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Naja, ich wollte mich jetzt auch bestimmt nicht von jeglicher Schuld reinwaschen, denn irgendwo hatte ich garantiert auch ein wenig dazu beigetragen, dass mir die Schuld ständig in die Schuhe geschoben wurde und ich hochkantig hinausgeworfen wurde. Aber im Grunde war ich tatsächlich ein ziemlicher Pechvogel. Ich wusste nicht warum, denn eigentlich war ich nicht unbedingt arbeitsscheu oder wollte mich irgendwem in den Weg stellen und ein Besserwisser war ich schon dreimal nicht, aber irgendwie hielt es nie jemand lange mit mir aus. Gut, ich war vielleicht nicht gerade die Ruhe in Person, denn still auf einem Stuhl sitzen konnte ich auch echt gar nicht. Ich brauchte immer irgendetwas zu tun. Völlig egal was, meistens tat es ein Kugelschreiber auch, der mir ein wenig Ablenkung verschaffte und mir eine kurzzeitige Beschäftigung gab. Aber dass ich ein wenig zappelig war konnte ja wohl auch nicht der Grund sein, weshalb ich immer gefeuert wurde. War ja jetzt aber auch egal, gerade hatte ich nämlich doch deutlich andere Probleme und außerdem hatte ich gerade auch eine hübsche Begleitung, Retterin und Gehilfin, der ich wahnsinnig dankbar war, dass sie mich regelrecht nach Hause geschleppt hatte. Gesagt hatte sie auf meine Worte außer einem ‚Achso, scheint so‘ hin nichts mehr, wahrscheinlich glaubte sie meinen Worten nicht unbedingt und vermutlich dachte sie auch, dass ich nicht so ganz astrein war, wenn ich mir ständig eine neue Arbeitsstelle suchen musste. Aber wie dem auch sei. Denn jetzt hatte ich mich auch erst einmal bedankt und meine Worte meinte ich wirklich ernst. Ohne sie würde ich vermutlich immer noch halb im Fluss liegen. Ob mich dann irgendwann noch jemand gefunden hätte- keine Ahnung, aber heutzutage gab es ja auch sehr viel mehr Menschen, die zwar sahen, dass Hilfe benötigt wurde, aber dann doch sehr viel lieber einfach wegsahen. Weggekommen wäre ich von dort vermutlich auch nicht, wahrscheinlich wäre ich nicht einmal auf allen Vieren fünf Meter weit gekommen. Also ja, ich war ihr auf jeden Fall wahnsinnig dankbar, dass sie mich gefunden hatte und sich auch nicht gescheut hatte mir zu helfen. Naja und dann konnte ich es mir ehrlich gesagt auch doch nicht nehmen lassen, zu versuchen, sie irgendwohin einzuladen, ihre Hilfe wieder irgendwie gutzumachen und mich damit vielleicht auch noch einmal ein wenig auf andere Weise bei ihr zu bedanken. Ich konnte ehrlich gesagt auch nicht verhindern, dass ich sie fast ein wenig hoffnungsvoll aus meinen grau-blauen Augen heraus ansah, während ich mich an die Hauswand neben der Tür gelehnt hatte und darauf wartete, dass sie mir eine Antwort geben würde. Und hoffentlich dann auch eine, die mein Angebot annehmen würde. Mit in die Wohnung wollte sie allerdings nicht kommen, war irgendwo wohl auch verständlich. Wir kannten uns nicht weiter, alles was ich von ihr wusste war ihr Name und andersherum war es wohl auch nicht anders. Bis auf dass sie von mir noch wusste, dass ich ein absoluter Arbeitschaot war. Ich sollte mich also viel lieber einfach hinlegen und mich ausruhen. Gut, würde ich auch tun, denn lange würde ich es nicht mehr auf den Beinen aushalten und es war ja jetzt auch nicht so, als würde es mir von der einen auf die andere Minute wieder hervorragend gehen und ich könnte wieder herum hüpfen. Wobei ich sie dann doch ein wenig.. ja, glücklich anlächelte, als sie meinte, dass ich sie einladen durfte- allerdings auch erst, wenn ich wieder richtig fit war. „Schön, freut mich. Wie kann ich dich am besten erreichen? Oder wo kann ich dich finden?“ erwiderte ich und sah sie hoffnungsvoll an, während sich ein schiefes Grinsen auf meine Gesichtszüge stahl.
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Erreichen. Finden. Ehrlich gesagt war ich nicht sonderlich erpicht darauf dem jungen Mann direkt meine Handynummer zu geben. Es war zwar nicht so, dass ich paranoid war, aber naiv war ich eben auch nicht. Ich ging zwar nicht davon aus, dass er mir etwas Böses wollte, aber immerhin kannte ich ihn auch gar nicht. Was könnte ich ihm also nennen, ohne wie eine total bekloppte zu wirken, andererseits aber auch nicht wirklich etwas von mir preis zu geben? – Ja, in diesem Sinne konnte man schon glauben, dass ich ein wirklich verschlossener Mensch war. War ich früher nicht gewesen, aber seit diese Gefühle von überall her auf mich hereinprasselten, seither war ich eben doch anders geworden. Natürlich, so etwas veränderte Menschen. Mich inklusive, ich war immerhin auch ein Mensch und ganz direkt davon betroffen. Wer glaubte das sei einfach, der hatte sich geschnitten, aber sowas konnte man nicht nachvollziehen, es sei denn natürlich man steckte eben in der Haut des Betroffenen. Aber es steckte außer mir ja niemand in meiner Haut – was im Endeffekt auch gut so war. Aber bei Seite mit den Gedanken, ich die ich mich immer und immer wieder äußerst gerne flüchtete, weil ich so einfach alles um mich herum erst einmal ausblenden und damit auch verdrängen und vergessen konnte. Das war leichter, fühlte sich gut an, einfach nur zu fühlen, was man selbst fühlte. Aber würde ich Theo hier weiterhin warten lassen, würde er mir vielleicht noch vor seiner Haustür zusammenklappen und darauf war ich ja nun wirklich ganz und gar nicht aus: „Ich-“ begann ich, stoppte dann aber wieder und zuckte ein wenig mit den schmalen Schultern. Wann würde es ihm denn wieder gut gehen? Morgen schon? Oder doch erst in zwei Tagen, nach einer Woche vielleicht? Seufz. „Wie wäre es mit... morgen Nachmittag? Im Park, der, der an das Waldstück grenzt, in dem ich dich gefunden habe?“ Bot ich schließlich an, blickte ihn fragend an. Ich musste ja schon zugeben, seine Augen – alleine diese Farbe – hatten schon etwa faszinierendes, aber davon durfte ich mich nun gewiss nicht ablenken lassen. Immerhin war ein weiterer Tag verstrichen, an dem ich zu keinem Ergebnis gekommen war, nicht gefunden hatte wonach ich suchen sollte. Und mir schien es so, als würde es noch Ewigkeiten so weiter gehen.. Ich wusste zumindest nicht, wieso ich urplötzlich fündig werden sollte, zumal ich nun wirklich nicht zu der Sorte Mensch gehörte, die offen und direkt auf andere Menschen zuging. Im Gegenteil, die Gabe hatte mich mehr oder weniger dazu getrieben den Menschen weitestgehend einfach aus dem Weg zu gehen, sobald sich mir dafür eine Möglichkeit bot. Aber genug jetzt, ich könnte weiter in meinen Gedanken versinken, sobald ich zu Hause war, mir warmes Wasser in die Badewanne gelassen hatte und entspannen konnte. Sobald der junge Mann durch die Haustür verschwunden war, bis in seine Wohnung und sein Schlafzimmer würde er es dann wohl auch noch schaffen. Hoffte ich zumindest, aber ich wollte ja nun wirklich nicht noch vom Schlimmsten ausgehen.
