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Duncan Jamie McTavish
Mit einem kritischen Blick schaute der junge Mann gen Himmel und bemerkte, dass sich so langsam die ersten Sonnenstrahlen ans Tageslicht kämpften. Duncan seufzte. Für andere fing der Tag erst an und für ihn war er nun vorbei. Nur als Meisterdieb trieb er sich vor allem nachts herum, tagsüber ließ er sich selten in der Stadt blicken. Auf ihn war ein hohes Kopfgeld ausgesetzt, und er wollte keine Inhaftierung durch Unaufmerksamkeit riskieren. Ihm hatte die Inhaftierung vor neun Jahren gereicht, wonach er ausgepeitscht worden war. Der Grund: Er sollte die Gastwirtschaft seiner Eltern angezündet haben, um diese absichtlich zu töten. Reiner Schwachsinn, aber der Richter, dem er früher mal einen Streich gespielt hatte, war engstirnig gewesen und hatte für ihn als Bestrafung eine Auspeitschung angeordnet. Mehr durfte nicht sein, da die Beweise zu lasch waren.
Als Duncan an diese Zeit zurück dachte, verzog er unwillkürlich das Gesicht und fuhr sich mit der rechten Hand über sein Kreuz, wo noch heute die Narben waren und noch immer sein würden. Erneuert aufseufzend kletterte er an einer Ecke mit hervorstehenden Steinen eine Hauswand hoch balancierte an der Dachkante entlang, bis er aufs nächste Dach sprang, einem Flachdach, und dieses schnellen Schrittes überquerte. Die Häuser standen hier in der Stadt so eng, dass es ein Leichtes war, von einem Dach zum nächsten zu gelangen. Nachdem er von dem Flachdach auf ein niedrigeres gehüpft war, ließ er sich an einem Stützbalken heruntergleiten, sein wehender Umhang um sich. Sanft und lautlos landete er auf dem Boden, zog die schwarze Kapuze noch tiefer ins Gesicht und huschte in die nächste Gasse. Er schlich wachsam hindurch, schaute zwischendurch nach oben, um zu sehen, wo der große Glockenturm war, sein Ziel. Sein Zuhause. Nur noch wenige Gassen trennten ihn und das Fenster, wodurch er immer in den verfluchten Turm einstieg. Obwohl er die halbe Nacht unterwegs gewesen war ohne eine große Pause zu machen, fühlte er sich frisch und munter, weshalb er den Morgen wohl auch Wache schieben würde. Er und seine Gefährten wechselten sich mit der Wache ab, um bei Gefahr schnell die anderen, schlafenden wecken zu können.
Während er durch die restlichen Gassen schlich, kam in ihm ein seltsames Gefühl hoch. Nur kurzzeitig, doch irgendetwas sagte ihm, dass heute etwas passieren würde. Ob es schlimm war oder nicht, konnte er nicht sagen, doch seine Intuition spürte etwas. Und seine Intuition ließ ihn nur selten im Stich. Tief aufatmend konzentrierte er sich wieder auf sein Ziel. „Aufmerksam bleiben, Duncan“, murmelte er leise zu sich selbst, ehe er in die letzte Gasse einbog und vorher intuitiv noch einmal sich umschaute. Niemand war zu sehen, die Straßen waren leer und die Häuser lagen im Halbdunkeln. In einer Stunde würden die ersten Bewohner der Stadt aufstehen, vorzugsweise die Hausfrauen, die mit ihrer Wäsche als erstes am Fluss sein wollten. Nur dann würde er nicht mehr hier draußen sein, sondern hoch oben im Glockenturm sitzen und Wache schieben.
Nun stand er vor dem Fenster, in das er immer einstieg, bzw. direkt unter ihm. Ohne groß zu zögern nahm er Anlauf, sein Fuß fand den kleinen Vorsprung, der immer genutzt wurde und er packte das kleine Fensterbrett, zog sich langsam hoch und ließ sich in den dahinterliegenden Raum gleiten. Zufrieden atmete er die etwas muffige Luft des Zimmers ein, welches früher eine kleine Bibliothek gewesen war. Nun war hier aber nicht viel mehr außer vier kaputte Regale und ein paar zerfletterte Bücher, sowie Steine, die herumlagen. Leise schlich er aus dem Raum, denn noch war er nicht beim Geheimgang. Er schlich durch den Flur, blieb recht am Ende stehen und drehte sich nach rechts um. Dort war ein Stein, welcher zwar aussah wie jeder andere und auch nicht weiter auffiel, doch er ließ sich eindrücken. Nachdem Duncan dies getan hatte, schob sich eine schmale Steinwand zur Seite und gab den Weg zu einem schmalen Gang frei. Er schlüpfte hinein und kurz darauf ging die Tür geräuschlos hinter ihm wieder zu. Er stand im Dunkeln. Doch er war diesen Weg mehr als einmal gegangen und kannte sich mittlerweile blind hier aus. Nach ca. Metern öffnete er eine Holztür, dahinter kam ein kleiner Raum mit einem alten Altar zum Vorschein. Hinterm Altar an der Wand hing ein zerfetzter Wandteppich. Gelenkig sprang Duncan auf den Steintisch, schob den Wandteppich zur Seite und drückte gegen die Wand. Schwerfällig öffnete sie sich und ein weiterer kleiner Raum mit einer Holztür zeigte sich. Seufzend ging er hinein, schob den Wandteil wieder zurück an seinen Platz und klopfte drei Mal kurz gegen die Holztür, ehe er auch hier eintrat.
„Ah, Duncan, du bist zurück!“, begrüßte ihn eine angenehme, tiefe Stimme. Der Angesprochene nickte und ließ die Tür leise hinter sich ins Schloss fallen, ehe er sich zu seinem Onkel umdrehte. „Ja, das bin ich. Leider erfolglos. Mehr als ein paar Groschen und billige Schmuckstücke ist nicht bei rausgekommen.“ Rupert, sein Onkel, nickte und nahm die Beute in Empfang. Während er den Beutel auf einem Holztisch ausleerte, ging Duncan in den angrenzenden Raum. Mehrere Gestalten lagen auf Strohmatratzen auf der Erde und schliefen, nur zwei der Matratzen waren leer. Die von Duncan und seinem Onkel. Der junge Mann schlich leise durch den Raum und kniete sich neben eine Matratze, auf der eine junge Frau seelig schlief. Er fasste ihr leicht an die Schulter, beugte sich zur ihr runter und flüsterte leise: „Ich halte heute Wache, Mary, du kannst weiterschlafen. Nach dem Mittag wecke ich dich, dann kannst du übernehmen.“ Sie murmelte etwas Unverständliches und drehte sich dann auf die andere Seite. Seine Bande hatte die vorletzte Nacht einen schweren Auftrag bewältigen müssen, sodass alle nun todmüde schon seit fast 24 Stunden schliefen. Allerdings waren sie auch fast einen ganzen Tag lang auf den Beinen gewesen, da verzieh man das gerne. Nur Duncan hatte nicht zur Ruhe kommen können, weshalb er auch letzte Nacht freiwillig durch die Stadt gezogen war.
Er ging wieder zurück in den anderen Raum und schickte seinen protestierenden Onkel ebenfalls ins Bett, ehe er es sich auf einem der Stühle bequem machte, sich einen Holzblock nahm und begann, sich durch Holzschnitzen die Zeit zu vertreiben. Dabei waren seine Sinne jedoch ganz aufs Aufpassen konzentriert.
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Celeste Kathrina Armstrong.
Der gestrige Abend, die komplette Nacht war anstrengend gewesen. Celeste war gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder auf einem Maskenball gewesen, der viel Aufmerksamkeit gefordert hatte. Damenhaftes Benehmen, langweilige Gespräche mit uninteressanten Männern und das alles unter dem strengen Blick ihres Vaters und ihrer Großmutter. Nun lag die Brünette seit etwa einer Stunde in ihrem weichen Bett, den Blick stetig gegen die Decke gerichtet, die Kerze neben ihrem Bett auf dem kleinen Nachttischchen brannte noch und warf gespenstische Schatten auf die Wände, wobei die langsam aufsteigende Sonne langsam aber sicher eine angenehme Dämmerung aufkommen ließen.
Celeste kannte ihre Familie nach all den Jahren gut genug um sagen zu können, das wohl keiner von ihnen vor dem Mittagstisch aus ihrem Gemach kommen würde, weswegen sie die Decke, gefüllt mit Daunen, zur Seite schlug, um sich aufzurichten und die nackten Füße wenig später auf den kalten Dielen abzusetzen, bevor sie sich erhob, das weiße Nachtkleid von ihren Schultern strich und in ein recht schlichtes, dünnes Kleid schlüpfte, das sie nicht daran hindern würde den Ausstieg aus ihrem Fenster zu nehmen. Ihr Zimmer lag zwar im zweiten Stock, sie hatte allerdings schon vor langer Zeit einen relativ leicht zugänglichen Ab- und Aufstieg gefunden und solange sie vor der Mittagszeit zurück wäre, würde es wohl auch niemandem auffallen. Es sei denn natürlich sie stellte sich wahnsinnig dumm an oder vergaß die Zeit, wovon sie allerdings nicht ausging. Ungeduldig und neugierig zugleich strich sie die rauen, dicken Vorhänge zurück, atmete die frische Morgenluft ein, die ihr Haar sanft über ihre Schultern streichen ließ. Der Himmel war schon jetzt wolkenfrei, was einen warmen Tag in Ausschau stellte und ihr die Entscheidung zwischen einem wärmenden Umhang oder keinem recht einfach gestaltete. Vor dem Spiegel kämmte die junge Frau sich noch dürftig die langen, gelockten Haare, ehe sie sich diese über die Schulter flocht, sodass sie wohl erst einmal nicht weiter stören konnten, um dann einen genaueren, aufmerksameren Blick aus ihrem Fenster zu werfen und festzustellen, das ein Stallbursche gerade mit einer schneeweißen Stute zu kämpfen hatte - und das natürlich genau unter ihrem Fenster, sodass sie sich ungeduldig mit beiden Händen auf den kühlen Stein der Fensterbank stützte, mit den Fingern keinen bestimmten Tackt auf diesen tippte, bis der junge Mann mit der störrischen Stute endlich verschwunden war und sie so ihre Chance nutzte, um geschickt das Kleid anzuheben, sich an einer kleinen Einkerbung neben dem Fenster festzuhalten, sodass sie sich auf der Fensterbank umdrehen und anschließend auf das Dach des Schuppens springen konnte, welcher nur etwa einen halben Meter von ihrem Fenster entfernt zur linken gebaut worden war. Vom Schuppen aus konnte sie letztlich auf einen Haufen von Heu springen um anschließend durch den Stall hinaus verschwinden zu können, um das Risiko gesehen zu werden auf das Minimum zu reduzieren.
Nachdem das entkommen von dem riesigen Anwesen erst einmal geschafft war, schien der jungen Frau eine Last von den Schultern zu fallen. Wie immer wählte sie eine schmale Gasse, welche sie auf direktem Wege in Mitten der Stadt trug, während sie sich aufmerksam umblickte. Aus den Augenwinkeln bildete sie sich schon bald ein einen dunklen Schatten über das Huschen sehen zu können, als sie allerdings den Kopf anhobt war nichts und niemand zu sehen, weswegen sie leicht den Kopf schüttelte. Der gestrige Abend war so schrecklich langweilig gewesen, dass sie sich nun schon etwas Spannendes einzubilden glaubte.
