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Zehn Uhr? In der Früh? Was? Normalerweise kannte sich die junge Frau selbst als aktive Langschläferin und da war sie zu Uhrzeiten wie dieser noch im Land der Träume unterwegs, falls sie denn überhaupt träumen sollte. Aber sie war ja auch schon gute zwei Stunden davor, also bereits um acht am Morgen, munter und tappte durch die kühlen Gänge des Tunnellabyrinths. Diese velen Neuheiten trieben die junge Frau immer mehr aus ihrem gewohnten Rhythmus und nein, Mae konnte das nicht gerade gut heißen. Dennoch blieb in dem Augenblick die Überraschung größer, weshalb die Brünette den jungen Mann ein wenig verblüfft aus ihren haselnussbraunen Augen ansah. Zehn Uhr also. Was sollte sie nur mit all der Zeit anstellen, denn lediglich planlos herumsitzen galt noch nie zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, wobei sich das hier unten wohl auch noch drastisch ändern könnte - momentan tat sie ja nicht viel anderes. Herumsitzen und sich den Kopf zerbrechen waren Hauptbestandteil ihres Alltags geworden. An der Stelle musste aber sogar die durch und durch geordnete Kanadierin zugeben, dass sie sich an den Gedanken gewohnt hatte, dass ihr Leben bisher auf einer Lüge basiert hatte. Toll fand sie es nicht, auch zweifelte sie gerne noch an der ein oder anderen Information, aber das Grundgerüst, auf dem die Neuigkeit stand, schien der Wahrheit zu entsprechen, weshalb sie nun eher darum bemüht war, sich die Situation schön zu reden und sie ihren neuen Plänen anzupassen. Maeve wollte das hier hinter sich bringen... so schnell wie möglich, wenn es nach ihr ginge.
Kurz flackerte Schweigen zwischen ihnen auf, als jeder konzentriert auf seinen Kaffee war und erneut nur das Rutschen der Tasse über den Tisch zu hören war. Dieses Mal drehte Domenico seinen Kaffeebecher hin und her, denn Mae blieb ruhig sitzen, war darum bemüht, nicht sofort wieder ein paar Fragen auf ihn abzufeuern, denn irgendwie bildeten sich da immer mehr in ihrem Köpfchen, umso mehr Antworten sie bekam. Nachdenklich knapperte die Brünette an ihrer vollen Unterlippe herum, bevor sie den Blick wieder hob und den Dunkelhaarigen mit leicht schief gelegten Kopf ansah. Wollte er es nun wissen oder nicht?
Maeve schob es auf seine Höflichkeit, dass er diese durchaus persönliche Frage wieder zurück gezogen hatte und nicht aus dem Grund, weil es ihn auf einmal nicht mehr interessiert hätte. Seufzend winkte sie mit einer kleinen Handbewegung ab. Er hatte schon so viel in ihrem privaten Leben herumgewühlt, da war diese kleine Bemerkung auch schon egal. "Ich bin dieses Mal hier geblieben, nachdem ich meinen Eltern erklärt hab, dass ich auf eigenen Beinen stehen muss und das nicht machen kann, wenn ich weiterhin bei ihnen wohne. Sie waren nicht sonderlich begeistert von meinem Aufbruch." aber was hatte sich Mae auch erwartet? Dass die zwei Personen im Kreis springend ihre Freude Kund taten? Nicht ihre Eltern. Der enttäuschte Blick ihrer angeblichen Mutter lastete nach wie vor auf Maeves zierlichen Schultern, doch sie brauchte Abstand. Wenigstens so lange, bis sie genauer wusste, was weiterhin passieren würde. "So gaz weiß ich aber nicht, ob das wirklich die richtige Entscheidung war...", murmelte die junge Frau anschließend noch vor sich her, meinte es irgendwie mehr zu sich selbst, sprach aber dennoch laut genug, sodass es auch Domenico verstehen konnte. Normalerweise zweifelte sie nicht an ihren Beschlüssen, denn diese hatte sie sich bis ins kleinste detail überlegt, aber der auszug war dann doch ein wenig plötzlich gekommen, nachdem sie nur eine Nacht darüber gebrühtet hatte. Also war es die richtige Entscheidung? Beinahe hilfesuchend richtete sich ihr Blick auf die Augen des Dunkelsuchenden, als würde dort di eAntwort für ihr Leid stehen. Tat es natürlich nicht... leider, aber ein Versuch war es wert gewesen. Maeve tat sich schwer, überhaupt etwas in seinen Blicken zu erkennen, obwohl sie bisher eigentlich immer stolz auf ihre gute Menschenkenntnis war, so scheiterte diese nun doch noch an dem Mann schräg neben ihr.
Sie wollte also auf eigenen Beinen stehen hatte sie ihren Eltern gesagt, aber sie zweifelte irgendwo an ihrer Entscheidung oder wusste eben nicht, ob es tatsächlich das richtige gewesen war. Nico konnte das gut nachvollziehen, heute schenkte er seinen vermeintlichen Eltern zwar keinen Funken kindlicher Zuneigung mehr wie es eben üblich war, sondern lediglich ein paar negative Gefühle wie Hass und eine riesige Enttäuschung. Aber damals.. damals war es schwer gewesen ihnen auch nur unter die Augen zu treten ohne sie mit Vorwürfen zu konfrontieren. Heute war er froh über seine Entscheidung so schnell wie möglich einen großen Abstand zwischen sich und die beiden Menschen gebracht zu haben, die er eigentlich geglaubt hatte am beste zu kennen und von denen er gedacht hatte, ihnen blind vertrauen zu können. Dem war nicht so gewesen. Vielleicht kam daher auch sein Knacks niemandem so schnell sein Vertrauen zu schenken. Konnte sowohl seine positiven als auch negativen Seiten haben. Er lächelte Maeve aufmunternd an. "Selbst wenn du später herausfinden solltest dass es die falsche Entscheidung war, kannst du sie mit Sicherheit noch immer rückgängig machen", teilte er ihr schließlich mit. Sicher, er war strickt gegen all das, gegen die Organisation und die Menschen die daran teilgenommen hatten, aber er zwang hier niemanden zu irgendetwas und redete auch niemandem etwas ein. Tat er das, stünde niemand zu 100% hinter ihm, sondern nur weil er ihn oder sie dazu gebracht hatte - was bröckeln konnte. So war die Sicherheit deutlich größer, auch wenn er mehr Geduld brauchte (was zugegebenermaßen nicht unbedingt seine Stärke war).
Schließlich hob Nico seine Tasse wieder an, leerte den dunklen Inhalt in einem Zug und drückte sich wieder auf die Beine: "Wir haben einige neue Informationen, die uns vielleicht in den nächsten Tagen einen weiteren Schritt gehen lassen - dafür solltet ihr alle aber ein wenig vorbereitet sein. Hast du schon mal irgendetwas in Richtung Selbstverteidigung gemacht? Oder eine Waffe in der Hand gehalten? Etwas mit dem du dich im Notfall schützen kannst?" fragend blickte er die junge Frau an. Seine stimme klang ruhig und gelassen, als wäre die Frage alltäglich. War sie für ihn vielleicht auch, er hatte eine Jahrelange Ausbildung bei der Army hinter sich, kannte sich sowohl mit körperlichem Nahkampf als auch mit Waffen vieler Arten aus. Ein großer Vorteil, aber als 'Ausbilder' hatte er sich noch nie versucht. Dazu war er eigentlich nicht der Typ, weil er wenig Geduld zeigte und ein wahrer Perfektionist war. Wenn etwas nicht so lief wie er es sich vorstellte oder nicht gleich gut funktionierte, dann konnte er schnell ungemütlich werden. Aber irgendwer musste die Leute hier unten ja schließlich auch beschäftigen.. außerdem konnte das tatsächlich auch von Nutzen sein. Sowohl für ihn, als auch für die Personen selbst. Und der Ort war hier nicht umsonst so abgelegen, man konnte selbst eine Schusswaffe abfeuern und die da oben bekamen nichts davon mit - dank des verlassenen Industriegebiets über ihnen war es tatsächlich völlig abgeschirmt. Und selbst wenn nicht, die Großstadt war laut, da fiel so etwas nur selten auf.