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Naja, ehrlich gesagt hatte ich mir ja fast schon gedacht, dass sie mir ihre Handynummer nicht herausrücken würde und somit hatte ich auch erst gar nicht direkt nach ihrer Nummer gefragt. Immerhin kannten wir uns ja weiter nicht sonderlich gut und ich wollte sie auch ganz gewiss nicht belästigen. Notfalls hätte ich ihr auch meine Handynummer geben können, dann hätte sie sich melden können wenn sie gewollt hätte, aber gut, so ging es ja auch, denn kurz darauf und nachdem sie ein wenig überlegt zu haben schien, schien sie sich doch dazu entschieden zu haben, mir zu antworten. Zuerst hatte ich ja fast befürchtet, dass sie sich doch gar nicht mit mir treffen wollte, damit ich mich mit einem Essen oder was weiß ich auch immer noch bei ihr bedanken konnte, aber sie schien sich ja doch noch einen Ruck gegeben zu haben. Worüber ich auch echt froh war. Und meine Frage hatte ich ja extra schon so gestellt gehabt, damit sie sich es aussuchen konnte, wie wir wieder in Kontakt treten können würden, damit ich sie zu etwas einladen können würde. Allerdings schien sie sich dann trotzdem für irgendetwas entschieden zu haben, wobei ich- als sie stockte und mit den Schultern zuckte- doch ein wenig die Stirn runzelte, da ich fast schon befürchtete, dass sie nun trotz allem ablehnen würde. Klar, wenn sie nicht wollte dann würde ich das wohl oder übel akzeptieren müssen und ich würde sie auch gewiss zu nichts zwingen, dann war es eben so und fertig. Konnte ich dann auch nichts mehr dran ändern. Aber dann bot sie mir an, dass wir uns morgen Nachmittag im Park treffen können würden, der an das Waldstückchen angrenzte wo sie mich heute gefunden und mich aus dem Fluss gezogen hatte. Ich überlegte einen Moment lang, dann nickte ich schließlich und lächelte sie freundlich, fast ein wenig vorfreudig an. „Ja, gerne. Ist 16 Uhr für dich okay?“ erwiderte ich mit immer noch leicht kratziger Stimme, ehe sie auch schon nickte, weshalb ich mich dann auch von ihr verabschiedete. „Bis morgen, Mira“ verabschiedete ich mich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen und schleppte mich dann über die Türschwelle, sah ihr noch kurz hinterher und ließ die Tür dann hinter mir ins Schloss fallen. Für einen Augenblick schloss ich meine Augen, seufzte leise und atmete tief durch, ehe ich mich am Treppengeländer die paar Stufen in den ersten Stock hochschleppte und anschließend erneut meinen Schlüssel hervorkramte, mit dem ich die Wohnungstür aufschloss. Von den anderen beiden Kerlen war keine Spur zu sehen, aber das machte auch nichts. Dann musste ich wenigstens nicht Frage und Antwort stehen und mir ihr dummes Gerede anhören, was ab und an zwar wirklich ganz lustig war, aber auf Dauer doch recht nerven konnte. Und heute hatte ich echt keine Nerven mehr dazu, mir irgendeinen blöden Kommentar vor die Nase setzen lassen zu müssen. Ich verzog mich dann auch direkt ins Bad, wo ich mich von den noch immer klatschnassen Klamotten- da fiel mir dann auch direkt ein, dass ich die junge Frau wohl auch ein wenig nass gemacht haben musste- befreite, mich kurz unter die begehbare Dusche stellte und mich schließlich mühselig abtrocknete, bevor ich mir in meinem Schlafzimmer frische Boxershorts anzog und mich letztendlich völlig erschöpft und k.o. ins Bett fallen ließ. Ich musste dann wohl auch ziemlich schnell ziemlich tief eingeschlafen sein, wobei ich mal wie so oft wieder in einen recht seltsamen Traum eingetaucht war. Von dem ich am nächsten Morgen aber kaum mehr die Hälfte wusste. Ich wusste nur noch, dass er komisch gewesen war, aber ansonsten hatte ich einen recht friedlichen Schlaf gehabt und am nächsten Tag ging es mir doch schon wesentlich besser, auch wenn ich irgendwie immer noch ein wenig erschöpft war von den Strapazen des letzten, ziemlich nervenaufreibenden Tages.