„Du musst unbedingt da raus..“, sprach sie ruhig, leise zu sich selbst, bevor sie ihren Weg fort setzte. Mittlerweile hatte sie schon so einige Gegenden der Stadt erkundet, war dabei nicht selten in brenzlige Situationen geraten, bis jetzt allerdings waren sie alle glimpflich ausgegangen.
Heute wählte sie keinen bestimmten Weg, sie ließ sich tragen, von ihrem Instinkt, ihrer Neugierde, ihrer Laune. Sie wusste nicht genau wohin sie wollte, bis sie letztlich vor einer schweren, verschlossenen Tür stand. Eine Tür die ihr durchaus bekannt war, um welche sie bis zum heutigen Tage allerdings immer einen ordentlichen Bogen gemacht hatte. Nicht alleine aus dem Grund, dass diese Tür samt ihrem Gebäude als verflucht galt, gefährlich. Niemand wagte sich freiwillig in den alten Glockenturm, was wohl Grund genug für Celeste war die zierliche Hand an die schwere Tür und deren Griff zu legen und den Versuch zu starten diese zu öffnen. Vergebens. Im nächsten Moment drückte sie schon mit ihrem gesamten Gewicht gegen das alte, massive Holz, doch auch nun passierte nichts außer einem wenig nachgiebigen Knarren, welches allerdings nicht viel Hoffnung spendete. Seufzend ließ sie von der Tür ab, um nach einem anderen Einstieg Ausschau zu halten, was sie letztlich hinter das Gebäude führte, von wo aus sie relativ leicht auf ein naheliegendes Dach klettern konnte, um wenig später mit etwas Mühe und Mut ihren Körper auf eine Fensterbank ziehen zu können, um zumindest einen Blick in einen der Räume des Glockenturmes werfen zu können. Einige zerfledderte Bücher lagen in diesem, kaputte Regale zierten die Wände und ansonsten war noch ein einziger, alter Stuhl zu finden, welcher nur noch auf drei Beinen stand. Nicht sonderlich vertrauenswürdig und dennoch ließ sie sich wenig später von der Fensterbank in den Raum hinein rutschen, um sich kurz darauf die Bücher anzusehen, deren Schrift allerdings schon so vergilbt war, dass man kein einziges Wort mehr entziffern konnte und das lesen sich als einziges Ratespiel entpuppen würde. Als ihr dann auch noch ein Stapel Bücher umfiel und Staub aufgewirbelt wurde, der hier wirklich zu Haufe zu finden war, konnte sie ein Niesen nicht verhindern. Hastig verließ sie den Raum, in dem der Staub gar nicht mehr zur Ruhe kommen wollte, durch den Stoff der über den Boden strich nur noch mehr aufgewirbelt wurde.
Im Flur angekommen stolperte sie nach einigen Metern auf Grund des wenigen Lichts über einen Stein und stützte sich im letzten Moment noch an der Wand ab, wo einer der Steine wohl eher durch Zufall nachgab, sodass wenige Zentimeter von ihr entfernt eine Wand nachgab und sich letztlich zur Seite schob, sodass ihr Blick in einen dunklen Gang fiel, der lediglich von dem fahlen Licht des Flures erhellt wurde, aber natürlich dennoch die Aufmerksamkeit der Brünetten auf sich zog, die neugierig den Hals reckte und vor dem Eingang stehen blieb. Dunkelheit, nichts als Dunkelheit und sie wusste nicht was sie in dieser erwartete. Ratten und Spinnen könnten ihr geringstes Problem sein. Was war mit Gaunern oder Verschollenen, Toten und Leichen? - Was solche Dinge anging hatte die junge Frau wirklich eine ausgeprägte Fantasie.
Celeste biss sich nachdenklich auf die vollen, roten Lippen, um dann den Blick schweifen zu lassen. Sie konnte allerdings weder etwas zum Feuer machen, noch eine Fackel aus machen, weswegen sie sich zu entscheiden hatte.. entweder sie ging diesen Weg ungewiss ins Dunkle oder aber sie ging zurück nach Haus. Beides war nicht unbedingt zufriedenstellend, aber solange die geheime Tür hier aufblieb würde sie wohl auf jeden Fall den Weg zurück wieder finden - einfach dem Licht nach, weswegen sie sich ein Herz fasste und einen Schritt in die Dunkelheit wagte, kurz darauf einen zweiten, um anschließend mit einem erschrockenen Keuchen festzustellen, das die Tür hinter ihr sich wieder erwarten schloss, wobei auch ein panisches dagegen hämmern nicht viel nutzte, außer schmerzende Hände, woraufhin sie begann leise zu fluchen, sich letztlich die Wand entlang zu tasten, wobei sie förmlich spüren konnte, wie die Spinnen sich in ihren Haaren festklammerten, wie die Spinnweben sich darin verfingen. Ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken hinab, da stieß sie allerdings auch schon gegen eine Tür. Holz. Völlig unverhofft musste sie sich Mühe geben ein schmerzliches Stöhnen von sich zu geben, rieb sich lediglich die schmerzende Schulter, bevor sie nach einem Türgriff tastete, den sie letzten Endes auch hinab drückte und welcher glücklicherweise tatsächlich zu keiner verschlossenen Tür gehörte und ihr daraufhin wieder ein wenig Licht entgegen strömte. Ob sie allerdings sehen wollte was sich ihr eröffnete war die Frage. Ein kleiner Raum mit einem Altar - der für was auch immer genutzt wurde. Dahinter ein etwas zerfetzter Vorhang, der sie nachdenklich den Kopf zur Seite neigen ließ. Sollte sie hier wirklich sein? Etwas lauter als beabsichtig schloss sie die Holztür hinter sich, blickte sich erst einmal wieder aufmerksam um.
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Duncan Jamie McTavish
Insgeheim bereute Duncan schon, dass er die morgendliche Wacht übernommen hatte. Seine Gedanken konzentrierten sich weder auf das Holzschnitzen noch auf die Aufmerksamkeit, die er sonst seiner Umgebung so genau schenkte, heute streunten sie umher wie wilde Katzen, blieben an diesem und jenem Thema hängen und ließen den jungen Mann ruhelos werden. Aus dem Raum nebenan konnte er das Schnarchen seiner Kameraden hören, sowie zufriedene Atemgeräusche, was ihn zumindest in der Hinsicht beruhigte. Obwohl die letzte Zeit anstrengend gewesen war, da O’Donald einige knifflige Aufträge für sie gehabt hatte, war die Stimmung in der Bande nicht schlecht, im Gegenteil, nach jedem erfolgreichen Beutezug waren alle in Höchststimmung und trübselige Gedanken wurden weggeblasen, jeder ließ sich vom anderen mit der Freude anstecken.
Nun allerdings beschlichen Duncan insgeheim Zweifel. Er wusste nicht, welche und warum, aber ihm wurde mulmig, während er weiterhin sanft die Rinde vom Holzblock abschabte, Schicht für Schicht, bis langsam ein Muster entstand. Seufzend setzte er sich ein wenig bequemer hin und wollte gerade erneuert das Messer ansetzen, als er eine Tür zuschlagen hörte. Er hielt mitten in der Bewegung inne und hob langsam den Kopf. Die Tür zu ihrem Geheimversteck war geschlossen, und keine Person wurde sichtbar. Also konnte sich nur die Tür zum Altarraum geöffnet haben. Angespannt legte Duncan den Holzblock zur Seite und fasste seine Finger stärker um den scharfen Dolch, den er in seiner Hand trug. Er stand langsam auf, ging zum angrenzenden Raum und zischte in die Dunkelheit: „Die Tür zum Altarraum hat sich bewegt. Bleibt hier, aber seid wachsam!“ Sofort hörte er leises Geraschel und ein paar Schatten, die sich vom Boden erhoben. Dann ein leises Knatschen von Metall auf dem Steinboden, ehe ein leises „Aye!“ von mehreren Stimmen zu hören war.
Leise schleichend trat Duncan zum Wandteil, zog leicht an dem Griff und leise öffnete sich die Tür ein Stück. Er schob den Vorhang beiseite und sah eine Gestalt, ein Mädchen. Oder besser gesagt eine junge Frau. Sie hatte den Rücken zu ihm gedreht und schien sich erstaunt umzusehen, sodass Duncan die Gelegenheit nutzte und leise aus der Tür auf den Altar trat, lautlos auf dem Boden auf kam und mit federleichten Schritten zu ihr schlich. Seine Kapuze hatte er tief in sein Gesicht gezogen. Als er wenige Zentimeter hinter ihr stand, legte er blitzschnell den Dolch in seiner rechten Hand an ihre Kehle, schlang den linken vor ihren Bauch und fixierte so ihre Arme, ehe er sie ein Stück zu sich ran zog und mit seiner rauen, tiefen Stimme fragte: „Na, kleines Täubchen, was hat dich hierher verschlagen?“ Er lachte leise und sein Griff um ihre Taille verstärkte sich ein wenig. „Hat man dir etwa nicht erzählt, dass der Glockenturm verflucht ist?“ Dies stimmte natürlich nicht, doch die Menschen waren extrem abergläubisch und nie setzte jemand auch nur einen Fuß über die Schwelle des Turms, da hier der Teufel persönlich hausen sollte. Nun, in gewisser Weise stimmte das ja auch, seine Bande konnte man durchaus als Teufelspack bezeichnen. Doch der Turm war schon seit Jahrzehnten verflucht, angeblich hatte hier ein zwielichtiger Priester vom Teufel höchstpersönlich einen Vertrag unterschrieben und fortan Hexenkünste walten lassen, doch Duncan glaubte an so einen Unsinn nicht. Doch für ihn und seine Gefährten war der Aberglaube nur vom Vorteil, hatten sie doch so einen netten Unterschlupf und vollauf ihre Ruhe. Das hier war wahrlich das erste Mal, dass jemand es soweit hierher geschafft hatte, die meisten waren höchstens ins erste Stockwerk, bis zur Bibliothek gekommen.
Seine Gedanken richteten sich nun jedoch vollends auf den kleinen, zierlichen Körper, den er mit seinen starken Armen an seiner Brust fixierte, und auf den Dolch, der nahezu lässig an der Kehle der jungen Frau ruhte. „Also“, meinte er fast schon desinteressiert, „ich höre.“ Er schätzte, dass von diesem Mädchen hier keine Gefahr ausging, trotzdem ließ er nicht locker. Es sollte auch einige Frauen geben, die ein Messer oder einen Dolch bei sich trugen.
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Celeste Kathrina Armstrong.
Erst hatte sie einige Schritte auf den Altar zu gemacht, dann allerdings doch wieder inne gehalten und beschlossen sich erst einmal den Inhalt des verstaubten, morschen Regals anzusehen, hauptsächlich aus dem Grund, dass sie die Geschichten über diesen Glockenturm nur zu gut kannte und wirklich nicht herausfinden wollte, ob auf dem Altar getrocknetes Blut klebte, ob darunter Knochen lagen oder sich sonst irgendetwas widerwärtiges darauf oder darunter abzeichnete. Sie erlebte zwar gerne Abenteuer, spürte gerne das Adrenalin durch ihren Körper rauschen, aber ehrlich gesagt reichte ihr das auch schon wieder aus, zumindest in diesem Moment. Unachtsam wandte sie dem Vorhang und dem davor platzierten Altar also den Rücken zu, um sich dem Regal zuzuwenden, welches sie allerdings nie gänzlich erreichen sollte.