Sie konnte ihre Entscheidung wieder rückgängig machen, sollte sie es sich wieder anders überlegen. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Funktionierte sowas denn im realen Leben? Einfach auf die Zurück-Taste drücken und einen zweiten Versuch starten. Wie verlockend es auch klang, so ganz konnte sich die junge Frau dieser neuen Option nicht hingeben, obwohl es schwer war. Maeve hatte diese Möglichkeit noch kaum in Erwägung gezogen, schon schien nicht mehr die volle Schwere der Last auf ihren schmalen Schultern zu ruhen. Niemand würde ihre Entscheidung ungeschehen machen können, das brauchte sie sich gar nicht erst versuchen einzureden, aber immerhin war es ein kleiner Trost zu wissen, dass es eventuell ein Zurück gab, das sie zu ihren Eltern bringen würde. "Meinst du?" Sicher klang ihre helle Stimme bei Weitem noch nicht, aber allein die Frage zeigte doch, dass sie bereit war, Domenico zu glauben, wenn er etwas von sich gab. In den letzten Tagen hatte die Brünette selbst bemerkt, dass der junge Mann nicht log, sondern einfach schwieg, wenn er etwas nicht preisgeben wollte. Damit konnte sich Mae zwar nur schwer arrangieren, aber auf der anderen Seite war es ihr dann doch lieber, mit Schweigen bestraft zu werden, als eine Lüge nach der anderen gutgläubig zu schlucken. Trotzdem lag nun ihr Blick hoffnungsvoll auf dem Dunkelhaarigen, der ihr gerade ein Stückchen Zuversicht geschenkt hatte, indem er die Chance offengelegt hatte, zu einem Leben bei ihren Eltern zurückkehren zu können, wenn sie es denn wollte - an den beiden Menschen, die nach wie vor unwissend über den Kenntnisstand ihrer Tochter waren, würde es sicherlich nicht scheitern... davon war Maeve überzeugt.
Erst jetzt konnte sich die junge Frau soweit entspannen, dass sie den Kaffeebecher in Ruhe ließ und nicht mehr über die Tischfläche schob und die ganze Zeit über mit klammen Griff umschlossen hielt. Sie fühlte sich tatsächlich ein wenig besser, sodass sie gleich mit mehr Aufmerksamkeit den weiteren Worten Domenicos folgen konnte, als sie es selbst für erdenklich gehalten hatte, immerhin lenkten die Kanadierin ihre eigenen Gedanken mit hoher Erfolgsquote von allem anderen ab. Umso erschrockener war sie nun, als sie die sachliche Frage des jungen Mannes vernahm, die aus seinem Mund so alltäglich klang, als würde er sie nach ihrem Lieblingseis fragen. Blinzelnd starrte sie ihn an und wusste ihm ersten Moment nicht, ob sie sich vielleicht verhört hatte, kam dann aber zu dem Beschluss, dass sie schon richtig verstanden hatte. Irritiert schüttelte Mae den Kopf und sah dann auf ihre kleinen, schlanken Hände hinab. Machte sie tatsächlich den Eindruck auf andere, als würde sie eine große Bedrohung mit Selbstverteidigungskenntnissen darstellen? Beinahe lächerlich... und wenn Domenico nicht so mehr oder weniger interessiert geklungen hätte, würde sich die junge Frau sicherlich ein müdes Lächeln abgewinnen können, aber unter den Umständen dann vielleicht doch kein Anheben der Mundwinkeln. "I-ich... nein, eigentlich nicht", stammelte sie verlegen herum und schüttelte anschließend den Kopf. "Das Geführlichste, das ich jemals in der Hand hatte, war wohl ein scharfes Küchenmesser, dass ich in den Geschirrspüler geräumt habe", musste Maeve kleinlaut zugeben und sank dabei sicherlich ein paar Zentimeter ins ich zusammen. Eine große Hilfe würde sie sicherlich nicht darstellen, wenn es darum ging, mit einer Waffe auf jemanden loszugehen. Wenigstens verlor sie beim Anblick von Blut nicht sofort das Bewusstsein, was doch sicherlich schon einmal ein Anfang war, versuchte sich die Brünette gut zuzureden, doch scheiterte ein wenig daran, weshalb sie hilfesuchend zu dem Anführer der Sache hier sah.
Das meinte er nicht nur, das wusste er. Wieso auch nicht? Noch konnte sie ohne Probleme in ihr 'normales' Leben zurückkehren, ohne dass jemand auch nur ansatzweise in irgendeiner Form verdacht schöpfen würde. Bald würde das nicht mehr gehen, so viel stand fest. Aber diese Tatsache verschwieg er der jungen Frau, nickte stattdessen nur mit dem Kopf. Schließlich entsprach es der Wahrheit und dass es irgendwann auch kein zurück mehr gab hatte er ihnen allen letztlich doch schon deutlich genug klar gemacht. Zumal man sich das wohl irgendwo auch selbst denken konnte. Irgendwann steckte man in der Sache eben doch zu tief drin, so wie er.. wenn er zu Hause auflaufen würde, würden vermutlich schon irgendwelche Typen auf ihn warten, um ihn unschädlich zu machen - oder seine Eltern würden am Telefon sitzen, um sofort berichten zu können, dass ihr angeblicher Sohn wieder zu Hause aufgelaufen war, um die Gefahr zu bändigen die von ihm ausging. So würde es bald auch den anderen gehen, so und nicht anders. Natürlich tat ihm das leid, aber es war so und es brachte auch nichts sich in Selbstmitleid zu wälzen, denn das würde absolut nichts ändern.
Er ging außer mit dem leichten Nicken nicht weiter auf ihre Worte ein, wechselte stattdessen schon bald das Thema, wobei seine Frage sie ein wenig zu verunsichern schien. Zumindest kam es Nico so vor, der sich mittlerweile auf die Beine gedrückt hatte und seine Tasse in die Spüle stellte, sich dann wieder zu Maeve umdrehte und sie einen Moment betrachtete. Sicher, sie wirkte nicht wie jemand der etwas ausrichten konnte - rein was körperliche Kraft betraf. Aber darauf kam es manchmal auch gar nicht an. Bei der Army hatte es auch ein paar Frauen gegeben die ähnlicher Statur gewesen waren wie Maeve selbst es war und wer sie unterschätzt hatte, hatte es nicht selten bitter bereut.