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16 Uhr. Ich nickte ein wenig, wartete noch bis Theo im Treppenhaus verschwunden war, bevor ich mich schließlich abwandte, um letztlich doch den Heimweg anzutreten und nicht wie eigentlich geplant noch ein paar einsame, ruhige Stunden im Wäldchen am Park zu verbringen. Da hatte mir der junge Mann ja doch gewaltig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber gut, ich hätte ihn ja auch nicht einfach liegen lassen können, das hätte ich letzten Endes mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können, auch wenn es mir im Endeffekt – da war ich ganz ehrlich – doch deutlich lieber gewesen wäre, wenn ich einfach meine Ruhe gehabt hätte. Aber das Leben war – wie man so schön sagte – kein Ponyhof und man konnte sich nun mal nicht aussuchen wie der Tag ablief oder eben nicht und daher gab ich mich nun auch einfach damit zufrieden jetzt in meine kleine, bescheidene Wohnung zu gehen, mir ein Bad mit heißem Wasser einzulassen und mich dann schlafen zu legen. Das heiße Wasser war wirklich nötig, denn jetzt wo die Sonne weg ging fiel mir erst richtig auf, dass ich zumindest auf der einen Seite doch ein wenig nass war und da es eben noch kein Sommer war, war es eben nicht gerade angenehm mit nassen Klamotten draußen herumzulaufen. Ich war sowieso ziemlich verfroren – wie wohl die meisten Frauen. Gut 20 Minuten später kam ich bei meiner Wohnung an, die im obersten Stockwerk eines alten Hochhauses lag. Nicht das beste Haus, aber dafür recht günstig und für den Ausblick selbst hätte ich schon mehr bezahlt als die alte Dame mir momentan ohnehin nur verlangte. Aber deswegen wollte ich mich ja schließlich nicht beschweren. Ich wäre schön blöd. Ich schloss die Tür unten auf und machte mich auf den Weg nach oben, denn einen funktionierenden Aufzug gab es hier schon nicht mehr seit ich eingezogen war – und wer wusste schon, wie lange davor schon nicht. Aber mittlerweile hatte ich mich an die vielen Stufen gewöhnt, es war nur noch halb so anstrengend nach oben zu kommen, auch wenn ich trotzdem noch ziemlich außer Atem war, wenn ich oben ankam. Aber es wäre wohl seltsam, wäre ich es nicht, nach diesen vielen Treppenstufen. Ich hatte sie zwar noch nie gezählt, aber es waren mehr wie genug. Oben schloss ich die Wohnungstür auf, schloss sie schließlich auch wieder hinter mir ab und legte den Schlüssel wie gewohnt auf die kleine Kommode im schmalen Flur, meine Jacke an die Garderobe. Danach legte ich meine Sachen in meinem Schlafzimmer ab, bevor ich in den Raum ging, den man wohl am ehesten als eine Wohnküche beschreiben konnte. In dem Raum war im Prinzip alles, außer eben mein Badezimmer und mein Schlafzimmer. Der Raum, in dem ich mich auch am meisten aufhielt. Ich machte mir einen Tee, ehe ich im Badezimmer das Wasser anstellte und mich schließlich bald darauf mit dem Tee in der Hand in das warme Wasser der Badewanne sinken ließ, in der ich dann noch gut eine Dreiviertel Stunde verbrachte, bevor ich auch schon bald einschlief. Der Tag – vor allem das Ende – war wahnsinnig anstrengend gewesen, es kostete wirklich Energie, so von Gefühlen überrannt zu werden, weswegen ich letztlich wirklich froh war mich in meine Träume flüchten zu können. Und prompt verschlief ich auch am nächsten Morgen, überhörte den Wecker und wachte erst gegen Mittag auf. Glücklicherweise hatte ich heute sowieso frei, ich hatte zwar einkaufen gehen wollen, aber zu der Uhrzeit war mir mittlerweile doch zu viel los, weswegen ich mich mit dem Brot und dem Käse in meinem Kühlschrank zufrieden gab. Damit musste ich nun leben – was ich auch sehr gut konnte. Wobei mir erst gegen 15 Uhr wieder einfiel, dass ich ja heute eine Verabredung hatte. Allerdings spielte ich tatsächlich mit dem Gedanken, dieses Treffen einfach sausen zu lassen. Was brachte es mir schon? Was brachte es Theo? Das war doch absolut unnötig. Oder etwa nicht? Ich hatte andere Dinge zu erledigen, andererseits war das natürlich alles andere als nett und vor allen Dingen würde es erst recht peinlich werden, wenn ich ihn irgendwann einfach so mal auf der Straße treffen sollte... nein, das war vielleicht nicht die beste Idee. Ich ging einfach hin, ließ mir einen Kaffee oder sonst was ausgeben und ging wieder – gut war es, dann entstand kein peinliches, spontanes Treffen und auch sonst kein Weiteres. Perfekt. Kurz vor Knapp machte ich mich dann auch endlich auf den Weg in Richtung Park, nachdem ich mich doch aus meinen Shorts und dem weißen Top gepellt hatte, das ich in der Nacht getragen hatte.
