aiden einige Holzscheite aufsammelte, woraufhin ich es ihm gleich tat, damit ich ihm auch wieder folgen konnte und hier nicht stehen gelassen wurde, gleichermaßen aber auch nicht wie ein treudoofes Hündchen ohne Holz hinter ihm her rannte.. Wobei ich logischerweise nicht ganz so viel wie er auf den Arm bekam, aber hey.. der Wille zählte und die paar waren besser wie nichts. Und ich wollte eine Antwort. Ohja, auf diese Frage wollte ich mehr eine Antwort wie auf all meine anderen Fragen zuvor. Ich hatte mich Rick nicht einmal vorgestellt, so aus der Bahn hatte mich dieser eine, kleine Satz geworfen. Behutsam legte ich das Holz das ich trug zu dem das Aiden ablegte, sodass die anderen daraus ein Haufen legen konnten und anschließend ein Feuer entfachen konnten. Wobei ich dem gerade recht wenig Aufmerksamkeit schenkte, die galt in diesem Moment einzig und alleine Aiden und dessen.. hoffentlich zufriedenstellende Antwort auf meine Frage.


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