Sie nahm weder ein Geräusch wahr, noch erhaschte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung, erst als sie einen scharfen Gegenstand, eine kalte Klinge an ihrer Kehle spürte und wenig später ein starker Arm sich um ihre Taille schlang und damit auch gleichzeitig ihre Arme am Körper fixierte realisierte sie, dass sie nicht alleine war. Viel zu spät, sehr viel zu spät. Erschrocken hatte sie noch die Luft eingezogen, es im ersten Moment allerdings nicht gewagt auch nur einen weiteren Laut von sich zu geben. Ihr Herz schlug unaufhörlich und so schnell als wolle es ihr aus der Brust springen und ihr Atem stockte, ging unregelmäßig und flach, als sie den heißen Atem des Mannes hinter sich an ihrem Ohr spürte und wenig später seine dunkle, raue Stimme an ihr Ohr drang, er sie fragte was sie hier tat.
Natürlich hatte man ihr erzählt, dass der Turm verflucht war, allen Anscheins nach nur ein Aberglaube, sonst wäre wohl er nicht hier. Es sei denn natürlich er war ein Abgesandter des Teufels, was sie bezweifelte, die stellte sie sich weniger Menschlich vor, wenn sie ehrlich war. Falls es sie überhaupt gab. Da war sie sich nicht wirklich sicher. Ebenso wenig wie sie sich sicher war ob es einen Gott gab - oder eben keinen. Diese Frage hatte sie sich bis jetzt aber noch nie wirklich bewusst gestellt und gerade war wohl auch der falsche Zeitpunkt dazu.
Sie hatte nun genau zwei Möglichkeiten. Das kuschende Mäuschen zu spielen oder aber sich nicht unterkriegen zu lassen. Vermutlich wäre die erste Möglichkeit die weitaus schlauere und auch die Leichtere.. vielleicht entschied sie sich auch deswegen dagegen, aber irgendetwas in ihr schrie danach ihm nicht zu zeigen welche Angst gerade ihren Körper zu übernehmen drohte, weil er ihr ein Messer an die Kehle hielt und ganz klar in der überlegenen Position war. Sie wollte sich diese Blöße nicht geben. Zumindest nicht ohne zumindest ein wenig aufgemuckt zu haben.
„Wäre ich sonst hier?“ Zu ihrer eigenen Überraschung schien ihre Stimme trotz des aufkommenden Bebens, das drohte ihren Körper zu überrollen selbstsicher und keinesfalls verängstig zu klingen. Vielleicht bildete sie sich dies auch nur ein, zittrig klang sie aber keinesfalls. Ihre Haltung hingegen war versteift, darauf bedacht sich nicht falsch zu bewegen um an Ende selbst noch Diejenige zu sein, die regelrecht in das Messer hinein lief, wobei sie trotz allem versuchte zumindest ihre Arme aus seinem festen Griff zu befreien, während sie den muskulösen Körper hinter sich dicht an ihrem spürte, fühlten konnte wie seine Brust sich gleichmäßig hob und senkte. Sogar seine Körperwärme konnte sie durch den Stoff des dünnen Kleides hindurch spüren. Ihre Augen allerdings, die er glücklicherweise nicht sehen konnte, hielt sie geschlossen, um sich selbst in Gedanken zu rufen, dass sie hier wieder heraus kam. Lebendig natürlich. Momentan der einzige Gedanke der sie beruhigen konnte, dafür sorgte über das scharfe Messer an ihrer Kehle hinweg zu sehen. „Ihr scheint mir kein Abgesandter des Teufels zu sein, oder könnt ihr mir das Gegenteil beweisen?“ - Reden, bevor man nachgab, zusammen fiel, zu zittern begann und Schwäche zeigte. Das war schon immer eine ihrer Stärken gewesen. Indem sie redete, konnte sie selbst - auch für sich - überspielen was in ihr vor ging und so Zeit schinden, zumindest in den meisten Situationen.
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Duncan Jamie McTavish
Er konnte von Glück sprechen, dass das Mädcheb sich nicht dem Altar zugewandt hatte, sondern sich eher mit dem verrotteten Regal an der Wand beschäftigte, in welchem Bücher, Gläser mit undefinierbaren Substanzen und noch einige weitere unnütze Sachen standen. Sie schien mit ihren Gedanken wohl ein wenig woanders zu sein, denn sie hörte ihn nicht und schien auch eher ein wenig unsicher. Wobei, andererseits war ihre Ausstrahlung nicht total ängstlich und verunsichert, im Gegenteil, für jemanden, der nicht hier sein sollte, schien sie durchaus noch ein bisschen Selbstbewusstsein und Mut zu haben. Dennoch merkte er sofort, dass sie nicht damit gerechnet hatte, hier zu landen.
Als Duncan sie dann von hinten packte und ihr die kalte Klinge aus Stahl an die Kehle hielt, spürte er, wie sich ihr zierlicher Körper erstarrtr und verkrampfte, was ihn nicht wunderte. Ene normale Reaktion, wenn man angegriffen wurde und nicht damit gerechnet hatte, es war ja nicht das erste Mal, dass er so etwas hier machte. Mit der Zeit bekam man einfach ein Gespür dafür, wie sich die Gegner verhielten in so einer Situation. Und die meisten Menschen verhielten sich einfach gleich. Er spürte, wi sie ungleichmäßig, etwas abgehackt atmete, ein sicheres Zeichen ihres Schreckens, den sie empfand bzw. empfunden hatte.
Als er sie ansprach, dauerte es eine kleine Weile, bis sie dann ihm eine Antwort gab. Sie schien wohl in der Zeit nachzudenken, wollte die Situation erfassen. Und dafür brauchte man eben ein wenig Zeit, wenn man nicht darauf trainiert war. Er kannte es ja selber, hatte es selber mehr als einmal miterleben müssen. Irgendwie konnte er ein wenig verstehen, wie sie sich nun fühlte, doch das war ihm momentan relativ egal. Ihn beschäftigte mehr, wie sie herein gekommen war, was sie hier wollte und vor allem, was er mit ihr machen sollte. Doch darüber würde er später nachdenken müssen, da sie nun die Stimme erhob.
Duncan machte kurz ein überraschtes Gesicht, als ihre Stimme, klar, fest und selbstbewusst, ihm eine doch schon trotzige Antwort gab. Er hob letztendlich nur eine Augenbraue und erwiderte kurz und scharf: "Ich habe nicht um eine Gegenfrage gebeten!"
Nun begann in ihr der Widerwillen und der Kampfesgeist zu erwachen, denn sie versuchte, sich zu befreien. Ein Grund für ihn, den linken Arm nur noch fester gegen ihren flachen Bauch und ihre Arme zu drücken und den Dolch etwas entlang ihrer Kehle fahren zu lassen, als Warnung. Sie sollte verstehen, dass es ihm nur eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk kostete, um ihr säuberlich die Kehle durchzuschneiden. Wieder ließ sie ihre Stimme hören, dieses Mal mit einer kleinen Herausforderung statt Trotz.
Angesichts ihrer Worte stieß Duncan erneuert ein raues Lachen aus. "Einige Leute halten mich sogar für den Teufel höchstpersönlich, die meisten haben mich jedoch noch nie zu Gesicht bekommen. Ob ich der Teufel bin, kan ich nicht beurteilen. Ich sehe mich als einen normalen Menschen aus Fleisch und Blut, der momentan vor der Entscheidung steht, sein Opfer erst gefangen zu nehmen oder gleich umzubringen." Vor dieser Entscheidung stand er tatsächlich, denn frei lassen konnte er sie auf keinen Fall. Die Gefahr war zu groß, dass sie ihn und seine Kumpanen verraten würde. Und solche Risiken ging er nicht ein. Lieber ein Leben weniger als eine ganze Gruppe davon.
Als sie sich erneuert kurz wehrte und sie dabei kurz ihre Hand anhob, konnte er kurzzeitig einen Ring an ihrem Finger aufblitzen sehen. Ein Siegelring. Und er wusste sofort, zu welcher Familie er gehörte. Das hatte Duncan gerade noch gefehlt. Das Mädel hier, was er an seine Brust gedrückt hielt, war der einzige weibliche Spross der Familie Armstrong, eine gebildete Adelsfamilie mit einigem an Ansehen. "Verfluchter Mist", murmelte er kaum hörbar, wirbelte sie herum und presste sie gegen die nächste Wand. Sein Gesicht war nur halb zu sehen, seine Augen lagen im Schatten der Kapuze. Mit dem linken Arm fixierte er nun ihre Brust und damit ihren ganzen Körper an der Wand, mit der rechten hielt er die Spitze des Dolches direktan ihre Kehle. "Also, nun raus mit der Sprache. Was willst du hier und woher kommst du genau?!", knurrte er leise. Auch wenn er schon wusste, wen er hier vor sich hatte, wollte er seinen Verdacht nur bestätigt wissen.
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Celeste Kathrina Armstrong.
Natürlich hatte er nicht um eine Gegenfrage gebeten, damit musste er zwangsweise aber leben. Zumindest für den Moment. Als er allerdings die Hand mit dem Dolch sanft über ihren Hals bewegte, fragte sie sich, ob sie nicht doch besser gegeben hätte, was er hatte haben wollen. So verkehrt konnte es wohl auch nicht sein zu kooperieren. Seine nächsten Worte allerdings verlangten regelrecht nach einem spöttischen Kommentar, welcher auch sogleich folgen sollte, sobald er geendet hatte und dieses Mal ohne wirklich lange darüber nachzudenken, welche Konsequenzen dies mit sich tragen könnte, laut seiner Worte würde es so oder so nur ein Lösung geben, ihren Tod. Ob in naher oder ferner Zukunft spielte dabei doch keine wirkliche Rolle. Zumindest nicht für ihn. „Dann sollte ich mich glücklich schätzen, eine der wenigen zu sein, die dich tatsächlich zu Gesicht bekommen, nicht?“, während ihrer Worte allerdings war sie bedacht darauf ihren Körper, vor allen Dingen wohl ihren Oberkörper wie auch ihren Kopf dichter gegen seine Brust zu drücken, um die kalte Klinge nicht weiterhin an ihrer Kehle spüren zu müssen.
Ein wahnsinnig unangenehmes Gefühl, welches sie in diesem Moment zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte. Und wenn sie ehrlich war hoffentlich auch das letzte Mal, es war alles andere als angenehm, schnürte einem mit der leichtesten Bewegung schon die Kehle zu und ließ einen schwer atmen, so als würde er schon drauf und dran sein ihr den halben Kopf abzusäbeln. Alles andere als angenehm also.
Was dann allerdings geschah, kam alles andere als erwartet, ehrlich gesagt sah sie dahinter keinen wirklichen Sinn, errechnete sich aus seinem Verhalten allerdings einen klaren Vorteil. Sie musste es nur noch richtig deuten können. Als er sie herum wirbelte, sie wenig später den kalten Stein der Wand im Rücken spürte, erneut in die Bedrängnis kam zwischen ihm und diesem Mal der Wand festgehalten zu werden, wieder ein Messer an der Kehle spürte, konnte sie ihrem… Teufel wenigstens ins Gesicht blicken. Zumindest auf die rauen Lippen, die gerade Nase, das markante Kinn. Der Blick in seine Augen blieb ihr allerdings verwehrt, ganz im Gegensatz zu ihm.