"Das mag jetzt echt 'ne komische Situation für dich sein - aber diese Organisation kann uns allen echt gefährlich werden und die haben alle ausgebildete... die haben gut ausgebildetes Personal-" gut ausgebildete Killer war zu forsch, was er glücklicherweise noch recht früh bemerkt hatte, sodass er seinen Satz hatte korrigieren, bzw. richtigstellen können. "Und jemanden wie dich, jemanden mit einer zierlichen Statur, unterschätzen solche Leute gerne. Dabei hast du die Möglichkeit auch Kerle wie mich, die um einiges größer sind als du es bist, mit ein paar einfachen Griffen zu überwältigen, wenn sie nicht darauf gefasst sind", erklärte Domenico der jungen Frau, lehnte mit der Hüfte gegen der Ablage der Küche. "Und das kann echt nützlich sein - hast du Lust dir ein bisschen was zeigen zu lassen?" fragend zog Nico die Augenbrauen etwas in die Höhe, blieb aber stehen wo er war. Er würde sie gewiss nicht dazu drängen, aber er würde ihr durchaus nochmal sagen, dass das wichtig war, wenn ihr Leben nur ansatzweise in die Richtung lief, in das seines gelaufen war. Irgendwie musste sie sich schließlich verteidigen können, das stand doch völlig außer Frage. Das konnte man selbst im normalen, alltäglichen Leben teilweise gut gebrauchen. Vor allem als Frau.
Nun gut. Der Dunkelhaarige wollte anscheinend nichts weiter zu dem Thema sagen, weshalb auch Mae diesbezüglich schwieg und sich in Gedanken weiter einen Kopf darüber machte, ob sie tatsächlich einen Rückzieher machen sollte oder nicht. Schlussendlich, das wusste sie nur zu genau, würde ihre Neugier siegen und nun stand sie schon mit beiden Beinen bis zu den Ohren im Schlamassel. Dennoch blieb das beruhigende Gefühl im Hinterkopf gespeichert, dass die Brünette wieder aussteigen konnte, wenn ihr das jetzt doch noch zu krass wurde. Ehrlich gesagt - das musste Maeve sich einfach eingestehen - fand sie die ganze Sache ja schon ziemlich schlimm, immerhin bedeutete die Wahrheit gleichzeitig, dass ihre Mutter umgebracht wurde, weil zwei wildfremde Personen keine Kinder bekommen konnte. Und Mae war genau bei solchen Menschen gelandet, liebte diese auch noch und dennoch zeigte sie ihnen nun die kalte Schulter mit der Ausrede, dass sie ein wenig Freiraum brauchte. Naja... eher ziemlich viel Abstand, denn vorher hatte sie noch nie die Idee ankligen lassen, eine eigene Wohnung haben zu wollen beziehungsweise mit dem Gedanken zu spielen, auszuziehen. Musste alles ziemlich überraschend gekommen sein. Und demnach auch verdächtig, immerhin machte die Brünette nichts, das irgendwie spontan wäre. Das passte nicht zu ihr. Oh Gott. Hatte sie sich dadurch etwa verraten?
Vollkommen verunsichert und irritiert zog der Gedankenstrom die junge Frau immer weiter nach unten, während sich die Stille in dem unterirdischen Aufenthalts-Küchen-Raum (wie auch immer) weiterhin ungehindert ausbreitete. Ihr Blick lag auf ihren Fingern, die sich an die Tasse klammerten, als würde das etwas an der Gewichtigkeit ändern, mit der ihre Überlegungen behaftet waren. Wo sie sich eben noch ein bisschen besser gefühlt hatte, stolperte sie nun schon wieder in die nächste Frage hinein, die ihr Bauchschmerzen bereitete und den aller letzten Rest an Lust für einen mittlerweile ausgekühlten Kaffee verpuffen ließ. Resigniert schob sie den Becher von sich und wurde erst von der deutlichen Stimme Domenicos aus ihrem Wahn gerissen, sodass sie sich erst wieder blinzelnd im Hier und Jetzt zurecht finden musste. Das ganze nahm Maeve noch immer viel zu sehr mit - musste die junge Frau echt langsam einsehen, dass das so nicht weitergehen konnte. Aber wie verschaffte man sich Abhilfe, wenn man das Problem nicht selbst in der Hand hatte? Gute Frage... leider gab es nur keine gute Antwort darauf.
Prompt erwischte sich die Brünette dabei, wie sie bereits erneut drohte abzudriften, wenn sie ihre Gedanken nicht bald auf das gerade Angesprochene fokussierte. Ihre kaum bis gar nicht vorhandenen Selbstverteidigungskünste. Konnte echt ein Spaß werden. Auf Mae machte der Dunkelhaarigen einen ausgezeichnet durchtranierten Eindruck. Ohne Probleme würde er sie überwältigen können. Wie eigentlich so ziemlich jeder Mann hier. Und wahrscheinlich auch die ein oder andere Frau. Perefkte Aussichten für die Kanadierin. Seufzend erhob sie sich trotzdem, denn irgendwie fühlte sie sich selbstsam verpflichtet, sich wenigstens irgendwie vorzubereiten. Nur ungern bekleidete die Brünette die Rolle des schwächsten glieds in der Gruppe. Aus dem Grund straffte sie ihre zierlichen Schultern und stellte die Tasse mit dem grausigen Inhalt in die Abwasch - sie würde sich später darum kümmern - und wandte sich für den Augenblick noch ziemlich entschlossen an Domenico. "Okay." Mehr hatte die Brünette nicht darauf zu sagen, denn für sie klang es nach einer glatten Lüge, dass sie einen Typen, der nur ansatzweise die Statur von dem Dunkelhaarigen besaß, überwältigen konnte. Echt nicht. Da konnte sie den Kerl noch so überraschen. Maeve rechnete sich selbst wenig Chancen an, aber gleichzeitig würde sie ihm gerne glauben und sich dadurch Mut zusprechen lassen. Um ein wenig entschlossener rüber zu kommen, nickte die junge Frau noch einmal unterstützend. Unbedingt... gerade wegen dem Nicken musste man es ihr einfach abkaufen... klar.
Überzeugungskraft. Das war das erste was Nico in den Sinn kam als er die wenig begeisterte oder eher überzeugte Maeve dabei beobachtete wie sie sich auf die Beine drückte. Mehr als ein 'okay' bekam er fürs erste auch nicht entgegen gebracht, damit konnte er aber gut leben. Er war selbst nicht unbedingt der Gesprächigste und hasste es die Ohren vollgeblubbert zu bekommen. Zumindest wenn ihn das Thema nicht interessierte und sowas konnte wirklich schnell mal passieren. Nico war eben kein Mann der großen Worte. Aber nun gut, wenn sie nicht wollte brauchte sie nur etwas zu sagen, immerhin würde Nico sie zu nichts zwingen. Und seine Worte meinte er durchaus ernst. Wenn sie ein paar Griffe beherrschte, man sie unterschätzte und noch dazu nicht erwartete dass geschah was geschehen sollte, dann hatte sie durchaus gute Möglichkeiten einen Kerl wie Nico selbst außer Gefecht zu setzen. Zumindest lange genug um die Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden wenn es sein musste. Und davon würde er sie auch überzeugen, zumindest würde er es versuchen.