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Der vorherige Tag mit der überstürzten Flucht und dem anschließend mehr oder weniger unfreiwilligen Bad im Fluss, der mir wirklich so einiges an Kraft geraubt hatte, ließ mich dann auch erst gegen Vormittag aufwachen. Wobei ich sicherlich noch das ein oder andere Stündchen im Bett vor mich hingedämmert hatte, arbeiten musste ich ja schließlich nicht, da ich gestern mal wieder herausgeworfen worden war. Ich musste mir also wohl oder übel demnächst wieder eine neue Arbeitsstelle suchen. Leider. Langsam gab ich es echt auf, denn so wie ich es kommen sah, würde es dort wieder nur eine Frage der Zeit sein, bis ich erneut zum meiner Meinung nach größten Pechvogel mutieren würde, den es in dieser Hinsicht überhaupt geben konnte. Es war fast schon peinlich gewesen, aber immerhin hatte Mira mich nicht noch weiter darüber ausgequetscht. Vermutlich hatte sie es auch gar nicht wirklich interessiert und das was ich ihr dann erzählt hatte, hatte sie sicherlich auch nicht wirklich ernst genommen, denn wenn ich jetzt so darüber nachdachte, dann klangen meine eigenen Worte wirklich sowas von absurd, dass sie echt niemand jemandem so einfach abgekauft hätte. Irgendwann hatte ich mich dann aber doch dazu bequemen können aufzustehen und nachdem ich in Boxershorts mehr oder weniger in die Küche geschlurft war, um zumindest noch ein wenig etwas zu frühstücken, ging ich ins Bad und erkannte mich beim ersten Blick in den Spiegel selbst kaum mehr selbst. Ich sah irgendwie total fertig aus, was aber ehrlich gesagt auch echt kein Wunder war. Die Müdigkeit stand mir wohl ins Gesicht geschrieben, wobei ich echt froh war, dass mir weiter nichts zu fehlen schien. Ich konnte mich wieder relativ gut und frei bewegen, auch wenn ich noch ein wenig träge war. Am rechten Oberarm fand ich dann auch eine recht tiefe Schramme, die ich mir scheinbar irgendwo im Fluss zugezogen haben musste, aber es tat nicht weiter weh und ich ließ sie deshalb dann auch relativ schnell wieder links liegen. Letztendlich setzte ich mich noch eine Runde vor den Fernseher, auch wenn ich mich wie so oft nicht so recht darauf konzentrieren konnte, ehe ich mich fertig machte und in eine Jeans und ein Hemd schlüpfte, mir den Geldbeutel und die Schlüssel schnappte, bevor ich mich auf den Weg zu dem ausgemachten Treffpunkt machte. Da ich immer noch nicht wieder hundertprozentig fit war, dauerte es ein wenig länger bis ich endlich im Park angekommen war, kam aber doch relativ pünktlich und lehnte mich dann gegen einen Baum, während ich auf die junge, hübsche Frau wartete. Fast zehn nach 16 Uhr fürchtete ich dann aber fast schon, dass sie gar nicht mehr kommen würde und ich wurde ein wenig unruhig. Eigentlich hatte ich mich wirklich darauf gefreut, dass sie mein Angebot sie wohin einzuladen und mich damit bei ihr zu bedanken angenommen hatte, aber scheinbar wollte sie ja jetzt doch nicht mehr, da sie immer noch nicht aufgetaucht war.
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Zeitverschwendung. Ich bildete mir tatsächlich ein, dass mir gerade gesagt wurde, das was ich hier trieb sei Zeitverschwendung. Ich hatte Anderes, Wichtigeres zu tun. Natürlich hatte ich in gewisser Weise eine Aufgabe, aber ich hatte immerhin auch irgendwo ein Leben, das ich führen wollte, führen durfte und zwangsweise wohl auch irgendwie musste. Ich konnte mich ja schlecht dazu entscheiden nicht weiter zu leben – und das wollte ich auch gar nicht, diese Möglichkeit stand gar nicht zur Debatte. Schon als ich am Park ankam, prasselten haufenweise Gefühle auf mich ein, natürlich: Es war schönes Wetter und daher war doch auch reichlich viel los hier im Park, aber mir war nichts anderes eingefallen um mich mit Theo zu treffen, außerdem war der Park ja auch schön, so war das immerhin nicht. Außerdem hatte ich ja mittlerweile größtenteils doch gelernt mit all diesen Gefühlen umzugehen. Zumal hier nun auch kein wahnsinnig schlimmes Gefühl aufzuschnappen war. Statt mich nun also mit all den Menschen und deren Gefühlen zu beschäftigen, konzentrierte ich mich viel mehr darauf nach dem jungen Mann Ausschau zu halten, dem ich gestern mehr oder weniger das Leben gerettet hatte. Mir war bewusst, dass ich zu spät war, aber das war ebenso. Ändern konnte ich es auch nicht, ich hatte nun mal einfach mit dem Gedanken gespielt nicht zu kommen, immerhin war er ein Fremder, ich hatte andere Dinge zu tun und.. keine Ahnung, ich war mir einfach unsicher gewesen, ich war mittlerweile wirklich niemand mehr, der darauf aus war Freunde zu sammeln oder anderen – egal ob freundschaftlich oder anders – näher zu kommen, das bedeutete meist einfach nur wahnsinnig viel Anstrengung für mich und dadurch waren mehr als einmal Freundschaften zu Bruch gegangen. Ich wollte mich einfach an niemanden mehr gewöhnen, das brachte nichts. Es verletzte nur Denjenigen und mich ebenso und das konnte ich nun mal auch einfach vermeiden. Auch wenn ich nicht davon ausging, dass sich aus Theo und Mir nun eine dicke Freundschaft entwickeln würde. Kopfschüttelnd verscheuchte ich die Gedanken, als ich ihn dann auch erblickte und ansteuerte, bei ihm angekommen ein entschuldigendes Lächeln auf meine Gesichtszüge legte: „Tut mir leid, ich hab´s irgendwie verpennt.“ Das entsprach ja im Endeffekt auch der Wahrheit, ich hatte erst recht spät an unsere Verabredung gedacht und daher einfach kaum noch Zeit gehabt mich zu entscheiden ob ich nun herkommen sollte oder eben nicht.
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Hätte es noch sehr viel länger gedauert, dann wäre ich vermutlich die nächsten paar Minuten einfach wieder gegangen. Wohin? Keine Ahnung, auf jeden Fall doch erst einmal wieder raus aus dem Park. Entweder hätte ich mir dann irgendwo eine Beschäftigung gesucht oder ich wäre wieder nach Hause gelaufen und wäre mal wieder wie so oft zur Couchpotatoe mutiert. Aber die junge Frau tauchte dann ja glücklicherweise doch noch im Park auf, ehe ich eine Entscheidung getroffen hätte, was ich denn mit dem restlichen Tag ein wenig so anstellen können würde. Ein leichtes Lächeln erschien auf meinen Lippen, als sie in mein Blickfeld trat und dann auch schon auf mich zugelaufen kam. Ich stieß mich von der leicht rauen Rinde des Baumstammes ab und machte einige Schritte auf sie zu, blieb dann aber stehen und wartete mit in die Hosentaschen geschobenen Hände darauf, dass sie bei mir ankam. Und ehe ich etwas hätte sagen können, entschuldigte sie sich auch schon bei mir für ihr Zuspätkommen. Verpennt hatte sie es also. Ein leichtes Schmunzeln trat auf meine Gesichtszüge und ich zuckte leicht mit den Schultern. „Ist doch kein Problem, macht ja nichts. Aber schön, dass du trotzdem noch gekommen bist“ begrüßte ich sie und schaute sie aus meinen blauen Augen ein wenig neugierig, aber auch freundlich an.