Irgendetwas musste er gesehen haben, was ihn beunruhigt hatte, nach kurzem Nachdenken allerdings konnte sie sich sein Verhalten wenn überhaupt wegen des Ringes erklären, den sie offensichtlich an einem der schlanken Finger trug und der ein jedem hier bekannt war und deutlich machte, welcher Familie sie angehörte. Keine Familie, der man einfach so die Tochter nahm. Es war eine Sache einem Bauern das Kind zu nehmen, eine ganz andere einem angesehenen Mann wie ihrem Vater, die Konsequenzen, sollte er erwischt werden waren enorm. Andernfalls würde es wohl niemanden - bis auf Familie und Freunde - wirklich interessieren, geschah Celeste allerdings etwas, würde ihr Vater alles und jeden auf den muskulösen Kerl vor ihr hetzen, vollkommen egal was es ihn kostete und ob er in tausende von kleinen Fetzen gerissen wurde. Vermutlich war es sogar genau das, was er den Männern auftragen würde, die er auf ihren Mörder ansetzte. Sie hatten zwar nicht das beste Verhältnis zueinander, aber sie war noch immer seine Tochter. Sein Fleisch und Blut.
Nun allerdings hatte sie zumindest die Hände frei, auch wenn sie sich unsicher war, was geschah hob sie sie an.. mit dem Messer am Hals müsste er sich nicht einmal die Mühe machen und sie festhalten, sie drückte sich von ganz allein gegen das kühle Gemäuer, fern von dem Messer, dessen Spitze sie deutlich auf ihrer zarten Haut zu spüren vermochte.
„Ich komm durch die Tür, durch irgendeinen seltsamen Gang.. ziemlich dunkel, ich wette mir kleben jetzt noch etliche Spinnen in den Haaren..“, grummelte sie leise - wobei ihr durchaus bewusst war, dass dies wohl nicht unbedingt die Antwort war, die er sich erhoffte -, wagte es während ihrer Worte tatsächlich, langsam ihre Hand anzuheben, wobei sie mit dem Gedanken spielte entweder seine Kapuze soweit zurück zu schieben, dass sie sein gesamtes Gesicht erblicken konnte oder aber seine Hand mit dem Dolch zumindest ein wenig auf Abstand zu bringen.. wobei beides schief gehen könnte und die Sache mit der Kapuze erschien ihr irgendwie harmloser, wobei sie keine zu schnelle oder unüberlegte Bewegung vollbringen wollte, dennoch allerdings in einer flüssigen Bewegung - nur eben reichlich langsam - die linke Hand anhob, um nach dem dunklen Stoff zu greifen. „Lass mich wenigstens das Gesicht des Teufels sehen, bevor er mich in die Hölle schickt.“, forderte sie leise, aber noch immer mit relativ fester Stimme, zog langsam an dem dunklen Stoff, wobei ihr nach wenigen Zentimetern schon bewusst wurde wen genau sie hier vor sich hatte. Die gesamte Stadt war mit seinem Portrait zugekleistert, an jeder Ecke fand man den Zettel, auf dem dick und fett „Wanted“ stand und der deutlich zum Vorschein brachte welche Summe es für seine Auslieferung regnen würde. Geld das sie nicht nötig hatte, absolut nicht. Viel mehr reizte sie gerade die Tatsache, hier den wohl meist gesuchten Mann dieser Stadt, wenn nicht sogar dieses Landes vor sich zu haben.
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Duncan Jamie McTavish
Vor ihm schien anscheinend ein besonders widerspenstiges und stures Exemplar der Gattung Frau zu stehen. Denn zu der Sache mit der Gegenfrage sagte sie einfach gar nichts mehr, obwohl er seine Worte sehr ernst gemeint hatte. Weshalb er sie auch durch die Geste mit dem Dolch warnte, es nicht zu weit zu treiben. Denn im Extremfall hatte er ganz gewiss keine Skrupel, jemanden zu töten. Da könnte sie der Papst persönlich sein, auf Gott hatte er sowieso noch nie geschworen. Duncan war jedoch von der jungen Frau hier in gewisser Weise beeindruckt, ja, sie weckte sogar sein Interesse. Die meisten Menschen würden nun hier zitternd und ängstlich um Gnade winseln und versuchen, ihren Arsch zu retten, doch sie stand ihm trotzig gegenüber und versuchte, ihm die Stirn zu bieten. Auch wenn ihm das nicht ganz gefiel, so fand er es doch recht interessant. Denn für eine Frau hatte sie durchaus schon ein loses Mundwerk.
Auch zu seinen nächsten Worten hatte sie dann eine spöttische Antwort parat. Doch sie schien nicht ganz so stark zu sein, wie sie vorgab, spürte er doch, wie sich ihr Oberkörper und ihr Kopf immer weiter an seine breite Brust pressten, um der kalten Klinge zu entkommen. War er dann sogar einmal zuvorkommend und legte die Klinge nur noch leicht an ihren Hals, damit sie wieder vernünftig atmen konnte. Währenddessen erwiderte er: "Oh ja, glücklich kannst du dich schätzen, wird es doch das Letzte sein, was du sehen wirst." Es waren mehr leere Worte als eine Drohung, nur um ihr Angst zu machen und ihr zu zeigen, dass sie ein wenig mehr aufpassen sollte. Doch so wie es aussah, war ihr bevorstehender Tod nicht mehr zu ändern.
Bis zu dem Zeitpunkt, als Duncan den Ring sah. Das brachte seinen 'Plan' vollends durcheinander. Sie war die Tochter eines der mächtigsten Männer der Stadt, wenn er sie tötete und das heraus kam, würde er ohne Umschweife hängen. Und wenn es nicht heraus kam, würde man zumindest die gesamte Stadt umkrempeln bis man ihn gefunden hätte. Er könnte fliehen, doch dann würde es zu einer Hetzjagd des Todes werden. Mit einem Mal konnte er sie einfach nicht töten. Die Auswirkungen wären verheerend, nicht nur für ihn.
Als er sie gegen die Wand presste, schien sie überrascht und wertete dann sogleich die Vorteile dieser neuen Situation aus. Zumindest ließ das ihr Gesichtsausdruck erahnen. Er hatte nun einen Blick auf ihr durchaus wunderhübsches, feines Gesicht. Sie war wirklich eine Schönheit, das musste man ihr trotz ihres Mundwerkes lassen. Ihre braunen Locken, die sie momentan zu einem Zopf trug, umrahmten leicht ihr Gesicht mit den feinen, beinahe perfekten Zügen. Besonders ihre Augen hielten ihn für einen Moment gefangen. Aber nur kurz, dann besann er sich wieder der Situation und richtete die Dolchspitze wieder auf ihren Hals, die er während der Betrachtung hatte leicht sinken lassen.
Sie erklärte ihm, wie sie hierher gekommen war, waren ihre Worte jedoch ironisch und gewiss nicht das, was er erwartet hatte. Er sagte nichts dazu, doch seine Züge verhärteten sich und seine Finger um den Dolch spannten sich kaum merklich an. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sie leicht die linke Hand anhob. Er erstarrte innerlich, während er äußerlich versuchte, eine lässige Ausstrahlung zu behalten. Die aber spätestens nach ihren Worten ebenfalls erstarrte. Innerlich sträubte er sich nun, wollte ihre Hand wegstoßen, doch er unternahm nichts. Mit einem leisen Rascheln glitt die Kapuze schließlich von seinem Kopf und er sah, dass sie ihn sofort erkannte. Was ja auch nicht schwer war, an jeder Ecke hing ein Portrait von ihm.
"Zufrieden?!", knurrte er leise mit einem barschen Unterton. Ohne eine Antwort abzuwarten packte er sie beim Oberarm und zerrte sie hinter sich her. "Komm mit!" Er zog sie zum Altar, hob sie auf diesen und sprang hinter ihr rauf, ehe er sie durch die Wand in den Raum dahinter schubste. Dort ließ er sie los und schloss die Tür. Vor ihnen waren nun alle Diebe, mit gezückten Messern und Dolchen und sahen mit grimmigen Gesichtern zu Duncan und Mrs. Armstrong, er meinte, sich zu erinnern, dass ihr Name Celeste war. "Geht wieder schlafen, Leute", befahl er ihnen, und alle bis auf Mary und Rupert taten dies. "Wen haben wir denn da?", fragte letzterer, "ist das nicht die kleine Celeste Armstrong?" "Eben diese", erwiderte Duncan und stieß sie weiter in den Raum. "Setz dich!", befahl er und wies auf einen der Stühle.
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Celeste Kathrina Armstrong.
Das Letzte was sie sehen sollte. Im Grunde war es wenigstens etwas Schönes, oder nicht? Sie würde lügen, würde sie sagen, dass sein Körper so dicht an ihrem sich nicht gut anfühlte. Muskulös und dennoch schlank, keinesfalls einer dieser Schränke. Ebenso wenig wie jemand der einer Bohnenstange glich. Mehr eines dieser schönen Exemplare von Mann mit den richtigen Proportionen und ansehnlichen Muskeln, nur sein Gesicht konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehen, ihn somit nicht zuordnen. Und so ein Gesicht machte bekanntermaßen doch einiges aus. „Was ein Glückspilz ich doch bin..“, mehr ein Murmeln als wirklich deutliche Worte, weil sie im nächsten Moment auch schon herum gewirbelt worden war.
Ihre Worte bezüglich der Frage wo genau sie herkam ließen die Spitze des Dolches für einen Moment noch ein wenig mehr gegen ihre Kehle drücken, schien ihm nicht zu passen, ihre Antwort. Verständlicherweise. Wäre sie an seiner Stelle würde ihr das wohl auch nicht passen, aber genau aus diesem Grund tat sie das wohl.
Als sie ihre Hand anhob und begann langsam den Stoff zurück zu streichen, tat sich auch in seinem Gesicht etwas.. sein gesamter Körper spannte sich an und sein Ausdruck schien sich etwas zu versteifen, aufhalten tat er sie allerdings nicht - entweder ein wahnsinnig schlechtes Zeichen oder ein kleiner Hoffnungsschimmer, an den sie sich klammern konnte. Völlig egal was es war, sie erkannte ihn schon, bevor der Stoff gänzlich von seinem Kopf gerutscht war, hob im ersten Moment erstaunt die schmalen Augenbrauen in die Höhe, öffnete sogar den Mund, um ihn wenige Sekunden darauf schon wieder zu schließen. Sie hatte ja ehrlich gesagt mit so einigem gerechnet, aber nicht damit ausgerechnet diesem Mann gegenüber zu stehen. Ein Mann, den sie sich in ihren Fantasien irgendwie.. anderes und doch gleich vorgestellt hatte. Nicht, dass sie Tag und Nacht damit verbracht hätte sich Gedanken über diesen zu machen, allerdings hatte sie durchaus schon den ein oder anderen Moment in Gedanken damit gespielt wie es denn wäre ihm zu begegnen. Sein Leben musste unglaublich spannend sein, voller Abenteuer, Risiko und Adrenalin. Voller Spaß und Gefahr. Irgendwie klang das nach reichlich Spannung, nach Etwas, nach dem sie sich viel mehr sehnte als nach der Heirat mit einem fremden Mann, nach Kindern, einer großen Familie, der Vergrößerung ihres Gebietes dadurch und dem langweiligen Leben das ihr bevorstand, wenn sie zurück kehrte. Apropos zurückkehren, es würde wohl nicht mehr allzu lange andauern, bis ihr Verschwinden auffallen würde, sie hatte keine Uhr, aber bis zur Mittagszeit würde es wohl nicht mehr allzu lange andauern.