"So viel Selbstvertrauen hab ich selten gesehen.." murmelte Nico mit einem gewissen Hauch von Ironie in seiner Stimme, der wohl sofort klar machte, dass diese Worte alles andere als ernst gemeint waren. "In meiner Einheit war auch eine Frau, die kaum mehr gewogen haben kann als du - nachdem sie uns allen gezeigt hat wo der Hase läuft hat keiner sie mir unterschätzt", zwinkerte Nico. Das war sein voller Ernst. Raija hatte die Schwarzhaarige geheißen. Sie war zierlich und schmal gewesen, hatte teilweise eher wie ein Püppchen ausgesehen, hatte aber Nico allen voran so einen auf den Deckel gegeben, dass danach keiner mehr auf die Idee gekommen war sich über sie lustig zu machen, weil sie doch "nur eine schwächliche Frau" war. Raija hatte Nico gelehrt, dass gerade Menschen wie Maeve keinesfalls zu unterschätzen waren, nur weil man größer und kräftiger war. Das war ein großer Fehler. Sicher, nicht jeder war wie Raija und sie hatte auch eine gute Ausbildung was Nahkampf anging genossen - ebenso wie er - aber ein paar Grundgriffe konnte jeder ohne Probleme lernen, wenn er nur wollte und hilfreich waren sie immer. Zumindest wenn man Nico fragte. Aber das konnte er auch einfach so sehen, weil er schließlich mehr oder weniger so aufgewachsen war, mit einem Vater in hoher Stellung beim Militär. Naja, einem vermeintlichen Vater. Was sollte man da denn auch schon anderes erwarten, hm? Wobei er sagen musste, dass er diesen Teil seines Lebens durchaus nicht missen wollte. Er stand voll hinter dem was er gelernt hatte und war stolz darauf. Wenn ihn auch ein falscher Mensch auf diesen Weg geführt hatte.
''Scheiß Kaff.'', zischte Kilian sich selbst zu, als er sein Handy wieder zurück stecken musste, weil es hier einfach kein Netz hatte. Egal wo er sich befand - er hatte das Gefühl, als wäre er von der Welt abgeschottet. War er vermutlich auch, so tief in diesen Tunneln. Und wenn er doch mal ein wenig Empfang hatte, vernahm er die vielen, entgangenen Anrufe seiner Freunde und Eltern. Dass er schon seit Tagen weder auf der Arbeit, noch bei sich Zuhause anzutreffen war, machte alle hellhörig. Es kam zwar oft vor, dass er sich lange nicht zu Gesicht zu bekommen war, aber da nahm er teilweise dann die Anrufe an. Was soll's., dachte er sich dann im Stillen und seufzte kurz. Seit er hier unten war, hatte er sowieso recht wenig Lust, noch einmal mit diesen perfiden Menschen zu reden, die sich als seine Eltern ausgegeben hatten. Anfangs war Kilian sich wirklich nicht sicher, ob er der ganzen Geschichte glauben sollte. Es war eine Frage der Perspektive. Eine erfundene Geschichte oder blanke Wahrheit? Glauben oder nicht glauben? Er war immr wieder hin und her gerissen, mal wütend mal innerlich verzweifelt, da er sich gewünscht hatte, dass dieser scheiß Laptop nie in seiner monotonen Stimme gesprochen und ihn auf diese ganze Sache überhaupt erst aufmerksam gemacht hatte. Dann wäre alles vermutlich viel einfacher. Aber immer noch eine Lüge. Oftmals hatte der junge Mann sich gefragt, warum er als einziger so ein helles Haar besaß. Seine Mutter hatte mittelblondes, sein Vater hellbraunes. Allein daran sah man doch schon, dass da irgendwas nicht stimmen konnte. Naja, er hatte sich einreden lassen, dass sein Großvater genau so ein helles Haar besessen hatte und ihm absolut ähnlich sah. Vermutlich alles nur eine Lüge, um ihn im Glauben zu lassen. Eine Lüge um seinen ''Großvater'', seine ''Eltern'', seine verdammte ganze Kindheit. Ungebändigte Wut stieg in ihm hoch. Er wollte diesen ganzen Mist gar nicht, sondern einfach nur nachweisbare Wahrheit. Alles sollte sein Ende nehmen. Was kamen Menschen auch überhaupt auf die Idee, Müttern und ihren Kindern all das anzutun?! Energisch schlug Kilian's Faust gegen die kalte Wand aus Beton. Nur ein dumpfer Schlag ertönte, doch die Haut an den Fingerknöcheln riss, sodass ein kleiner Rinnsal aus Blut den Handrücken entlang floss. Über seinen kurzzeitigen Ausbruch konnte er nun nur noch seufzen. ''Man, verdammt.'', dachte er sich nun wieder ruhiger, als hätte der Schlag seine Wut einfach so weggeblasen. Genervt ignorierte er die Schmerzen und machte sich auf, raus aus diesen grauen Zimmern, die ihn noch verrückt zu machen schienen.
Er spürte, wie die Luft erträglicher und reiner wurde, als er sich in Richtung Ausgang bewegte. Mit der Zeit hatte der Blonde ein ordentliches Tempo zugelegt, da er so schnell wie möglich das verwirrende Labyrinth verlassen wollte. Draußen angekommen atmete er tief durch, ließ die Kühle auf sich wirken und schloss für einen Moment die blauen Augen. Er zog die Hände aus den Hosentaschen und fuhr sich kurz durch's Haar, bis er leicht irritiert die Augen öffnete und alamiert aufblickte. Es fühlte sich an, als wäre jemand in der Nähe. Kilian spürte so etwas einfach. Wen jemand da war, dann spürte er das ganz deutlich. Vorsichtig wandte er den Blick nach links, dann nach rechts. Und da erblickte er auch schon eine junge Frau, die er im ersten Moment gar nicht richtig zuordnen konnte. Nur das brauen Haar war aus der Entfernung gut zu erkennen. Ohne zu zögern bewegte der junge Kerl sich auf sie zu und blieb mit einigen Schritten Entfernung vor ihr stehen. Ah, Alexis. ''Hey.'', begrüßte er sie. ''Brauchst' auch ne Auszeit?'', fragte er mit seinem neutralen Blick und der beiläufigen Stimme. Er war kein richtiger Smalltalker, weshalb man ihm die zurückhaltende Geste wohl nicht ernst nehmen durfte.
Die Augen geschlossen dachte Alexis sozusagen über Gott und die Welt nach. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht nun mindestens eine ganze Stunde damit zu verbringen nicht an die Geschichte mit ihren vermeintlichen Eltern und ihren leiblichen zu verbringen und letztlich hatte sie es tatsächlich geschafft über den frischen, aber leicht metallischen Duft hier nachzudenken, über die Stille die herrschte, die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und wieso das denn alles so war. Sie hatte einfach über banale Dinge nachgedacht, weil es ihr in diesem Moment einfach Perfekt erschienen war. Und wieso? Weil sonst alles andere so wahnsinnig unperfekt war und die Russin (war sie denn überhaupt Russin? Sie wusste ja nichts über sich. Gar nichts, so wie es schien) war unperfekt einfach nicht gewohnt. Sie hatte immer perfekt zubereitetes Mittagessen bekommen, perfekte Kleidung gehabt, in ihren Augen das perfekte Zimmer in einem perfekten, riesigen Haus. Sie hatte gute Noten geschrieben, war beliebt gewesen, ihre Eltern waren stolz auf sie gewesen, sie war gut in den Dingen gewesen die ihre Leidenschaft ausgemacht hatten. Es hatte wenig unperfektes gegeben. Nur selten hatte sie sich mit ihren Eltern in den Haaren gelegen, nur selten hatte sie Zoff mit ihren Freundinnen gehabt. Unperfekt war einfach etwas, das Alexis in dem Sinne nicht gewohnt war. Erst seit einigen Tagen schien absolut alles unperfekt zu sein.
Sie hatte sowohl die Zeit vergessen, als auch die Aufmerksamkeit die sie normalerweise ihrer Umwelt schenkte um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Völlig in sich gekehrt, in Gedanken versunken saß sie auf dem staubigen Boden des Industriegeländes, das Gesicht der Sonne entgegen gehalten und an die raue Fassade der heruntergekommenen Lagerhalle gelehnt. Ihr Leben hatte bereits besser ausgesehen.