„Wohin möchtest du gehen? Du kannst gerne entscheiden, was du machen möchtest“ schlug ich ihr vor und schaute sie kurz fragend an, bevor ich meinen Blick dann auch noch einmal kurz über die Umgebung schweifen ließ. Ob die Polizei immer noch hinter mir her war und mich suchte? Ich hoffte es ja nicht. Ich suchte ja keinen Ärger, eigentlich war ich nämlich doch ein recht friedfertiger Mensch. Klar konnte ich auch mal ein wenig ausfällig werden und wenn mir jemand zu sehr auf die Nerven ging dann konnte ich auch schon einmal ein unausstehlicher Zeitgenosse werden, aber ansonsten war ich echt niemand, der es darauf anlegte Stunk zu verbreiten. Ich war dann doch eher jemand, der einem gerne mal ein wenig auf die Nerven ging und ein wenig den Clown spielte. Naja, vielleicht nicht direkt den Clown, aber ich war schon des Öfteren mal ganz gerne zum Spaßen aufgelegt.
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Kein Problem. Zumindest war er nicht total wütend, weil ich zu spät gekommen war. Normalerweise war ich auch wirklich zuverlässig und wollte niemandem Sorgen oder gar Ärger bereiten, aber heute war ich mir einfach wahnsinnig unsicher gewesen. Ich hatte nicht einmal gewusst, ob ich wirklich kommen sollte. Erstens, weil ich ihn doch sowieso gar nicht kannte und das Ganze hier doch sicherlich aus einem Pflichtgefühl heraus geschah, weil ich ihm gestern mehr oder weniger den Arsch gerettet hatte und zweitens weil ich nun mal irgendwann auch meine Aufgabe zu Ende bringen wollte – und das tat ich wohl kaum, indem ich mich mit irgendwelchen Kerlen traf. Zumal ich seit dem Besitzen meiner Gabe ohnehin gerne auf Abstand ging und Jedermann so weit weg wie nur irgendwie möglich von mir hielt. Das machte es mir einfacher und auf Dauer auch meinen Mitmenschen, weil ich schlicht nicht sagen konnte was mit mir los war. Wer würde mir das auch schon glauben?
Und wenn ich es nicht sagen konnte, wie sollte das auf Dauer funktionieren? Erstens war es wahnsinnig anstrengend dauerhaft Nähe zuzulassen, dann war da noch die Tatsache, dass man mich nicht einmal mal so anlügen konnte. Klar, im Grunde war das gut, aber wenn dir bewusst wurde, dass dein Gegenüber dir Lügen auftischte, obwohl du ihm eigentlich vertraust und vertrauen willst – das war nicht unbedingt die schönste Feststellung und noch dazu konnte eine Beziehung einfach nicht auf einer Lüge basieren. Das ging einfach nicht.
Seufzend vertrieb ich die Gedanken, atmete tief durch und konzentrierte mich nun wieder auf das Hier und Jetzt, auf den jungen Mann. Wo ich hin wollte? Keine Ahnung. Er hatte mich auf einen Kaffee einladen wollen, also war ein Café wohl nicht schlecht. Was anderes fiel mir gerade auch ehrlich gesagt nicht ein. Und schließlich hatte ich mir auch fest vorgenommen, dass ich mir von ihm einen Kaffee ausgeben ließ und mich dann wieder verkrümelte – weil ich was auch immer vorhatte. Eine Ausrede würde mir schon einfallen. Da fiel mir doch im Grunde genommen immer was ein, immerhin steckte ich hin und wieder immer mal in solchen Situationen. As kam nun mal vor. Ein wenig zuckte ich also erst einmal mit den schmalen Schultern: „Wie wär´s wenn wir uns da einen Kaffee holen und uns dann unter einen der Bäume da setzen?“, schlug ich schließlich vor, deutete erst zu besagtem Café und dann den Bäumen, die ich gemeint hatte.
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Als sie vorschlug, dass wir uns in dem Café nicht unweit von uns einen Kaffee holen könnten und uns dann unter einen der vielen Bäume setzen können würden, nickte ich leicht mit dem Kopf. "Gern" erwiderte ich und lief dann mit ihr hinüber zu eben jenem Café. Ich wartete bis sie sich bestellt hatte was sie wollte, dann bestellte ich mir auch noch meinen Kaffee und bezahlte für uns beide. Ich reichte meiner hübschen Begleiterin den Kaffeebecher, ehe wir gemeinsam zu den Bäumen liefen und wir uns letztendlich darunter niederließen. Mein Blick glitt kurz durch die Umgebung, während ich den Becher zwischen meinen Fingern umher drehte und dann wieder zu Mira neben mir aufsah. "Und was machst du so? Studierst du? Oder arbeitest du?" fragte ich sie neugierig und unterbrach damit die kurzzeitige Stille. Ich wusste nicht warum und vielleicht bildete ich mir das auch einfach nur ein, aber irgendwie kam es mir fast so vor, als würde sich die junge Frau ein wenig unwohl fühlen. Oder doch nicht? Irgendwie konnte ich es nicht so wirklich einschätzen, immerhin kannte ich sie ja auch kaum und wusste daher nicht, wie sie sonst so war. Aber ich wollte sie auch nicht danach fragen, vermutlich würde sie sich dann nur veräppelt fühlen. Und wenn man schon einmal gerettet wurde, dann wollte ich jetzt auch nicht nur stillschweigend neben ihr herumsitzen sondern auch ein wenig mit ihr reden- und somit hoffentlich auch ein bisschen was über sie erfahren. Warum auch nicht? War ja nicht verboten. Falls ich sie was fragte, was sie störte, dann konnte sie mir das ja auch sagen. Ich würde sie immerhin nicht dazu zwingen Dinge von sich preiszugeben die sie lieber für sich behalten wollte. Aber ich sah auch nicht ein jetzt meinen Mund zu halten und nicht mit ihr zu reden, wo sie doch fast direkt neben mir saß. Ich hatte sie zu einem Kaffee eingeladen und das nicht, um danach sofort wieder nach Hause zu gehen ohne ein weiteres Wort mit ihr gewechselt zu haben. Während ich also darauf hoffte, dass sie mir eine Antwort geben würde, hob ich den Kaffeebecher an meine Lippen und trank vorsichtig daraus. Oft genug schon hatte ich mich an dem dunklen, heißen Gesöff verbrannt, entweder Zunge oder Lippen. Und darauf war ich gerade nicht unbedingt scharf.