Auf sein tiefes Knurren hin zuckte sie sogar zusammen, weil sie zuvor so sehr in ihren Gedanken versunken gewesen war. Bevor sie allerdings auch nur ansatzweise hätte reagieren können zog er sie schon grob mit sich mit zum Altar und letztlich in den Raum dahinter, wo ihr gleich eine ganze Meute von Räubern mit Waffen feindselig entgegen blickte, ihre aufrechte und stolze Haltung damit zwar nicht unterdrücken konnte, sie aber wenigstens keinen weiteren Kommentar von sich geben ließ.. Nicht einmal als sie alle augenblicklich kuschten, nachdem der junge Mann hinter ihr - dessen Name ihr nicht ganz geläufig war, weil mehrere existierten, unter denen er auf den Straßen gerufen wurde - ihnen den Befehl gegeben hatte wieder schlafen zu gehen.. ihr lag zwar etwas auf der Zunge, aber so lebensmüde war sie gerade dann doch nicht, keiner von ihnen wirkte begeistert von ihr.. ebenso wenig wie der Meisterdieb unter ihnen.. er alleine stellte aber weniger Gefahr da als sie alle gemeinsam, ganz klar. Das war ja auch normal.. außerdem hatte sie da außerdem nicht ganz so viele Augenpaare auf sich ruhen gehabt. Sie stand zwar normalerweis gerne im Mittelpunkt, in einer solchen Situation konnte sie allerdings auch ausnahmsweise mal darauf verzichten und ihren Platz abgeben, wenn sie ehrlich war.
Bis zu einem gewissen Punkt blieb sie auch anschließend noch still, lauschte nur den Worten die ausgetauscht wurden, während sie alle noch anwesenden Personen nicht unbedingt unauffällig musterte. War aber auch nicht nötig, selbst wenn sie versucht hätte dies unauffällig zu gestalten wäre ihr dies in dieser Situation gerade wohl kaum gelungen. Als der ‚Teufel‘ sie allerdings in den Raum stieß und anwies sich auf den Stuhl zu setzen war es, als würde sich der Schalter, der das Schweigen verursacht hatte, wieder umlegen. „Ich stehe eigentlich ganz gut, danke.“, teilte sie ihm mit, wobei das danke ganz besonderes betont wurde, während sie gerade überlegte ob es dümmer war ihm oder den anderen den Rücken zuzudrehen.. für eine Seite musste sie sich allerdings entscheiden, letzten Endes wandte sie sich dann auch ihm wieder zu.. den Grund konnte sie nicht wirklich nennen, er schien hier das Sagen zu haben, vielleicht würde die anderen ihr auch nichts tun, solange er es nicht befahl. „Was habt ihr jetzt vor?“
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Duncan Jamie McTavish
Zugegeben, es fiel ihm schwer, dieses Mädchen umbringen zu müssen. Er konnte nicht verleugnen, dass ihr schmaler Körper an seiner Brust etwas auslöste, was zugegebenermaßen normal bei so etwas war. Er war nun mal auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut und ihr Körper hatte doch schon etwas Verführerisches. Man sah sofort, dass sie aus höherer Schicht kam, sie war keines dieser breiten Schankmägde, die sich in den Tavernen ihr Kleingeld verdienten. Nein, sie gehörte zum zarten Adel, und auch wenn ihr Kleid sehr schlicht war, konnte er dennoch spüren, dass es aus gutem, teurem Material war. Doch diese Gedanken schob er beiseite, es gab momentan wichtigeres zum Nachdenken und analysieren als ihr Kleid.
Als sie dann, nachdem er sie gegen die Wand gepresst hatte, begann, den Stoff seiner Kapuze zurückzuschieben, betete er innerlich darum, sie möge aufhören. Doch ihre Neugier schien geweckt, und angesichts der Tatsache, dass er einfach nur erstarrt dastand, hatte sie auch nicht vor, aufzuhören. Bis sie dann ganz sein Gesicht sah, welches ihr grimmig entgegen schaute. Er sah, wie sich ihre Augenbrauen ein Stück hoben und der sinnliche Mund von ihr sich öffnete, doch sogleich darauf wieder schloss. Es war vielleicht besser, wenn sie nun nichts sagte, denn er war ein wenig verstimmt und hatte irgendwie das Gefühl, den nächstbesten Menschen wütend gegen die Wand zu schleudern, und das sollte nicht sie sein. Denn so einen Aufprall würde sie vermutlich nicht unverletzt überstehen.
Deshalb begnügte er sich damit, sie zu packen und hinter sich her ins Geheimversteck von ihm und seinen Leuten zu ziehen. Dass alle bereits mit gezückten Waffen sie erwarteten, damit hatte er schlicht und einfach gerechnet. Seine Gefährtin waren wahre Kämpfer und würden nun nicht einfach ängstlich im Schlafraum hocken und sich vor Panik in die Hosen machen, nein. Sie kannten extreme Situationen und wie es aussah, hatte hier keiner eine Panikattacke, alle sahen sie ihn und die junge Frau mit grimmiger Ruhe entgegen. Um seine Ruhe zu haben bei dieser kniffligen Situation, schickte er alle wieder weg und sagte nichts, als Mary und Rupert trotzdem dablieben. Er würde sie eh nicht zum Gehen bewegen können.
Bei dem folgenden Wortwechsel mit seinem Onkel achtete Duncan nur halb auf das Mädchen, sie würde eh nicht fliehen können, da er ihr den einzigen Fluchtweg mit seinem Körper versperrte. Und wenn sie schlau genug war, würde sie nicht auf dumme Ideen kommen. Ruperts Gedächtnis und Namenskenntnis war wirklich bemerkenswert, auch wenn es wohl nicht so schwierig war, die einzige Tochter vom Hause Armstrong zu kennen. Denn sie trieb sich nicht gerade wenig für eine junge Adelige in der Stadt herum, Duncan hatte sie schon ein paar Mal gesehen.
Sie wollte sich nicht setzen. Nun gut, da würde er eben zu ‚härteren‘ Mitteln greifen müssen und wollte schon gerade auf sie zugehen um sie mit Gewalt auf den Stuhl runter zu drücken, als er Marys fragenden Blick hinter Celestes Rücken sah. Duncan konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen und nickte seiner Gefährtin kaum merklich zustimmend zu. Wenig später trat diese leise hinter die junge Frau, um sie mit einem Ruck nach hinten auf den nächstbesten Stuhl zu drücken. Durch den Überraschungsmoment auf der Seite von Mary konnte der junge Armstrong-Spross nichts anderes tun, als sich auf den Stuhl zu setzen. „Danke für deine Gastfreundschaft, Mary“, meinte Duncan spöttisch zu seiner Partnerin, diese grinste breit und erwiderte: „Immer wieder gerne, Duncan.“
Angesichts der Worte, die die ‚Gefangene‘ nun einwarf, wandte sich Duncans Aufmerksamkeit wieder der jungen Frau zu. Er sah zu seinem Onkel, der offenbar schon über diese Frage nachgedacht hatte und nun das Wort ergriff: „Da wir dich nicht ohne Weiteres töten können, gibt es nur eine Möglichkeit: Du musst hierbleiben.“ Obwohl er wusste, dass dies wirklich nur die einzige Möglichkeit war mit den wenigsten Problemen, schaute er seinen Onkel Rupert doch etwas vorwurfsvoll an. Dann seufzte er. „Gut, ich fürchte, wir müssen deinem werten Herr Vater einen kleinen Abschiedsbrief schreiben. Für ihn bist du jetzt mit einem Stallburschen der Stadt unterwegs nach Gretna Green, um dich dort trauen zu lassen, und willst dann weiter nach Frankreich. Er wird erst einmal damit zu tun haben, den Klatsch flach zu halten.“ Er zögerte kurz. „Und was die Realität angeht, so wirst du ab sofort hier leben müssen. Ob es dir passt, oder nicht, aber wir können es uns nicht leisten, dich wieder frei zu lassen.“
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Celeste Kathrina Armstrong.
Es war wohl doch nicht die beste Idee gewesen der zweiten Frau im Raum den Rücken zuzudrehen, anstatt ihrem Entdecker, wie Celeste kurz darauf mit einem erschrockenen Keuchen festzustellen hatte, als sie unsanft auf den Stuhl bugsiert wurde, was sie hatte verhindern wollen. Wieso? - Aus dem einfachen Grund, dass sie somit noch deutlich kleiner war wie alle anderen, die sich in diesem Raum aufhalten. Sie legte nicht gerne den Kopf in den Nacken um Menschen mit denen sie sprach ansehen zu müssen, sie kam sich in dieser Situation so wahnsinnig unterwürfig vor, so als wäre sie nur ein Stück Dreck im Gegensatz zu allen anderen. Und ihr Leben lang war sie behandelt worden wie die Prinzessin höchstpersönlich. Nicht nur die Bediensteten hätten ihr die Füße geküsst, sondern auch von ihren Geschwistern und teilweise sogar ihren Eltern war ihr die Welt zu Füßen gelegt worden, auch wenn sich dies in den letzten Monaten ein wenig geändert hatte. Zumindest was das Verhalten ihres Vaters betraf. Dies lag aber einzig und alleine an der griesgrämigen, immer schlecht gelaunten Frau die sich seine Mutter und ihre Großmutter schimpfte und die Celeste ebenso wenig ausstehen konnte wie sie ihre Enkeltochter. Es verband sie mehr eine Hassliebe wie irgendetwas anderes, aber im Grunde war das okay, es wäre im Endeffekt langweilig, wenn alles ausnahmslos genau so laufen würde, wie Celeste es sich wünschte, wo bliebe denn dann der Schlaf und wer würde sie wütend einsammeln, wenn sie nicht nach Hause kam? Die junge Frau kam nicht weiter dazu nachzudenken, lauschte erst den Namen; Mary und Duncan, die sie versuchte sich in Gedanken zu fräßen, bevor sie ihren Blick in Richtung des älteren Herrn im Raum wandte, der ihr eine Antwort auf ihre Frage lieferte. Teilweise zumindest, Duncan nämlich führte seine Antwort schon nach kurzem fort.
Ihr entging der vorwurfsvolle Blick des Meisterdiebes gegenüber des älteren Herrn allerdings keinesfalls, was ihr doch tatsächlich selbst in dieser Situation ein kurzes, amüsiertes Grinsen über das Gesicht huschen ließ, wobei dieses ebenso schnell wieder verschwunden war, wie es aufgetaucht war. Die Situation war im Endeffekt nämlich gar nicht zum lachen - oder grinsen. Allerdings hätte sie auch weitaus schlimmer sein können, wenn sie ehrlich war. Sie konnten sie nicht auf ewig hier festhalten, zumindest redete Celeste sich dies ein. Und außerdem gab es in ihren Augen weitaus schlimmere Schicksale. Wobei die kleine Lügengeschichte die sie ihrem Vater auftischen wollten nicht unbedingt die war, die sie sich selbst ausgesucht hätte..