Die Brünette vernahm nicht einmal die Schritte die lauter wurden, je näher die Person kam die diese mit sich trug. Erst als eine Stimme ertönte schreckte Alexis mit einem Zucken etwas in die Höhe, öffnete die Augen und musste erst einmal gegen das helle Tageslicht anblinzeln. Noch dazu stand der junge Mann so vor ihr, dass die Sonne hinter ihm schien, er mehr oder weniger wie ein Erleuchteter aussah und sie nur seine Konturen erkennen konnte. Sie schirmte die Augen mit der Hand vor der Sonne ab, kniff diese ein wenig zusammen und erkannte wenig darauf Kilian - soweit sie sich erinnern konnte. Es waren einfach zu viele Namen auf einmal gewesen, dabei hatte sie wirklich kein schlechtes Namensgedächtnis und konnte sich normalerweise auch gut Gesichter merken.
Sie musterte ihn erst einen Augenblick nachdem ihre Augen sich an das helle Licht gewöhnt hatten, neigte dann den Kopf ein wenig zur Seite und deutete schließlich mit der Hand, mit der sie nicht ihre Augen vor der Sonne schützte, auf seine Hand: "Falls du das eine Auszeit nennen solltest - nein, die brauch ich nicht", zwinkerte die Brünette, drückte sich auf die Beine und lehnte sich leicht gegen die Wand hinter sich. Sie mochte es nicht, auf dem Boden zu sitzen und zu ihm aufzusehen. Sie war zwar kleiner, das stand außer Frage, aber so fühlte sie sich weniger unterlegen wie wenn sie vor ihm saß und den Kopf regelrecht in den Nacken legen musste. Sowas konnte sie nicht ausstehen, das war eine typische Masche die ihr nur allzu gut bekannt war.
Manchmal wünschte er sich, auch einfach abschalten zu können. Nur konnte er das für gewöhnlich nicht so oft. Den ganzen Mist vergessen und all das. In einigen Nächten lag er wach im Klappgestell dort unten, schaute an die finstere Decke, die genauso finster wie alles andere war, und dachte darüber nach, dass er am liebsten gar nicht nachdenken, sondern verdammt nochmal auch zum Schlafen kommen wollte. Oder aber er schlief unruhig, drehte sich gefühlt jede fünf Minuten im knartschenden Bettgestell umher - gesamtes Mobiliar hier war wohlbemerkt das Schlechteste, was es nur geben konnte, denn er war anderes gewohnt. Dann kamen widerrum Nächte, in denen er fast perfekt schlief und am nächsten Morgen fühlte er sich trotzdem so, als hätte er kaum geschlafen. Alles zog Folgen mit sich. Seine Folgen waren meist schlechte Laune und super schnell gereizt sein. Selbst das kotzte ihn an. Zusammengefasst: ein dauerhafter Kreislauf schlechter Tage, die er irgendwie nie los wurde, seit er von der ganzen Sache erfahren hatte. Der heutige Tag war wieder mal einer dieser, in denen er nachts nicht so gut geschlafen hatte. Aber was soll's, damit fand er sich wohl irgendwie schon ab. Als er Alexis vernahm, wie sie still und in sich gekehrt dort saß, hätte er am liebsten das Gleiche getan. Sich einfach gegen die schmutzige Wand gelehnt und nichts getan.
Wow, war er wirklich so gut im Schleichen? Vielleicht sollte er Spion werden - wobei.. blondes, auffälliges Haar, seine Größe.. keine guten Voraussetzungen für solch eine Karriere. Im Moment schien es aber eher so, als könne er gar keine Karriere mehr machen. Sein Studium war jetzt auch irgendwie leicht im Arsch. Wie sollte er auch normal weiter machen, als wäre nicht geschehen, wenn er sich jetzt hier in diesem behinderten Tunnel befand? Amüsiert über die Tatsache, dass er Alexis erfolgreich und unbeabsichtigt zu gleich hochschrecken ließ, zuckten seine Mundwinkel für einen Moment nach oben; begleitet von einem schelmischen Funkeln. Eine Antwort ihrerseits kam erst, als sie sich aufgerichtet hatte und nun in ihrer vollen Größe vor ihm stand. Nebenbei bemerkt, hatte Kilian noch viele Worte mit ihr gewechselt und sich trotzdem sehr gut ihren Namen merken können. Es fiel ihm nicht so schwer, außergewöhnliche Menschen im Gedächtnis zu behalten. Und irgendwas sagte ihm, dass sie anders war. Vielleicht war's ihr Erscheinungsbild oder ihre blauen Augen, die in Kombination mit braunen Haaren umso schöner waren.
Innerlich irritiert zog der Blonde kurz seine Augenbrauen zusammen und folgte der Richtung, in der ihre Hand zeigte. ''Ach, das ist der Grund, warum ich 'ne Auszeit brauchte.'', erklärte er dann schulterzuckend und hob die Hand kurz an, um sich die aufgesprungenen Knöchel näher anzuschauen. Bisschen getrocknetes Blut, nichts Dramatisches. Ungerüht ließ er seine Hand wieder sinken und wandte seinen Blick lieber der Brünetten zu. Da fiel ihm gleich auf, dass ihr die Sonne ins Gesicht schien, weshalb sie sich auch mit der Hand das Licht abschirmen musste, um nicht bald zu erblinden. Freundlicherweise rutschte Kilian einen Schritt nach links, sodass die Sonne nun hinter seinem Kopf verschwand, ihre Augen verschonte und einen angenehmen Blick in seine Richtung gewährte. Einen Moment betrachtete er die junge Frau bloß, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. Manchmal war das bei ihm einfach so. Er empfand es als sinnlos, Worte zu verschwenden, die nicht von Nützen waren. Deshalb konnte er auch nicht verstehen, warum einige Frauen irgendwann zu Labertaschen, die nichts anderes taten als über sinnlose Dinge zu reden, mutierten. Er kannte das noch sehr gut von seiner ''Tante''. Die konnte reden wie ein Huhn, wenn es sich beschwerte. Kilian hatte, wann immer es möglich war, eine Begegnung mit ihr vermieden, da sie einen dermaßen ausquetschte, dass man sofort nach zehn Minuten Augenzuckungen bekam. ''Hast du gezögert, ob du hierher kommen sollst?'', fragte er nun direkt und ohne Regung, als würde er nach dem Wetter, nach einier banalen und einfachen Sache, fragen. Es interessierte ihn einfach. Vielleicht war er nicht der einzige gewesen, der sich beinahe den Kopf darüber zerbrochen hat.
Es schien ihr fast so, als wäre diese aufgeplatzte Haut an seinen Knöcheln so etwas wie Alltag für den jungen Mann. Nicht, weil seine Haut voller Narben war oder ähnliches, sondern weil er erst einen Augenblick brauchte um zu verstehen von was Alexis sprach. So, als hätte er vergessen was sich an seiner Hand befand, dabei musste das sicherlich schmerzhaft sein. Zumindest wirkte es so auf die Brünette - konnte aber auch daran liegen, dass Alexis von Natur aus einfach ein recht schmerzempfindlicher Mensch war. Sie zeigte das zwar nicht gerne, aber meist stiegen ihr schneller als gewollt die Tränen in die Augen und pikste sie jemand in die Seite konnte da durchaus auch einmal ein blauer Fleck entstehen und ein 'Aua' über ihre Lippen kommen, obwohl es eigentlich mehr als harmlos gewesen war. Aber so war die Russin eben. Wenn es hart auf hart kam allerdings konnte sie auch einiges einstecken - naja, das vermutete sie zumindest. Denn bis jetzt war es noch nie hart auf hart gekommen, immerhin hatte sie ja erst festgestellt, dass ihr Leben in ihren Augen eigentlich ziemlich perfekt gewesen war. Die Betonung lag hierbei auf 'war'.