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Kurzerhand stimmte er zu und wir gingen zu eben jenem Café und ließen uns kurz darauf mit zwei Bechern in der Hand - jeder einer eben - unter besagte Bäume sinken, wo ich die Beine etwas anwinkelte und die Hände um den Karton des Bechers legte, als wäre es kalt. War es aber nicht und trotzdem mochte ich das Gefühl von dem warmen Getränk, ausschließlich durch den Karton von meinen Fingern getrennt. Doch, das war angenehm, hatte ich schon immer gemocht - ob Tee oder Kaffee. Wenn man am warmen Kamin saß, vielleicht auch eine heiße Schokolade - wobei ich eigentlich eher nicht so der süße Typ war. Mir war ein einfacher Tee oder eben Kaffee dann meist doch lieber als eine heiße Schokolade, obwohl diese hin und wieder auch einmal etwas für sich haben konnte. Wobei ich ehrlich gesagt nicht recht wusste was ich sagen sollte. Ich war zwar nicht schüchtern, aber ich wusste gerade wirklich nicht was sagen und noch dazu fühlte ich mich zugegebenermaßen auch recht unwohl in meiner Haut. Wieso auch immer, er bedrängte mich weder, noch schien er auf irgendeine andere Art und Weise komisch zu sein. Eher im Gegenteil, er war freundlich - was er gestern ja auch schon gewesen war. Aber trotzdem, jetzt gerade war ich eben auf den Mund gefallen - auch wenn ich es ansonsten nicht war. Glücklicherweise schien er das Schweigen brechen zu wollen, was zwar erleichternd war, mich aber irgendwie auch in die Enge trieb. Was ich so machte. Nichts? Nach jemandem suchen, dessen Persönlichkeit zu einem der Götter passte? Wenn ich so kam, dann schmiss er mich wohl in den Fluss, aus dem ich ihn gestern noch hinausgefischt hatte. "Ich studiere..", erwiderte ich also erst mal recht zügig, wobei mir nicht ganz so spontan einfallen wollte was genau. Aber Studieren klang schon mal besser, immerhin hatte man da doch mehr Freizeit wie bei der Abreit, bzw. man konnte sich die Zeit so einteilen wie man wollte und brauchte, das schien schon mal logischer und war einfacher zu erklären, sollte man sich nochmal über den Weg laufen: "...Psychologie." hängte ich schließlich noch an. Ja, immerhin kannte ich mich doch gut mit den Gefühlslagen von anderen Menschen aus und konnte diese dadurch gut einschätzen - und noch dazu auch beeinflussen. Schien einfach am Passendsten zu sein und zu lange stocken sollte ich wohl auch nicht: "Und du? - Ich meine... klar, scheint gestern wieder weniger gut gelaufen zu sein" das hatte er mir ja erzählt "..aber ich mein ja nur." Gab ja einfach auch das was er gelernt hatte, oder gerne tat.. oder was auch immer.
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Kaffee war zwar jetzt nicht unbedingt mein Lieblingsgetränk, aber ab und zu und mal so zum wachrütteln ging es schon. Schmeckte auf jeden Fall nicht schlecht und solange ich da schön viel Milch und Zucker reintat war alles perfekt. Schwarz mochte ich den Kaffee nämlich dann doch wieder gar nicht. Aber gut, tat ja jetzt auch nichts weiter zur Sache. Denn jetzt galt es für mich dann doch erst einmal das kurzzeitige Schweigen, das zwischen uns ausgebrochen war, zu brechen, damit wir uns hier nicht nur anschweigen würden und Löcher in die Luft starren würden. Musste ja wohl echt nicht sein und würde auch zu keiner Besserung der Lage führen. Außerdem war ich doch ein wenig neugierig auf Mira. Aber war mir das schon zu verübeln? Sie hatte mir gestern das Leben gerettet, hatte mich aus dem Fluss gezerrt und mich nicht einfach so ertrinken lassen. Es gab viele Menschen, die einfach wegsahen, aber sie hatte es nicht getan und jetzt wo ich mich bei ihr bedankte, war ich nun einmal auch ein wenig neugierig darauf, was sie so machte und wer sie war.
Kurz darauf bekam ich dann auch schon eine Antwort, als sie mir mitteilte, dass sie Psychologie studierte. Na hoffentlich hatte sie meine.. etwas schwierige Persönlichkeit nicht schon analysiert. Haha. „Okay. Klingt cool- auch wenn ich persönlich damit wohl eher so richtig gar nichts damit anfangen kann“ meinte ich und grinste sie ein wenig schief an, als auch schon die Gegenfrage kam und sie wissen wollte, was ich so machte. Und ja, da hatte sie wohl völlig recht, dass es gestern mal wieder weniger gut gelaufen war. Eigentlich war es überhaupt nicht gut gelaufen. „Naja, wenn ich nicht gerade drauf und dran bin in einem Fluss zu ertrinken oder mal wieder die Beine in die Hände zu nehmen, dann arbeite ich in der Küche. Ich hab nach der Schule ‘ne Ausbildung zum Koch gemacht und mach das auch echt gern, aber aus irgendeinem Grund scheinen die nie so richtig mit meiner Arbeit zufrieden zu sein“ erwiderte ich und zuckte leicht mit den Schultern, lehnte meinen Kopf nach einem weiteren Schluck des Kaffees gegen den Baum hinter mich. „Kommst du hier aus der Stadt?“ fragte ich sie dann nach einigen Sekunden noch und drehte meinen Kopf leicht in ihre Richtung, um sie besser ansehen zu können. Sie war eindeutig hübsch, da konnte man sagen was man wollte. Und nett war sie auch, gar keine Frage- nur wohl schien sie sich immer noch nicht zu fühlen. „Ist alles in Ordnung?“ fragte ich schließlich ein wenig besorgt nach und runzelte ein wenig die Stirn. Vielleicht ging es ihr heute ja nicht so gut?