„Das wird er euch nicht abkaufen.“ Sie sträubte sich seit der letzten Zeit so sehr mit allen Mitteln die sie zur Verfügung hatte gegen eine Trauung, gegen die Ehe die sie - wie sie behauptete - einengen würde, dass ihrem Vater dahinter die Lüge förmlich ins Gesicht springen würde, ihm ins Ohr flüstern würde, das etwas nicht stimmen konnte. Ihr alter Herr war so einiges, aber dumm war er gewiss nicht. Es war ein großer Fehler in zu unterschätzen und zu glauben man könne ihn einfach so hinters Licht führen, wenn man ihn nicht kannte. Er war ein guter Mann, der hatte Köpfchen und er wusste zu kombinieren, außerdem würde er herausfinden wollen mit wem sie angeblich das Land verlassen hätte, um die Ehe einzugehen - wenn er dies denn glauben würde. Vermutlich würde er ihr eher glauben, dass sie alleine durchgebrannt war, dass sie sich ein Pferd geschnappt hätte, bestenfalls ihre Lieblingsstute, um das Weite zu suchen und vor der Heirat die er ihr aufzwingen wollte zu fliehen. Das klang mehr nach Celeste selbst, aber das musste sie ihren ‚Freunden‘ hier ja nicht auf die Nase binden. Noch nicht zumindest. Sie sah der Tatsache hier bei ihnen bleiben zu müssen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Das hier waren definitiv nicht die Umstände die sie gewohnt war, aber es versprach - so hoffte sie zumindest - nach Spannung und Abenteuer, genau das was sie so sehr liebte. Allerdings natürlich nur, wenn sie hier drin nicht angekettet und wie ein Hund gehalten wurde, womit sie irgendwie rechnete, zumindest fürs Erste. Was sie aber nicht kampflos über sich ergehen ließ, womit jeder der hier ein bisschen Grips in der Birne hatte definitiv auch rechnen würde. Und sie schienen ihr alle nicht sonderlich dumm. Schienen sogar schreiben und lesen zu können, so wie es klang.
„Ihr solltet euch etwas Besseres einfallen lassen, um meinen Vater an der Nase herum zu führen, vermutlich würde euch euer kleines Märchen nicht einmal Lady Elisabeth abkaufen, die tatsächlich nur das Schlimmste von mir zu glauben scheint.“, bekräftigte sie noch einmal ihre Worte von vor wenigen Sekunden.
Celeste erhob sich in einer fließenden Bewegung wieder von dem Stuhl, richtete sich zwar an niemanden speziell, blickte aber dennoch ihren ‚Teufel‘ - den Namen hatte er wohl schon fest - an. „Noch weiß niemand, dass ich nicht in meinem Bett liege. Ihr könntet mich also auch einfach gehen lassen.“, sie erwartete keinesfalls, dass sie sie gehen lassen würden, sonst würde sie diese Worte nicht wählen. Sie bereitete ihrer Familie gerne ein paar Schwierigkeiten, während sie hier vermutlich das Abenteuer ihres Lebens erlebte. Allerdings auch nur, wenn sie wusste, dass ihre Familie in Naher oder Ferner Zukunft wieder aus dem Schneider war. Sie konnte zwar manchmal wirklich ein Biest sein, aber Menschen die sie liebte - wozu ihre Familie nun mal zählte, auch wenn sie ihr momentan reichlich in den Rücken fiel - verdienten nur das Beste, nachdem sie ein wenig hatte spielen dürfen zumindest.
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Duncan Jamie McTavish
Sie schien sich zu erschrecken – jedenfalls ließ das ihr erschrockenes Aufkeuchen vermuten – als Mary sie nach hinten auf den Stuhl zog. Nun schaute sie auf die brünette Gefangene mit einem etwas gemeinen Lächeln. Ja, Mary war so eine Nummer für sich. Insgesamt sehr liebenswürdig, verständnisvoll und unglaublich clever, auf der anderen Seite konnte sie aber zur wahren Furie werden und war bekannt dafür, mal in einer riskanten Situation zu schweben. Etwas leichtsinnig vielleicht, aber ihr scharfer Verstand machte dies wieder wett. Sie war schon seit gut vier Jahren hier bei der Bande, und von Anfang an hatte sie sich gut mit Duncan verstanden. Zwischen den beiden hatte sich eine tiefe Freundschaft entwickelt, auch wenn Mary der Ansicht war, dass sie ihre Freundschaft noch weiter vertiefen sollten in Richtung Liebe. Doch er war nicht interessiert an ihr, sicher, sie war eine hübsche und gute Frau, aber er konnte mit seiner Gefährtin keine Beziehung anfangen. Er war sich sicher, dass sie irgendwann auch den Richtigen finden würde, nur es würde nicht er sein.
Nun jedoch sahen er, Mary und Rupert auf die Brünette, die etwas verloren auf dem Stuhl schien, hinunter und überlegten, was sie mit ihr anfangen sollten. Duncan verschränkte die Arme vor der Brust und begann, unruhig hin und her zu tigern. Mary lehnte sich mit ausgestreckten Beinen am Tisch und besah sich ihre Fingernägel, während sich in einen Sessel neben einem Bücherregal fallen ließ, ehe er zu Celeste sprach.
Diese wiederum schien von der ganzen Geschichte nicht sehr angetan. Vermutlich hatte sie auch recht, sie kannte ihren alten Herrn immerhin besser als alle Diebe hier zusammen, und Duncan konnte auch nicht sagen, wie der werte Mr. Armstrong so tickte. Wenn man dem Klatsch der Stadt Glauben schenken konnte, war er kein dummes Köpfchen, im Gegenteil, in der hohen Gesellschaft schien er aufgrund seines Wissens ein äußerst beliebter Gast zu sein. Wenn seine Tochter hier also nach ihm kam, konnte sie kein dummes Kind sein. Was er, angesichts ihrer jetzigen Worte und Taten, auch nicht in Erwägung gezogen hatte.
„Verdammt, sie hat Recht“, schnaubte Duncan, während aus Ruperts Ecke ein fröhliches Schnauben erklang. „Soso, Lady Elisabeth also?“, fragte er amüsiert. „Ich durfte vor vielen Jahren einmal ihre Bekanntschaft machen, ist ihre Zunge noch immer um einiges schärfer als ihr Aussehen oder hat sich das mittlerweile relativiert?“ Duncan konnte sich das leichte Lächeln bei den Worten nicht verkneifen, er kannte Lady Elisabeth selber nicht wirklich, wusste nur aus einer Erzählung seines Onkels, dass mit der Frau wohl nicht so gut Kirschen zu essen war.
Der junge Mann ging nun zu einem Regal, nahm sich davon eine Flasche Wein und einen Kelch, ehe er sich mit einer ruhigen Bewegung einschenkte und dann das Glas an seine Lippen setzte, einen Schluck nahm. Kurz darauf verzog er das Gesicht und sah anklagend zu seinem Onkel. „Teufel, Rupert, was hast du hier für Wein stehen?!“ Rupert grinste nur und erwiderte: „Den hast du selber vor zwei Jahren gestohlen, mein Lieber.“ Duncan schüttelte nur angewidert den Kopf, ehe Celeste sich auch schon wieder erhob. Mary machte eine Bewegung zu ihr hin, doch er schüttelte nur den Kopf und meinte: „Rupert, Mary, geht Schlafen. Ich will mit ihr alleine sein. Und macht die Tür zu!“
Als die beiden unter Protest gegangen waren, trank Duncan seelenruhig seinen Wein aus, streckte sich auf einen der Stühle aus und sah zu ihr hoch. Er schwieg eine Weile, ehe er dann die Stimme wieder erhob und ihr antwortete: „Dich einfach gehen lassen. Hmm, lass mich mal überlegen.“ Er tat so, als wenn er nachdenklich an die graue, dreckige Steindecke schauen würde, ehe er fortfuhr. „Wenn wir dich einfach so gehen ließen, würden wir auch einfach so das Wissen unseres Geheimverstecks gehen lassen. Wer gibt uns die Garantie, dass du nichts verlauten lässt? Niemand. Und unser Geheimversteck ist wichtiger als alles andere.“ Er machte erneuert eine Pause, in der er sich erhob und langsam auf sie zutrat. Er würde es nun mit einer anderen, charmanten und einschmeichelnden Taktik probieren. Ob diese bei ihr funktionieren würde, wusste er nicht, aber Probieren ging bekanntlich über Studieren.
„Du wirkst auf mich nicht wie das brave Mädchen aus gutem Hause“, fing er dann an und blieb dicht vor ihr stehen. „Ich merke, wie etwas Rebellisches in dir schlummert, was bei der nächstbesten Gelegenheit versucht, sich freizukämpfen. Denn sonst hättest du mir nicht diverse, trotzige Antworten gegeben. Und ich weiß, wie Leute sich in Panik verhalten, Trotz gehört da nicht zu.“ Er sah ihr in die Augen, auf seinen Lippen breitete sich ein leichtes, manipulierendes Lächeln aus. Normalerweise lag ihm Manipulation oder Ähnliches nicht, doch bei einer Frau war es noch ein wenig einfacher als bei einem Mann. Denn die wenigsten Männer ließen sich von Männern quasi mit der Stimme verführen.
Duncan schlich nun mit leisen, langsamen Schritten um sie herum, während er weitersprach. „Als Dieb führt man ein Leben voller Abenteuer und Freiheit. Sicher, es ist ein hartes Leben, aber die Gewinne sind größer und verlockender als alles Geld der Welt. Man wird nicht als breite Masse gesehen, sondern als ein einziges Individuum. Selbst als Frau hat man sich schnell den Respekt der anderen Menschen ergattert, wenn man weiß, wie man mit diesen Menschen umspringen muss.“ Er schwieg wieder eine kurze Zeit, blieb hinter ihr stehen. „Du scheinst mir Fähigkeiten zu haben, die gerade nach diesem Leben schreien.“ Er hob seine Hand und fuhr ihr beinahe zärtlich mit dem Zeigefinger kurz über den Nacken. „Ich wette mit dir, dass du mehr als einmal von so einem Leben geträumt hast, mein Täubchen.“ Er konnte nicht verhindern, dass im letzten Satz eine Spur Spott mitschwang.
Duncan holte kaum merklich tief Luft und drehte sie dann sanft an der Schulter zu sich um. „Also, was ist? Bleibst du freiwillig hier oder muss ich dich in Ketten legen?“ Wie sie es dem Vater klar machen sollten, dass er seine Tochter erst einmal nicht mehr sehen würde, darauf würden sie später zu sprechen kommen.
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Celeste Kathrina Armstrong.
Wenn sie ehrlich war ließ sie sich ja noch lieber etwas von einem Mann befehlen als von einer Frau. Obwohl sie sich natürlich von niemandem gerne irgendetwas befehlen ließ. Hatte sie allerdings die Wahl, fiel diese definitiv auf das andere Geschlecht. Deswegen schenkte sie besagter Dame im Raum auch keinerlei weitere Aufmerksamkeit, wobei sie sich im Allgemeinen bemühte sich so desinteressiert wie irgendwie möglich zu verhalten. Sie wollte keinesfalls wie ein naives, junges Ding wirken, das sich voller Eifer in dieses riesige, spannende Abenteuer stürzte, auch wenn so ziemlich alles in der Brünetten förmlich danach schrie, danach verlangte.