Es war nur ein Augenblick der verging, in dem Kilian nicht zu verstehen schien worauf Alexis hinaus wollte, dennoch fiel er ihr auf. Lag wohl mit daran, dass sie das von ihren Eltern beigebracht bekommen hatte, aufmerksam sein und sein Gegenüber genau beobachten um auf so gut wie Alles gefasst zu sein. Das war dämlich, man konnte nie auf alles gefasst sein. Aber auf vieles. Und als Anwälte mussten ihre Eltern das beherrschen, naja.. ihre Eltern - ihre Kriminellen - ihre was auch immer sie nun waren. Sie wollte darüber nicht weiter nachdenken, das bescherte ihr nur wieder sagenhafte Kopfschmerzen auf die die Brünette mit Freuden verzichten konnte. Nun ja, zurück zu Kilian, dessen Antwort plausibel für die junge Frau klang. "Das und nicht die Tatsache, dass deine Eltern Schwerstkriminelle sein sollen?" Sie sprach es aus wie sie es dachte, wusste aber nicht ob sie es nicht sofort wieder zurückgenommen hätte, wenn sie es gekonnt hätte. Normalerweise antwortete sie nicht unüberlegt und ohne ihre Worte abzuwägen, aber irgendetwas an dieser Situation passte ihr nicht ganz in den Kram. Was es war konnte sie aber nicht sagen. Der junge Mann schien sie nervös zu machen - anders konnte sie es nicht beschreiben, auch wenn sie sich betont gelassen gab, sie hatte das Gefühl sich behaupten zu müssen und ihn nicht einschätzen zu können.
Dann kam auch schon die nächste Frage und mit dieser das unliebsame Thema gänzlich auf den Tisch. Aber über was sollten sie auch sonst sprechen? Schließlich kannten sie sich nicht, da hatte man nicht unbedingt sonderlich viele Gesprächsthemen und sie verband nun einmal nur diese Tatsache. Diese eine Kleinigkeit die sie 'mal so nebenbei' Erfahren hatten und die ihr gesamtes Leben völlig auf den Kopf gestellt hatte und es noch immer tat. "Wenn diese scheiß Stimme nicht so penetrant gewesen wäre und mein Laptop nicht so teuer, hätte ich das Teil aus dem Fenster geschmissen oder es als dummen Scherz abgetan", teilte die Brünette ihm wahrheitsgemäß mit, zuckte ein wenig mit den Schultern. Das sollte wohl ihr Misstrauen überspielen, indem sie einfach locker und entspannt rüber kam, auch wenn sie es nicht war. "Außerdem hätte hier auch irgendein perverser Serienkiller auf mich warten können... ich hab ziemlich lang gezögert, aber letztlich hat mich die Neugierde hierher getrieben. Leider, vermutlich wäre alles einfacher wäre ich nicht gekommen."
Selbst nach wenigen Tagen konnte ich immer noch nicht begreifen, was geschehen war. Erst vor kurzem hatte ich erfahren, dass meine Eltern nicht nur Kriminelle waren und auch anderen Leuten für ihren eigenen egoistischen Scheiß höllische Schmerzen und Leiden widerfahren lassen haben, sondern auch dass sie nicht mal meine Eltern waren. Norah und Nathan Prescott waren nicht meine Eltern. Sie waren nur irgendwelche Fremde, die mich für Geld ergattert hatten. Als wäre irgendein Mensch auf der Welt bezahlbar - es grenzte fast an Sklaverei! - oder als wäre es etwas völlig natürliches, Mütter sich selber umbringen zu lassen, nur um ein Adoptivkind zu bekommen. Ein Scheiß war das natürlich! Alles basierte auf einer einzigen widerlichen, dreckigen Lüge, die ich 18 Jahrelang geglaubt und gefüttert hatte.
Wütend schlug ich kurz gegen die Wand und schaute dann auf meine leicht verschrammten Handflächen, von meinem rechten Zeigefinger floss ein kleiner Bluttropfen hinunter und tropfte auf dem Boden. Gedankenverloren hatte ich diesem nachgesehen und dann wieder den Kopf gehoben. Normalerweise war ich nicht jemand, der so schnell die Kontrolle verlor oder gar zu aggressiven Handlungen neigte, aber in diesem Fall... Man musste sich eben erst mal vorstellen durch welche Hölle ich ging, um dann über mich urteilen zu können. Keiner konnte mich verstehen. Keiner konnte verstehen, wie es war, dass die Menschen, die mich Tag ein und Tag aus geliebt, sich um mich gekümmert und mich wie ihr eigenes Kind aufgezogen hatten, einfach nur eine Lüge waren. Eine Lüge, die ich geglaubt hatte. Ich fühlte mich benutzt.
Aber dann fiel mir ein, dass ich vielleicht doch nicht so alleine war. Die Menschen, die hier in diesem Tunnelsystem waren, teilten das gleiche Schicksal wie ich. Auch sie wurden mit dieser Situation, diesen Worten des fremden Mannes konfrontiert. Zuerst hatte ich seinen Worten keinen Glauben geschenkt, doch nun hatte sich das geändert, es gab auf einmal alles einen Sinn. Es war wie ein Puzzle, das sich langsam, aber sicher aus verschiedenen Erinnerungen und Erfahrungen zusammengesetzt hatte, ehe es ein ganzes Bild ergeben hatte. Und nun stand ich da, an die Wand gelehnt und hatte mich noch nie so einsam gefühlt. Einsamkeit. Wie ich sie hasste.
Meine Hände führten mich zu meinem Hals und blieben an meiner Kette, an der ein Kreuz hang, stehen. Die Kette, die ich zum 5. Geburtstag von meinen angeblichen Eltern geschenkt bekommen hatte. Gerne hätte ich sie nun abgerissen, auf den Boden geschmissen und hätte sie dort liegen lassen, doch Gott konnte nichts für die Sünden meiner Eltern. Nein, der Herr war der Einzige, der nun noch bei mir war und der mich verstand. Mein Glauben würde sich durch dieses Erlebnis nicht beeinträchtigen lassen, selbst wenn ich von meinen 'Eltern' ihm näher gebracht worden war. Dies war wenigstens das Einzige, was sie in ihrem Leben wirklich richtig gemacht hatten.
Obwohl ich nun so am Boden zerstört war, wusste ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Meine leibliche Mutter hätte sicher nicht gewollt, dass ich nun so völlig zerstört über mein falsches Leben sann, ich sollte mich auf andere Gedanken bringen und selbst wenn dies nicht klappte, zumindest sollte ich nach Gesellschaft suchen. Ein leiser Seufzer entglitt meinen Lippen und ich verließ die Tunnel, damit gelang ich in die Lagerhalle und konnte Alexis und Kilian dort sehen. Mit keinen von beiden hatte ich je ein Wort gewechselt, also wurde es Zeit. Zögernd trat ich zu den Beiden und ein leises "Hallo.", kam von mir. Ob die Beiden es in Ordnung fanden, dass ich zu ihnen gekommen war? Ich konnte auch jederzeit wieder gehen, ich mochte die Leute nicht, bei denen ich bloß unerwünscht war.