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Ob das wirklich so einige gute Idee gewesen war? Ihn einfach anzulügen? Aber gut, ich sah ihn nie wieder - außer durch Zufall vielleicht. Das hatte ich mir ja nun schon felsenfest vorgenommen. Das würde einfach zu nichts führen, außer Ärger vielleicht. Aber das war ich ja nun doch schon einige Male in Gedanken durchgegangen, weswegen ich es jetzt auch einfach dabei beließ und beschloss den Nachmittag einfach so zu genießen, wie er eben zu genießen war. Immerhin hatte ich ja auch schon festgestellt, dass er ein ganz netter Kerl war. Wobei das zwar ausgesprochen total beschissene Worte waren, aber in dem Falle und in meinen Gedanken genau so gemeint waren, wie sie eben auch gedacht waren. Netter Kerl. Mehr konnte ich ja auch noch gar nicht sagen, immerhin kannte ich ihn ja auch gar nicht. "Ist ja auch nicht Jedermanns Sache - was vielleicht auch gut so ist.", stellte ich fest, zuckte ein wenig (aber lächelnd) mit den Schultern. Wie kam ich aus dem Schlamassel nur wieder heraus? Und er war also ein Koch. Hatte sie gar nicht erwartet, eher so etwas wie Mechaniker oder so.. keine Ahnung warum, aber war einfach so. Als Koch hätte sie ihn wohl als einer der letzten Berufe eingestuft, was nicht bedeutete, dass sie das für keinen guten Beruf befand. Im Gegenteil, wieso denn nicht? Ein wenig überrascht wirkte sie trotzdem, allerdings positiv, nicht negativ: "Ach, Geschmäcker sind eben verschieden. Bestimmt vergraulen die sich alle jedesmal einen grandiosen Koch.", stellte ich zwinkernd fest, nippte an dem Kaffee. Klar, es gab sicherlich auch schlechte Köche und ich wusste nicht, ob er nun zu diesen zählte oder nicht - aber ein wenig Aufmunterung konnte ja auch nicht schaden. Auf seine nächste Frage hin erlosch das leichte Grinsen um meine Lippen herum allerdings auch schon wieder. Alles in Ordnung? Was wollte er denn hören? Deswegen nickte ich schließlich einfach ein wenig.
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Tja, da hatte sie wohl recht, dass das nicht Jedermanns Sache war, Psychologie zu studieren. Und dass das wohl gut so war, dass das nicht jeder studierte und dass nicht jeder das mochte, konnte ich wohl auch nicht bestreiten. Wäre sicherlich nicht sonderlich gut, wenn jeder dahergelaufene Idiot Psychologie studieren würde/ könnte. „Da hast du wohl recht“ erwiderte ich und schaute sie mit meinen blauen Augen freundlich lächelnd an, ehe das Thema auch schon wieder mehr oder weniger auf mich gelenkt wurde. Auf mich und meine Arbeit, die ich doch des Öfteren mal verlor. Aus für mich unerklärlichen und unverständlichen Gründen. Allerdings guckte die junge Frau ein wenig überrascht, zumindest kam es mir so vor, als ich ihr mitgeteilt hatte, dass ich Koch war. Gut, war vielleicht nicht gerade typisch für einen Kerl für mich, aber irgendwie hatte es mir schon immer Spaß gemacht, ein wenig in der Küche herumzuwerkeln und vor allem auch für Freunde zu kochen. Meine beiden Mitbewohner machten sich immer ziemlich lustig darüber, dass ich Koch war, aber insgeheim waren sie doch eh froh darüber, dass sie was anständiges zum Essen auf den Tisch bekamen. War so, das brauchten sie auch erst gar nicht zu bestreiten. Auf ihre Worte hin konnte ich mir ein schiefes Grinsen nicht verkneifen, zuckte dann aber ein wenig mit den Schultern. „Vielleicht..“ meinte ich und lachte leicht, ehe auch ich wieder einen Schluck von meinem Kaffee nahm.
Fast vier Wochen war es jetzt her, dass Mira mich aus dem Fluss gezogen hatte, mir meinen Arsch gerettet hatte und dass wir uns im Park getroffen hatten. Irgendwie hatte ich sie letztendlich doch noch dazu überreden können, mir ihre Handynummer zu geben. Was das betraf war ich ziemlich hartnäckig und selbst wenn ich fünf Mal ein ‚Nein‘ gegen den Kopf geworfen bekam, gab ich trotzdem nicht auf. Und ich konnte wohl auch nicht sagen, dass es ein Fehler gewesen war, bei Mira ebenfalls so hartnäckig gewesen zu sein. Immerhin hatten wir uns jetzt doch noch ein paar Mal getroffen und was zusammen unternommen und ich konnte wohl nicht leugnen, dass ich ihre Gesellschaft gerne in Anspruch nahm. Für heute hatte ich sie dann zu mir in meine Wohnung eingeladen- meine beiden Mitbewohner waren zu ihren Familien nach Hause gefahren, somit hatte ich also sturmfreie Bude- da ich uns etwas kochen wollte und dann noch mit ihr einen Film ansehen wollte. Ich war gerade dabei die Lasagne in ihrer Auflaufform vorzubereiten, da klingelte es auch schon an der Tür und ich lief durch die Wohnung, um der jungen Frau anschließend die Tür zu öffnen und sie hereinzulassen. Ich umarmte sie kurz freundschaftlich, begrüßte sie und lächelte sie an, bevor ich ihr hinterher in die Küche folgte. „Ich hoffe du magst Lasagne?“ fragte ich sie und musterte sie mit einem schiefen Grinsen, ehe ich ihr kurz in die Seite pikte.