„Natürlich habe ich Recht.“, spottete sie leise, mehr zu sich selbst auf Duncans Schnauben hin. Wie auch nicht? Er war ihr Vater, sie kannte diesen Mann weitaus besser wie irgendjemand anders hier und dabei würde es auch bleiben. Nun erlangte allerdings der ältere Herr wieder ihre Aufmerksamkeit, dem sie den Blick zuwandte, während sie aus den Augenwinkeln dennoch versuchte die Bewegungen des Meisterdiebes zu folgen, um nicht schon wieder überrascht zu werden. Auf die Worte bezüglich ihrer Großmutter hob die zierliche, junge Frau kurz die Schultern etwas in die Höhe. „Das solltet ihr selbst herausfinden.“ Sollte er das? Ehrlich gesagt wollte sie niemanden der hier Anwesenden in der Nähe ihrer Familie wissen. Nicht einmal in der Nähe ihrer bissigen, alten Großmutter, die vermutlich noch heute mit einem Stapel Bücher auf dem Kopf durch ganz Glasgow stolzieren könnte ohne auch nur einmal ins Schwanken zu kommen. Aber bei Seite mit diesen Gedanken, Dinge die sie einfach nicht interessierten gerade und nun wirklich keine Rolle spielten.
Als sie sich erhob und die junge Frau, Mary, auf sie zutreten wollte, nahm sie zwar keine abweisende Haltung an, ihr Blick allerdings verlangte ganz klar Abstand. Wie gesagt; wenn sie sich schon etwas befehlen lassen musste, dann von einem Mann und nicht von einer Gleichgesinnten. Vollkommen egal ob sie einer berüchtigten Diebesbande angehörte oder nicht. Celeste wollte sich nicht auch noch von jemandem herum kommandieren und schubsen lassen, der nicht viel größer oder breiter zu sein schien als sie selbst. Ohnehin ließ sie sich nicht gerne herumschubsen - aber wer tat das schon?
Glücklicherweise hielt ihr ‚Freund‘ sie davon ab. Freund… ob die beiden sich schon einmal näher gekommen waren? Gedanken, die sofort verbannt wurden, als die junge Frau und der ältere Herr protestierend den Raum verließen und tatsächlich auf Duncans Befehl hin taten was er von ihnen verlangte. Er musste wirklich wahnsinnig gut sein, wenn ihn alle so sehr respektierten, sofort zu tun was er verlangte. Sie an deren Stelle hätte sicherlich nicht die Lust gefunden nun schon zu gehen, war es doch viel zu interessant. Sie war aber nicht an deren Stelle und so doch ganz froh nicht mehr von gleich drei Augenpaaren durchlöchert zu werden, obwohl Duncan selbst definitiv in der Lage war mit seinem Blick alles wieder wett zu machen und sie regelrecht aufzuspießen, während er seelenruhig das Glas gefüllt mit der roten Flüssigkeit leerte und es sich auf einem der Stühle bequem machte. Nicht lange allerdings.
Natürlich würde ihr Geheimversteck und das Wissen darum mit ihr gehen, dessen war sie sich sehr wohl bewusst, weswegen sie das gespielt nachdenkliche Gesicht gar nicht ernst nahm, viel mehr den Moment nutzte, um ihn noch einmal aufmerksamer zu mustern, ehe sie ihn wieder direkt anblickte, als er sich langsam erhob. „Ich schätze darauf musste du vertrauen..“, antwortete sie leise, mit gedämpfter Stimme, als er vor ihr einen Moment zum Stehen kam.
Er besaß eine gute Menschenkenntnis, fasste nahezu perfekt zusammen wie sie sich selbst sah, fühlte, nach was sie strebte und sich wünschte. Tief in ihrem Herzen. Kein geregeltes und langweiliges Leben, sondern ein Leben voller Abenteuer, Risiko, Spannung und Gefahr in dem man niemals wusste, was am nächsten Tag geschehen würde, was in einem Jahr wäre oder in Zehn. Die Ungewissheit machte es noch so viel verlockender, als alles andere. Die Tatsache nichts voraus planen zu können, im Hier und Jetzt zu leben und nicht für die Zukunft zu arbeiten. Celeste versank einen Moment nachdenklich, beinahe schon träumerisch in den dunklen Augen ihres Gegenübers, blickte zu ihm hinauf und vergaß beinahe auf seine Worte zu reagieren. Erst, als er sich von ihr abwandte, den direkten, intensiven Blickkontakt abbrach und begann langsam um sie herumzuschleichen, wie ein Raubtier, das mit seiner Beute spielte. Sie durfte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, musste sich konzentrieren, nicht den dunklen Augen und der rauen Stimme verfallen und erst recht nicht seiner plötzlich wiedergekehrten Nähe. Sonst würden ihr die Worte ausgehen, sie würde zu lange überlegen, nachdenken und Schwäche zeigen. Schwäche die sie gerade nicht bereit war zu zeige, in keiner Weise.
„Du scheinst ein guter Menschenkenner zu sein - wer allerdings sagt dir, dass ich nicht einfach eine sehr viel bessere Schauspielerin bin?“ Sie wagte es nicht sich ihm zuzuwenden, ihm mit ihrem Bick zu folgten. Stattdessen blieb sie stehen wo sie war, wartete seine nächste Handlung, seine nächste Bewegung und seine nächsten Worte ab, zu ihrer eigenen Überraschung in diesem Moment vollkommen entspannt und keinesfalls verängstigt mit ihm alleine zu sein. Sie hatten ihr allesamt mehr als deutlich gemacht, dass es eine der letzten Optionen war ihr das Leben zu nehmen, aus welchen Gründen also sollte sie nun doch zitternd und kleinlaut vor ihrem Teufel stehen und eine Unterwürfigkeit zeigen, die nun einmal nicht vorhanden war?
Als Duncan nun allerdings begann vom Leben der Diebe zu schwärmen, ihr zu offenbaren was sie scheinbar haben könnte, wäre sie bereit dazu alles zurück zu lassen, was sie bis jetzt gehabt hatte, schien es, als würde er das aussprechen, was sie sich all die Jahre ausgemalt hatte. Jedes einzelne Wort schien er aus ihren Gedanken gekramt und in richtiger Reihenfolge zusammengesetzt zu haben. Ob es Glück war oder aber er tatsächlich wusste wie einzigartig diese Worte auf sie wirkten konnte sie nicht sagen, aber das spielte in diesem Moment auch keine Rolle. Die sanfte, gar zarte Berührung ihres Nackens sorgte für einen Schauer, der ihr durch den Körper jagte und ihr Mühe bereitete still stehen zu bleiben und die Augen nicht zu schließen. Einerseits angenehm und andererseits unheimlich, mit welch einfacher Geste er ihren Körper und ihre Seele aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Allerdings zog sie erst wieder in Erwägung etwas zu erwidern, als Duncan sie sanft zu sich herum drehte, ihr nun ganz direkt die Frage stellte, ob sie freiwillig blieb oder aber zwangsweise hier fest gehalten werden musste. Von Beginn an hatte sie schon die Antwort darauf gehabt und gewusst, aber noch keinerlei Gedanken daran verschwendet diese auch wirklich auszusprechen. Noch immer fühlte sie sich von seiner Berührung leicht betäubt, blickte auf Grund dessen im ersten Moment noch immer still zu ihm hinauf, in seine dunklen Augen, bevor ihr Unterbewusstsein ihr ganz klar und deutlich befahl sich am Riemen zu reißen, das Kinn wieder stolz in die Höhe zu halten und die Schultern zu straffen, sodass sie wieder die gewohnt elegante und selbstsichere Haltung trug, die man ihr ihr gesamte Leben lang eingetrichtert hatte und die ihr selbst das Gefühl zu geben schien am wenigstens verletzlich zu sein.
Er spielte ein Spiel. Sie war sich sicher, dass er ein Spiel mit ihr spielte und sich - was der leicht spöttische Unterton seines vorletzten Satzes verraten hatte - einen Spaß aus der Situation machte, bevor er ihr eben doch die Entscheidung abnahm.
„Angenommen ich würde mich dazu entscheiden einen Packt mit dem Teufel einzugehen und freiwillig hier in seinen.. Gemächern bleiben. Wäre er bereit dazu sein Wissen mit mir zu teilen und mir den Teil seines Lebens zu zeigen, den ich hier offenbar überraschenderweise entdeckt habe?“ Er war der Teufel. Der Teufel der ihr anzubieten schien ein Leben zu führen, wie sie es sich schon von Kindesalter an ausmalte. Ein Leben wie in Büchern, wie aus Geschichten, Märchen und ihren Fantasien. „Wäre er in der Lage mir all das zu geben, nach dem mein Herz verlangt?“, die letzten Worte waren lediglich noch mit einem leisen Schnurren zu vergleichen, unbewusst hatte sie sich etwas gestreckt, den Kopf noch weiter in die Höhe gereckt, um sich nun, als ihr dies bewusst wurde, beinahe schon ruckartig abzuwenden und nach dem Glas zu greifen, in dem er zuvor noch den - scheinbar - schlechten Wein gegossen und ausgetrunken hatte. Wenig später befand sich ein Schluck der roten Flüssigkeit in dem gläsernen Gefäß wieder, das sie einen Moment aufmerksam begutachtete, ehe sie es langsam an ihre roten Lippen führte, allerdings noch immer aufmerksam auf jegliche Reaktion des Meisterdiebes lauschte.
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Duncan Jamie McTavish
Die Situation war für Duncan gerade mehr als kompliziert. Es gab offenbar keine Möglichkeit, die für beide Seiten für volle Zufriedenheit sorgen würde. Deswegen war er gerade auch ein wenig angespannt und eher schlecht gelaunt, innerlich zwiegespalten, auch wenn er sich äußerlich völlig ruhig und gefasst war. Ihm entging jedoch nicht ihr leises ‚Natürlich habe ich Recht‘, was er mit einem scharfen, warnenden Blick bestrafte. Im Grunde genommen konnte er damit nichts bewirken, aber ihr ein wenig drohen konnte ja nicht so falsch sein. Lieber man war etwas zu hart und machte dieses später wieder wett, als dass man zu weich war und später zu viele Probleme hatte. Wenn man ehrlich mit sich war, dann hatte sie ja auch Recht, es war eben ihr Vater und sie kannte ihn besser, lebte länger mit ihm zusammen und konnte wohl auch seine Stärken und Schwächen erkennen und seine Cleverness einschätzen.
Rupert lachte leise auf, als er die Antwort der jungen Lady hörte. „Nein, lieber nicht. Sie würde mich vermutlich höchst persönlich an den Strick hängen.“ Duncan hörte gar nicht mehr richtig hin, viel mehr konzentrierte er sich darauf, was nun als nächstes Geschehen sollte. Und das wollte er nur mit ihr unter vier Augen klären, weshalb Rupert und Mary auch gehen mussten. Er stellte zufrieden fest, dass die beiden es auch ohne großes Murren machten, sicher, ein wenig Widerstand war da, aber es befriedigte ihn insgeheim, dass man ihn hier als Boss anerkannte. Es war wichtig, dass sie wussten, wer hier das Sagen hatte, ansonsten könnte es einige Komplikationen geben, für alle Anwesenden hier.