Unter Strom stehen war gar keine Bezeichnung für den Zustand der jungen Frau. Deborah war nervös, sie wusste, dass sie mit ihrem Verhalten ein wahnsinnig großes Risiko einging, damit, dass sie zurück nach Toronto gegangen war und vor allem damit, dass sie gerade tatsächlich auf dem Weg in Richtung des Hauses war, in dem ihre Kinder und ihr Verlobter - oder Ex Verlobter? - lebten. Aber sie hielt es kaum noch aus. Sie dachte nur noch an sie, ja sie träumte sogar von ihnen. Kurzum: Sie war nicht mehr bei der Sache, was ihr schnell zum Verhängnis werden könnte. Und auch wenn sie ihre Kinder damit in Gefahr brachte hatte sie sich dazu entschieden zurück nach Toronto zu kommen und sich davon zu überzeugen, dass es ihnen gut ging. Chris war ein hübscher Nebeneffekt - das redete sich die Brünette zumindest ein.
Ihr Herz raste schon jetzt, dabei hatte sie mit Sicherheit noch mindestens 5 Minuten bis zum Haus ihrer kleinen Familie. Wobei sich Deborah fest vorgenommen hatte, dass sie sich nur überzeugen würde, dass es ihnen gut ging, niemand ihnen ein Haar gekrümmt hatte und sie dann wieder verschwinden würde. Niemand würde sie bemerken, deren Leben würde wie gewohnt weiter gehen und sie war hoffentlich beruhigt. So zumindest die Theorie, bekanntlich war die Praxis oft nicht so einfach wie es in der Theorie nun einmal klang, aber diesen Gedanken verdrängte Deborah erfolgreich. Sie sehnte sich so sehr nach diesen Menschen, dass sie sogar den Gedanken daran verdrängte, dass sie nicht nur sich sondern auch die anderen in große Gefahr bringen könnte. Aber es war so, als würde sie von einer unsichtbaren Macht angezogen werden, sie konnte einfach nichts mehr dagegen tun. Sie wusste, dass es nicht das richtige war und doch war es für sie das Richtige. Es war schlicht eine verzwickte Lage.
Schneller als die Brünette sich versah bog sie in die Straße ein in der die Wohnung lag, die Chris mit ihren Kindern besiedelte. Nahe dieser Wohnung lag ein Park mit Spielplatz, einem kleinen Teich - es wirkte alles so friedlich und idyllisch. Einfach perfekt. Was sie nun allerdings tun wollte wusste sie nicht. Warten, sich auf die Lauer legen, bis Chris mit den Kindern heraus kam? Vermutlich könnte sie Stunden warten und es würde nichts passieren bei ihrem Glück. Doch Pustekuchen. Als die junge Frau den Blick schweifen ließ entdeckte sie die kleine Familie auf dem Spielplatz im Park, wusste, dass sie sich besser an einer anderen Stelle positionieren musste, damit sie nicht Gefahr lief von Chris entdeckt zu werden, aber sie war wie versteinert. Sie konnte keinen Muskel rühren, während ihre Sicht mit den Tränen die ihr in die Augen stiegen verschwamm. Ein Klos bildete sich im Hals der jungen Frau, die heftig blinzelte, um wieder klar sehen zu können. Erst als ein Passant mit Aktenkoffer sie anrempelte erwachte Deborah wieder aus ihrer Starre, schreckte zur Seite und fixierte dem Mann, der nicht einmal eine Entschuldigung von sich gegeben hatte, finster auf den Rücken während er sich entfernte. Ihre Freude darüber ihre Kinder und Chris zu sehen überwog allerdings die Paranoia die sich über die letzten Jahre gebildet hatten und ließ sie schnell wieder zur Ruhe kommen, um sich ohne weiter nachzudenken wieder der kleinen Familie zuzuwenden, zu der sie so gerne hinüber gegangen wäre, die sie so gerne in die Arme geschlossen hätte.
''Das ist sowieso die ganze Ursache von all dem scheiß hier.'', erwiderte er mit gereiztem Unterton, und zog die Augenbrauen wieder zu einem finsteren Gesichtsausdruck zusammen. Seine Hände vergrub er in den Hosenhosen, um im nächsten Moment nicht wieder aus versehen auf eine Wand loszugehen und sich wieder unnötige Schmerzen zu bereiten. Kilian's saure Worte waren noch nicht einmal direkt an Alexis gerichtet, sondern schlicht weg aus der Situation heraus entstanden. Allein der Gedanke an das alles ließ wieder die Spannung in ihm aufsteigen. Als wäre er ein Blitz, der jeden Moment einschlagen könnte, wenn ihn etwas stört. Und naja, man konnte durchaus sagen, dass der Gedanke an seine verlogenen, falschen Eltern für Kilian ein Verursacher dafür ist, dass er impulsiv wird. ''Aber deine sind anscheinend auch nicht besser. Genauso wie die der ganzen anderen Menschen hier.'', fügte er dann mit etwas ruhigerem Ton hinzu. Sein finsterer Blick blieb für eine kurze Zeit bestehen, ehe stur die dunkle Wand der Lagerhalle musterte und kurz darauf wieder zu Alexis blickte, die nun eine Antwort auf seine Frage gab. Wie auch immer sie es schaffte: Kilian huschte für einen kurzen Moment ein schelmisches Grinsen auf's Gesicht. Vermutlich war es die Art, wie sie ihre Antwort abgab und die Worte, die so leicht hin und total amüsant klangen. Der Blonde fand es durchaus amüsant. Mehr als das. ''Mal gut, dass dein scheiß Laptop teuer und die Stimme penetrant war.'', wandte er dann ein. Seine Wut war verflogen, sein Gesichtsausdruck wieder normal. ''Sonst müsstest du dich jetzt mit der größten Lüge deines Lebens abfinden, ohne überhaupt zu wissen, was für ein Scheiß abging.'', erklärte er dann und gab sich insgeheim recht. Er hätte seinen Laptop zwar nicht aus dem Fenster geschmissen, selbst wenn er günstig gewesen wäre, hätte aber eindeutig irgendetwas anderes zerstört oder seine schlechte Laune wegen eines spackenden Laptops an seinen Mitmenschen ausgelassen. ''Ach ja?'', hackte er dann mit hochgezogenen Augenbrauen nach, als sie ihre Vermutungen, einem perversen Serienkiller begegnen zu können, aussprach. ''So einer würde sich nicht die Mühe machen. Er würde sich ein Mädchen am Straßenrand aufpicken, sie am nächsten Baum im Wald vögeln und dann abstechen wie ein Metzger es bei einem Stück Fleisch machen würde. Nebenbei vermutlich noch geheime Lüste stillen.'', sprach er seine merkwürdigen Gedanken mit einem amüsierten Funkeln in den Augen auf. Niemand hätte das in solchen Worten aufgefasst, doch Kilian schien damit nie Probleme zu haben. Er sah der Wahrheit immer direkt ins Auge und zeigte nie Scheu bei Worten. Gerade als er geendet hatte, vernahm er Schritte neben sich, die einer größeren Person zuzuordnen waren. Richtig gelegen. Denn als Kilian sich wieder mit desinteressiertem Blick dem Ankömmling zuwandte, erkannte er einen Kerl. Wie hieß der doch gleich? Elijah. Jedenfalls tippte Kilian darauf. Er schien aus etwas älterer Generation zu kommen, so allein vom Optischen her. ''Hey man.'', begrüßte er ihn gelassen, als dieser mit einem einfachen Hallo kam. Der schien anscheinend auch Langeweile zu haben. Na da waren sie schonmal zu dritt. ''Elijah, richtig?'', fragte der Blonde ihn mit immer noch neutraler Stimme und musterte diesen.