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Der Tag im Park hatte sich dann noch ein wenig in die Länge gezogen und Theo hatte schließlich auch ziemlich hartnäckig nach meiner Handynummer verlangt – die er dann irgendwann auch bekommen hatte. Es war ja nicht so, als schätzte ich ihn als einen ekelhaften Pädophilen ein, ganz im Gegenteil. Wäre ja auch noch schöner. Er war eigentlich sogar ziemlich nett und demnach hatte ich deswegen jetzt auch kein so riesiges, schlechtes Gewissen – auch wenn ich mir zu Hause schon wieder alles Mögliche ausgemalt und mir eingeredet hatte, dass das einfach nicht in Ordnung und gut so war. Aber gut, letzten Endes hatten wir uns dann ja doch noch recht oft getroffen und das Verhältnis war immer lockerer geworden. Ich brauchte zwar meine Zeit, aber die brauchte er ja irgendwie auch... und weitere Lügen (wie die zu meinem angeblichen Studium) waren dann auch nicht mehr auf den Tisch gekommen, worüber ich auch tatsächlich ziemlich froh war. Ich hasste es Menschen anzulügen, egal wen. Das war wirklich nicht einfach, aber glücklicherweise trat er mir in dieser Beziehung auch nicht weiter zu nahe, indem er immer wieder nachfragte, wie es denn lief oder sonst was in der Art. Und das war noch so ein Pluspunkt, den er sich einheimste, neben einigen (vielen) anderen. Und nach der dritten Woche hatte ich dann tatsächlich auch – eher durch Zufall und ziemlich spontan – herausgefunden wer er eigentlich genau war, bzw. das er genau die Person war, die ich suchte. Dabei hatte ich in ihm gar nicht danach gesucht. Letzten Endes natürlich gut, weil ich nicht vom Wege abgekommen war, andererseits wusste ich aber auch nicht, wie ich ihm das beibringen sollte, weil das einfach völlig bescheuert klang und ich ja selbst wusste, wie es bei mir gewesen war. Ich mochte ihn gerne (als Freund) und wollte diese Freundschaft auch nicht gefährden. Ich hatte bis jetzt also noch nichts gesagt, wobei mir letztlich auch nicht mehr so viel Zeit gelassen wurde, aber ich wollte es trotz allem so lange es ging herauszögern. Ich wollte einfach. Heute war ich zu Theo eingeladen, er wollte mich bekochen und dann wollten wir noch gemeinsam einen Film sehen – klang doch alles in allem nach einen schönen Abend. Gesagt, getan. Zur ausgemachten Uhrzeit klingelte ich und begrüßte wenig später auch schon den jungen Mann, der heute sturmfreie Bude hatte, weil seine Mitbewohner ausgeflogen waren. „Lasagne klingt toll.“, erwiderte ich auf seine Frage, ob ich denn Lasagne mochte. Klar, wer mochte Lasagne schon nicht? Eines der besten Essen, wenn man mich fragte. Gemeinsam liefen wir in die Küche, wo ich mich auf einen der Stühle sinken ließ. Mittlerweile war ich doch schon das ein oder andere Mal da gewesen und kannte mich damit hier auch schon ein wenig aus, stand nicht wie ein verschrecktes Mäuschen da und wusste nicht was ich tun und lassen sollte. Sogar sein Mitbewohner hatte ich einmal flüchtig kennen gelernt. Waren ganz nett, ja, aber mehr konnte sie dazu auch nicht sagen. Die beiden waren gerade verschwunden, als sie zur Haustür reingekommen war.
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Naja wenigstens mochte sie Lasagne. War ja schon einmal ein guter Anfang für diesen gemeinsamen Abend. Ich hatte mir wirklich wahnsinnig viel Mühe gegeben, da ich die junge Frau auch einfach irgendwie schon ins Herz geschlossen hatte. Nicht, dass ich mich jetzt Hals über Kopf in sie verliebt hatte, nein- aber sie war fand ich doch eine ziemlich gute Freundin für mich und ich hatte das Gefühl, dass ich ihr so gut wie alles anvertrauen konnte. Sie war nett und ich wollte ihre Freundschaft auf gar keinen Fall mehr missen. Sie war mir eben in den letzten Wochen doch ziemlich ans Herz gewachsen. Umso glücklicher war ich ja, dass sie meine Einladung angenommen hatte und dass sie hergekommen war.
„Das freut mich“ erwiderte ich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen und ging mit ihr gemeinsam in die Küche, wo ich mich wieder der Lasagne zuwandte, die ich kurz darauf auch schon in den Ofen schob. Jetzt hieß es wohl ein Weilchen warten. Allerdings lenkte ich meine Aufmerksamkeit schnell wieder auf die junge Frau. „Was möchtest du trinken? Oder.. du weißt ja wo alles ist, bedien dich am besten einfach selbst, dann deck‘ ich schon einmal den Tisch“ meinte ich und zwinkerte ihr kurz zu, holte Teller und Besteck hervor und stellte alles auf den Tisch nebenan. Einen Topfuntersetzer stellte ich auch noch bereit, ehe ich mich wieder zu Mira gesellte und einen Schluck Wasser aus meinem Glas nahm. „Wie sieht’s mit ´nem Wein aus?“ fragte ich die junge Frau dann und lief um die Theke herum, um aus einem Schrank eine Flasche Wein hervorzuholen. Eigentlich wartete ich gar nicht direkt auf ihre Antwort, sondern holte auch noch Weingläser raus und stellte sie zwischen uns auf die Theke, nur um die Flasche kurz darauf zu öffnen und der jungen Frau von dem Gesöff einzuschenken. „Und, schon eine Idee was du für einen Film gucken willst? Mir soll alles recht sein- außer solche kitschigen Schnulzen. Darauf kann ich gern verzichten“ lachte ich und warf einen kurzen Blick in Richtung Ofen und somit zur Lasagne, die langsam aber sicher immer genießbarer aussah. Auch, wenn sie das vorher auch schon getan hatte.
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