Duncan setzte sich nun also bequem hin, überließ es ihr, sich ebenfalls wieder zu setzen oder einfach stehen zu bleiben. Während er das Glas austrank, überkam ihn kurz der Gedanke, dass sie nun leicht fliehen konnte, aber er schob ihn sofort wieder zur Seite. Einerseits schien sie gerade ziemlich interessiert an dem Ganzen hier zu sein, andererseits hatte er eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit und würde sie schnell wieder eingeholt haben. Aber wie er schon vermutet hatte, sie hatte gar kein Interesse an einer Flucht. Glück für ihn, so konnte er sich wenigstens etwas entspannen. Dennoch war er aufmerksam wie eh und je, das Schlimmste, was man als Dieb haben konnte, war Unachtsamkeit. Damit konnte man gleich seine Tätigkeit niederlegen, da man dann einfach nicht würdig dafür war.
Als er sich bei ihren Worten langsam erhob, hielt er kurz inne. Von Vertrauen hatte sie geredet, was ihn kurz grimmig lächeln ließ, ehe er wieder eine ausdruckslose Maske auf sein Gesicht setzte. „Ich vertraue niemanden“, sagte er deshalb schlicht und trocken und ging auf sie zu.
Während er sprach, sie umschmeichelte und ihr ihre innersten Wünsche offenbarte, die sie nur zu gut selbst kannte, hielt er ihren Blick mit seinen dunklen Augen gefangen. Es funktionierte wahrlich perfekt, sie schien sich in seinen Augen zu verlieren, wirkte beinahe schon etwas verträumt. Innerlich hakte er diesen Punkt seiner Vorgehensliste ab. Schließlich wandte er sich, nachdem er fertig gesprochen hatte, von ihr ab, um sie wieder ins Hier und Jetzt zu befördern. Er spielte mit ihr, wie die Katze mit der Maus, und so langsam schien ihr das auch bewusst zu werden, denn endlich brachte sie eine Antwort hervor.
Als sie sprach, stand Duncan schräg hinter ihr, die Arme locker hinter dem Rücken verschränkt. Bei ihren Worten lächelte er leicht, ehe er erwiderte: „Du musst dich nur einmal selbst im Spiegel ansehen, dann weißt du die Antwort.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er weitermachte: „Vorhin im Altarraum, hast du nach dem ersten Schrecken eine trotzige Antwort gegeben und dich vor nichts gescheut außer vor der Klinge des Dolches, was auch verständlich ist. Die Wahrheit ist jedoch, dass der Großteil der Menschen in so einer Situation vollkommen die Kontrolle über sich verliert und alles tut, was der Gegner verlangt, um lebend aus der Angelegenheit herauszukommen. Du hingegen hast trotz Dolchspitze stur dich der Situation gestellt, was dich als mutig und willensstark hinstellt. Wenn man dich eine Stufe heruntergeschubst hat, hast du dies zwar zur Kenntnis genommen, bist dann aber trotzig zwei Stufen wieder hoch geklettert. Und wenn man dich genau anschaut, so kann man einen Funken der Abenteuerlust in deinen Augen flackern sehen, der dein Innerstes wiederspiegelt. Alles eine Frage der Übung, dieses zu sehen.“
Duncan kam nun mit einer charmanten, verführerischen Stimme auf das Leben als Dieb zu sprechen, um sie noch einmal vor der entscheidenden Frage einzulullen. Er wusste nicht genau, was genau er mit diesen Worten bei ihr auslöste, immerhin konnte er nicht genau in ihr Innerstes schauen, aber er vermutete angesichts ihrer Reaktionen, dass er nicht erfolglos war. Als dann ein leichtes, kaum merkliches Beben durch ihren Körper ging, als er leicht ihren Nacken entlangfuhr, war er sich jedoch sicher. Er hatte sie bei sich.
Dann jedoch, schien sie sich zu besinnen. Sie straffte ihr Haltung, und angesichts ihrer nächsten Worte kam ihm nur ein Satz in den Sinn: Zu einem Spiel gehörten immer zwei. Und sie begann nun, ihrerseits den nächsten Zug zu machen. Damit hatte er eher weniger gerechnet, aber es war nichts, was er nicht bewältigen könnte. Während sie sprach, nun ihrerseits langsam aber sicher mit der Stimme in ein Schnurren verfiel, reckte sich ihr Kopf immer ein Stückchen weiter zu ihm hoch. Doch sie schien es zu bemerken und wandte sich schnell ab, goss sich nun ebenfalls Wein ein und setzte das Glas an die Lippen.
Duncan beobachtete sie dabei, bis er wieder einen Schritt auf sie zu ging und mit heiserer Stimme raunte: „Der Teufel wäre bereit.“ Er zögerte kurz, ehe er hinzufügte: „Ich könnte dir die gesamten Tricks und Fähigkeiten eines Diebes nahebringen, was sogar notwendig ist, wenn du hier bleibst. Du wirst Einblicke in mein Wissen erhalten, und wenn ich will…“, er machte eine kurze Pause, „wenn ich will, könnte ich dir alles geben, wonach den Herz schreit.“
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Celeste Kathrina Armstrong.
Auf die Worte des älteren Mannes hin bezüglich dem Treffen ihrer Großmutter Elisabeth drang ein leises, amüsiertes Lachen aus ihrer Kehle, da sie genau wusste, das er recht hatte. Lady Elisabeth war was solche Dinge betraf tatsächlich eiskalt. Wobei sie natürlich nicht wusste was der Dieb ihr bei ihrem letzten Treffen angetan oder geraubt hatte - bei sowas verstand die alte Dame nämlich wirklich keinen Spaß. Im Allgemeinen war sie sofort auf Hundertachtzig, wenn jemand sie betrog. Vielleicht hatte Celeste diese kleine Eigenschaft von ihr, auch wenn sie es niemals zugeben würde. Vermutlich auch nicht nur diese eine, aber darüber hatte sie sich noch nie Gedanken gemacht und würde es wohl auch nie tun, da sie niemals auf die Idee kommen würde sich mit der alten Frau zu vergleichen. Sie war in ihren Augen eine böse, alte Hexe die es sich zur Aufgabe gemacht hatte ihrer Enkelin das Leben schwer zu machen.
Der strafende Blick, den sie noch zuvor auf ihren frechen Kommentar hin hatte zugeworfen bekommen ignorierte sie weitgehend, beschloss aber dennoch ihre Zunge für diesen Moment weitgehend zu zügeln, was letzten Endes auch funktionierte bis die anderen Beiden von Duncan des Raumes verwiesen worden waren. Es war eine Sache, wenn das Personal herumgescheucht werden konnte und tat was man verlangte, aber dieses tat es nur, weil es auf das Geld angewiesen war. Die Leute hier, die taten es des Respektes Duncans über und aus keinerlei anderen Gründen, etwas wofür die junge Frau ihn insgeheim beneidete. Wie lange er das ganze hier wohl schon tat? Eingehend musterte sie den jungen Mann, bis er letztlich vor ihr stand und ihr mitteilte, das er rein gar niemandem vertraute, woraufhin Celeste ihr Gesicht gespielt mitleidig verzog. Niemandem vertrauen? Das konnte er unmöglich ernst meinen. Nicht seiner Bande? War er so verklemmt, das er niemanden an sich heran ließ, niemandem sein Vertrauen schenkte? Es war ihr zwar bewusst, dass man in diesem Beruf niemandem vertrauen konnte, den man nicht kannte, aber irgendwem musste man vertrauen, weil man sonst doch früher oder später daran zerbrach sich vor Allem und Jedem verstellen zu müssen und nicht sein zu können wie man nun mal in Wirklichkeit war. Das war zumindest ihr Gedanke, wobei sie keine wirkliche Zeit fand etwas auf diese Worte zu erwidern, das schien er aber auch gar nicht wirklich zu erwarten.
Er hatte wirklich eine wahnsinnig gute Menschenkenntnis. Mehr als das. Er hatte sie bis auf den letzten Punkt scheinbar haargenau durchschaut und schien exakt zu wissen, was ihr zuvor durch den Kopf gegangen war, wie sie sich verhalten hatte. Alles hatte er genau analysiert und scheinbar richtig gedeutet. Sie war beeindruckt, das war sie tatsächlich. Sie war bis nun noch auf keinen Menschen mit dieser unglaublich ausgeprägten und genauen Fähigkeit gestoßen. Er war aufmerksam, nicht nur das, er schien regelrecht alles in sich aufzuziehen und zeitgleich auch noch zu verarbeiten und andererseits schien darin doch auch ein klein wenig Anerkennung zu stecken, wenn sie sich nicht völlig täuschte. Zumindest klangen die Worte, so wie sie formuliert waren, ein klein wenig danach. Auch wenn sie sich das gut und gerne einbilden könnte, sie wuchs damit doch nochmal ein ganzes Stück.
Eher vorsichtig nippte sie an dem Wein, der tatsächlich nicht unbedingt gut schmeckte. Da war sie aber wirklich vollkommen anderes gewohnt, ihr Vater legte viel Wert auf einen guten Wein beim Abendessen und Celeste Meinung nach war sein Geschmack vorzüglich, auch wenn ihr in Gesellschaft der anderen kein Schlückchen gegönnt war. Ihre Großmutter hielt es für keine gute Idee Celeste den Alkohol ans Herz zu legen und wer hörte natürlich auf seine Frau Mama? Ihr werter Vater. Wobei dies nun wirklich kein Weltuntergang gewesen war.
Während sie das Glas behutsam, in einer flüssigen Bewegung von ihren Lippen wieder auf dem kleinen Tisch zu der Weinflasche abstellte, lauschte sie Duncans Worten, beobachtete ihn in seinen geschmeidigen, fließenden Bewegungen, als er wieder einen Schritt auf sie zukam und war schon wieder versucht sich dieser rauen, männlichen Stimme hinzugeben und erst recht der Bedeutung dieser Worte, wobei sie sich besann ein zaghaftes, geheimnisvolles Lächeln auf den vollen Lippen beizubehalten und ebenso auch ihre aufrechte, stolze Haltung die schon wieder drohte sich zu verabschieden, wenn sie sich nicht endlich am Riemen riss.
„Verlockendes Angebot, sehr verlockend…“ sie hielt einen Moment inne, strich sich mit den Fingerspitzen sanft über den weichen Stoff ihres Kleides. Ein Geräusch aus dem Nebenraum erinnerte sie daran, dass er nicht alleine war, was ihr wiederum ein leises Seufzen entlockte. „Was allerdings wird dein.. Gefolge dazu sagen?“ Madame schien ja schon wenig begeistert und als er sie in den Raum geführt hatte und ihr ein halbes Dutzend Messer und Dolche entgegen gehalten worden waren, hatte es auch nicht so gewirkt, als wären sie bereit jemanden Neues in ihre Gemeinschaft aufzunehmen - wäre sie an deren Stelle wohl auch nicht, sie war allerdings an deren Stelle. „Nicht, dass es mich interessieren würde… aber auf das Gefühl eines Dolches an meiner Kehle kann ich in naher wie auch ferner Zukunft durchaus verzichten.“, diese Gedanken hatten sie tatsächlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, sodass ihre Stimme weder weiterhin mit einem sanften Schnurren zu vergleichen war, noch mit einem unentschlossenen Vorspiel. Viel eher eine nachdenkliche und weiterhin leicht provozierende Stimme, die den aufmerksam fragenden Blick und das kecke Lächeln auf ihren Lippen nur nochmal deutlich unterstützte.
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