Christopher Léon Bâtard | G1
Die letzten Tage waren weder für mich noch für die anderen Opfer der grausamen Operation schön verlaufen. Nico und ich hatten so viel zu klären und zu erledigen, wobei die anderen mittlerweile doch recht gut mit der Wahrheit klar kamen. Sie waren immer wieder in unserem Versteck aufgetaucht. Nur Nova hatte ich seit ihrer Auseinandersetzung mit meinem besten Kumpel nicht mehr gesehen. Auch auf meine Anrufe hatte das Mädchen nicht reagiert, zuhause hatte ich sie ebenfalls nicht angetroffen. Ich versuchte verzweifelt, mit meinem neuen Leben klarzukommen. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Tagsüber arbeitete ich normal in der Firma und ließ mir nichts anmerken, nachmittags kümmerte ich mich um meine Kinder und abends war ich im Versteck und grübelte mit Nico über den Unterlagen. Nur heute hatte ich mir den Tag komplett frei gehalten, ich brauchte einfach mal wieder Zeit für meine Lieblinge. Daher gönnte ich es Jasmine und Joshua, mal wieder einen Tag mit ihrem Papa zu verbringen. Ohne die nervigen Nannys. Die Zwillinge waren sehr froh darüber, was man ihnen wohl kaum verübeln konnte. Wir starteten den Tag mit einem gemeinsamen Frühstück in meinem Bett, welches für mich alleine viel zu groß war. Danach gingen wir einkaufen, kochten zusammen und dann führte uns unser Weg zu dem Spielplatz in der schönen Parkanlage hier bei uns in der Gegend. Dort verbrachten wir einige schöne Stunden und für mich war es ungewohnt, mal wieder ohne Anzug unterwegs zu sein. Ich trug dunkle Jeans, braune Wildlederschuhe, ein einfaches graues Shirt und eine Lederjacke. Gerade eilte ich Jasmine hinterher, die unbedingt zu dem Fluss wollte, der direkt in der Mitte des Parks in einem kleinen See endete. Gerade noch rechtzeitig fing ich den Ausreißer ein und warf sie mir ohne Anstrengung über die Schultern, um sie zurück zu dem Sandkasten zu tragen, in welchem Joshua konzentriert eine Burg baute. Ich beobachtete die Geschwister glücklich und ließ meine Blicke ein wenig umher wandern. Es war nicht viel los. Eine junge Mutter ging mit einem Kinderwagen spazieren, zwei Grundschulkinder hatten die Schaukeln in Beschlag genommen und ein paar ältere Jugendliche standen rauchend bei den Tischtennisplatten. Doch dann entdeckten meine Augen eine weitere Person und mein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus. Diese junge Frau kam mir bekannt vor. Ich sah genauer hin und blinzelte dem Sonnenlicht trotzig entgegen. Debby? Das konnte nicht sein. Diese Frau konnte unmöglich meine Debby sein. Ich schob die Hände in die Hosentaschen und schlenderte unauffällig etwas in ihre Richtung. Der Körperbau, die Haare und das Gesicht...Nun musterte ich die Dame ungeniert. Es stand zweifellos fest, dass meine ehemalige Verlobte vor mir stand. Jahre nachdem sie einfach so verschwunden war. Ich presste die Lippen aufeinander und versicherte mich, dass es meinen Kindern gut ging, ehe ich mit eiskaltem Blick auf die Frau zusteuerte. Die eiskalte Art hatte ich schon immer perfekt drauf gehabt und eigentlich nur bei Debby komplett abgelegt. Innerlich sah es in mir gerade ganz anders aus, doch sie sollte nichts davon sehen. Dicht vor ihr blieb ich stehen und musterte sie skeptisch von Kopf bis Fuß, während ich ihr Parfüm roch. Sie trug noch immer das gleiche. Ich hatte es ihr irgendwann mal geschenkt und ihr immer wieder neu gekauft. Kurz schlug ich die Augen zu, ehe ich meiner ehemaligen Verlobten mit kühlem Blick direkt in die wunderschönen blauen Augen sah. "Was willst du hier, Deborah?", presste ich mühsam hervor und sah sie dabei wahrscheinlich so abwertend an wie noch nie zuvor einen Menschen.
Novalia Janice Vasconcelos | G8
Ich hatte nicht mit der Situation umgehen können. Der Streit mit diesem Domenico hatte seine Wirkung gezeigt. Ich war kein streitsüchtiger Mensch, tatsächlich verabscheute ich Auseinandersetzungen jeglicher Art. Zum einen war ich viel zu sanftmütig für solche Dinge. Und zum anderen steigerte ich mich einfach immer wieder in Streitigkeiten hinein und reagierte über. Der Streit mit Nico war unnötig gewesen und im Nachhinein konnte ich beim besten Willen nicht mehr sagen, wie es überhaupt so weit gekommen war. Ich hatte nur helfen wollen. Doch anscheinend gingen unsere Meinungen auseinander. Immerhin Chris hatte mir geholfen und mich sogar versucht zu erreichen. Allerdings war ich zu beschäftigt gewesen und um ehrlich zu sein hatte ich mich auch erst wieder beruhigen wollen. Dies war mir in der Zwischenzeit sehr gut gelungen, indem ich mich mit der Arbeit im Hotel und mit den Kindern abgelenkt hatte. Außerdem waren meine Eltern mittlerweile mit Leandro angereist und nächtigten natürlich im eigenen Hotel. Wir waren am Vorabend zusammen im Restaurant gewesen und meine Eltern hatten mir sämtliche Unterlagen im Original gegeben. Sie selbst hatten zwar noch Kopien, wollten damit aber einfach nichts zu tun haben. Heute hatte ich mich vor allem mit dem Tanzstudio beschäftigt, da ich mit den Kindern bald eine Aufführung ins Leben rufen wollte. Allerdings war es nicht sehr leicht, mit Kindern aus einem -nun ja- asozialen Umfeld zu arbeiten. Manche vertrauten mir inzwischen, doch einige waren mir gegenüber noch immer skeptisch und verschlossen, vielleicht sogar aufbrausend und rebellisch. Doch ich konnte alle verstehen, sie hatten kein leichtes Leben wie ich. Nun war ich jedoch erstmal auf dem Weg zu dem Versteck. Ich kam direkt vom Tanztraining und hatte mich nicht mehr umgezogen. Daher trug ich noch immer den engen schwarzen Body mit dem schwarzen, durchsichtigen Röckchen und einer weißen Strumpfhose. Nur meine Ballettschuhe hatte ich logischerweise gegen meine schwarz-weißen Adidas Superstar getauscht. Die Haare lagen ordentlich im Dutt, Make-Up trug ich keins. In meiner Handtasche waren die üblichen Dinge plus der Mappe mit den Unterlagen, welche ich mir bisher nicht aufgehoben hatte. Im Tunnelsystem folgte ich einfach den endlosen Gängen, bis ich eindeutige Stimmen hören konnte. Die männliche davon identifizierte ich als Nico. Also stand ich kurz darauf bei ihm und einem der Mädchen. Was machten die da? Ich räusperte mich kurz und schenkte dem jungen Mann ein eher schüchternes Lächeln. "Nico? Könnte ich dich mir für einen kleinen Moment ausleihen?", fragte ich mit sanfter Stimme und von der Nova, die er kennengelernt hatte, war nichts mehr zu sehen. Wie gesagt, ich war nicht so wie es beim Streit rübergekommen war.
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